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Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit

Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit

Titel: Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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fragte Childe.
    »Ich weiß es nicht. Aber ich glaube, Hirz hat Recht. Und das macht mir Sorgen.«
    »Mir auch. Aber es wird noch eine Weile dauern, bis wir damit Probleme bekommen.« Childe wandte sich an den Ultra. »Forqueray – würden Sie die Honneurs machen?«
    Ich drehte mich um und betrachtete den neuen Raum, der vor uns lag. Die Tür stand offen, aber noch war keiner von uns über die Schwelle getreten. Wir warteten wie immer, bis Forqueray seine Kameradrohne vorausschickte, damit sie feststellen konnte, ob wir nicht in eine Falle liefen.
    Forqueray warf die Drohne durch die offene Tür.
    Wir sahen die üblichen roten Stotterblitze, als sie den Raum mit sichtbarem Licht absuchte. »Keine Überraschungen«, sagte Forqueray. Es klang etwas zerstreut, wie immer, wenn er die Ergebnisse der Kamera weitergab. »Leerer Metallraum … nur geringfügig kleiner als der, in dem wir jetzt stehen. Am anderen Ende eine Tür, deren Rahmen auf jeder Seite einen halben Meter breit ist. Die Symbole sind diesmal ziemlich komplex, Celestine.«
    »Das schaffe ich schon, keine Sorge.«
    Forqueray trat etwas näher an die Tür heran, hob die flache Hand und wartete gelassen, dass seine Drohne zu ihrem Herrn zurückkehre. Wir warteten mit ihm, doch als erst eine, dann mehrere Sekunden vergingen und nichts geschah, keimte allmählich der Verdacht, dass etwas nicht stimmte.
    Der nächste Raum war völlig dunkel; man sah keine roten Lichter mehr.
    »Die Kamera …«, sagte Forqueray.
    Childes Augen huschten zu ihm. »Was ist damit?«
    »Sie hat aufgehört zu senden. Ich kann sie nicht orten.«
    »Das ist nicht möglich.«
    »Wenn ich es Ihnen doch sage.« Der Ultra sah uns an. Er konnte seine Angst nicht mehr verbergen. »Sie ist nicht mehr da.«
    Childe trat in den schwarzen Raum. Ich wollte ihn schon für seinen Mut bewundern, da erbebte der Boden unter meinen Füßen. Am Rande meines Blickfelds bewegte sich etwas, so rasch, als schlösse sich ein Augenlid.
    Die hintere Tür – der Ausgang aus dem Raum, in dem wir standen – war zugeschlagen.
    Celestine fiel vornüber. Sie hatte in der Öffnung gestanden.
    »Nein«, rief sie, als sie mit einem hörbaren Schlag auf dem Boden aufkam.
    »Childe!«, rief ich überflüssigerweise. »Bleib, wo du bist – es ist etwas passiert.«
    »Was?«
    »Die Tür hinter uns hat sich geschlossen und dabei Celestine getroffen. Sie ist verletzt …«
    Ich befürchtete schon das Schlimmste – dass ihr die Tür womöglich einen Arm oder ein Bein abgequetscht hätte –, aber zum Glück war es nicht so ernst. Die Platte hatte nur die Schenkelpartie des Anzugs getroffen und zwei Zentimeter der Panzerung abrasiert. Celestine selbst hatte alles unbeschadet überstanden. Die beschädigte Stelle war noch luftdicht, und die Mobilität und die kritischen Systeme des Anzugs waren nicht beeinträchtigt.
    Die Selbstreparaturmechanismen waren bereits dabei, die Wunde zu schließen.
    Sie setzte sich auf. »Mir fehlt nichts. Der Aufprall war hart, aber ich glaube, es hat keinen bleibenden Schaden gegeben.«
    »Bist du sicher?«, fragte ich und streckte ihr die Hand hin.
    »Vollkommen sicher«, antwortete sie und erhob sich, ohne meine Hilfe in Anspruch zu nehmen.
    »Sie hatten Glück«, sagte Trintignant. »Sie hatten die Tür nur zum Teil blockiert. Sonst wären Ihre Verletzungen sicherlich interessanter gewesen.«
    »Was ist geschehen?«, fragte Hirz.
    »Childe muss etwas ausgelöst haben«, sagte Forqueray. »In dem Moment, als er den anderen Raum betrat, wurde die hintere Tür geschlossen.« Der Ultra näherte sich der Öffnung. »Was ist mit meiner Kameradrohne, Childe?«
    »Ich weiß nicht. Sie ist einfach nicht da. Man sieht nicht einmal Trümmer, und ich finde auch nichts, was sie hätte zerstören können.«
    Alle schwiegen betroffen. Dann ließ sich Trintignants Piepsstimme vernehmen. »Ich finde, das ergibt einen wenn auch verqueren Sinn.«
    »Tatsächlich?«, sagte ich.
    »Ja, mein Bester. Ich habe den Verdacht, der Turm hat die Drohne bis jetzt geduldet – um uns in Sicherheit zu wiegen, wenn sie so wollen. Doch jetzt hat er beschlossen, uns diese mentale Krücke zu entziehen. Er will uns nicht länger gestatten, uns einen Raum anzusehen, bevor einer von uns ihn betritt. Und von jetzt an wird er auch keinen von uns mehr gehen lassen, bevor wir die Aufgabe gelöst haben.«
    »Sie meinen, das Ding ändert mittendrin die Regeln?«, fragte Hirz.
    Der Doktor wandte ihr sein ebenmäßiges Silbergesicht zu.

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