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Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit

Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit

Titel: Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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gute Nachricht?«
    »Und die wäre?«, fragte Childe.
    »Wissen Sie noch, wie wir Hirz an den Anfang zurückschickten, um zu sehen, ob uns der Turm tatsächlich gehen lassen würde?«
    »Ja«, sagte Childe. Hirz war seither noch einmal zurückgegangen, nicht den ganzen Weg, aber doch ein Dutzend Räume weit, und abermals hatte sie der Turm in keiner Weise behindert. Nichts wies darauf hin, dass sie den Ausgang nicht jederzeit wieder erreichen könnte.
    »Mich hatte dabei etwas gestört«, sagte Forqueray. »Als sie zurückging, öffnete der Turm eine Tür nach der anderen, um sie durchzulassen, und schloss sie hinter ihr wieder. Das ergab für mich keinen Sinn. Warum öffnete man ihr nicht gleich alle Türen?«
    »Das ist auch mir aufgefallen, muss ich gestehen«, sagte Trintignant.
    »Nachdem ich eine Weile darüber nachgedacht hatte, kam ich zu dem Schluss, dass es einen Grund geben müsste, nicht alle Türen gleichzeitig zu öffnen.«
    Childe seufzte. »Und welchen?«
    »Luft«, sagte Forqueray.
    »Das soll doch wohl ein Scherz sein?«
    Der Ultra schüttelte den Kopf. »Als wir anfingen, befanden wir uns im Vakuum – zumindest war die Luft ebenso dünn wie auf Golgathas Oberfläche. Das blieb auch in den nächsten Räumen so. Doch dann veränderte sich die Atmosphäre. Sehr langsam, zugegeben -aber meine Anzugsensoren nahmen es wahr.«
    Childe schnitt eine Grimasse. »Und es ist Ihnen nicht im Traum eingefallen, uns davon in Kenntnis zu setzen?«
    »Ich wollte warten, bis ich ein Muster erkennen konnte.« Forqueray warf einen Blick auf Celestine, doch die verzog keine Miene.
    »Er hat Recht«, sagte Trintignant. »Auch ich habe den Wandel in den atmosphärischen Bedingungen bemerkt. Forqueray ist sicher auch nicht entgangen, dass die Temperatur in jedem Raum ein wenig höher war als im vorhergehenden. Ich habe die Trends extrapoliert und bin zu einem vorläufigen Ergebnis gelangt. Noch zwei – vielleicht auch drei Räume, dann können wir unsere Anzüge ablegen und normal atmen.«
    »Die Anzüge ablegen?« Hirz sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren. »Soll das ein Witz sein?«
    Childe hob die Hand. »Augenblick. Doktor Trintignant, Forqueray sprach zwar von Luft, aber das muss noch nicht heißen, dass wir sie atmen können.«
    Die Antwort des Doktors klang wie ein Flötensolo. »O doch. Der Anteil der verschiedenen Gase steht fast im gleichen Verhältnis wie bei dem Gemisch, das unsere Anzüge liefern.«
    »Das kann nicht sein. Ich erinnere mich nicht, eine Probe abgegeben zu haben.«
    Trintignant nickte. »Dennoch scheint eine Probe genommen worden zu sein. Übrigens ist die Atmosphäre genau von der Beschaffenheit, wie sie von den Ultras bevorzugt wird. Argyles Expedition hätte sicherlich eine etwas andere Mischung verwendet, es ist also nicht etwa so, dass der Turm ein langes Gedächtnis hätte.«
    Ich fröstelte.
    Die Vorstellung, der Turm – dieses gewaltige atmende Gebilde, in dem wir herumhuschten wie die Ratten – sollte sich ohne unser Wissen durch die harte Panzerung unserer Raumanzüge hindurch eine Probe unserer Atemluft ergattert haben, lag mir wie ein Eisklumpen im Magen. Der Blutturm wusste also nicht nur, dass wir hier waren, er wusste auch – und zwar sehr genau –, wie wir beschaffen waren.
    Er wusste um unsere Verwundbarkeit.
    Wie um Forqueray für seine scharfe Beobachtung zu belohnen, war die Atmosphäre im nächsten Raum deutlich dichter und viel wärmer als zuvor. Noch konnte man nicht darin leben, aber man wäre ohne einen schützenden Raumanzug auch nicht mehr auf der Stelle tot gewesen.
    Die Aufgabe in diesem Raum war selbst für Celestines Begriffe bei weitem die schwerste bisher. Wieder ging es im Wesentlichen um die Figuren zu beiden Seiten der Tür, doch jetzt waren sie durch verschiedene Symbole und Linien miteinander verbunden. Das Ganze sah aus wie das U-Bahn-System einer fremden Stadt. Einigen der Hieroglyphen waren wir schon vorher begegnet – sie hatten Ähnlichkeit mit mathematischen Operatoren wie dem Additions- oder Subtraktionszeichen –, aber es waren noch nie so viele auf einmal gewesen. Und es handelte sich nicht einfach um eine numerische Aufgabe, sondern – zumindest das konnte Celestine mit einiger Sicherheit erkennen – um topologische Transformationen in vier Dimensionen.
    »Bitte sagen Sie mir, dass Sie die Lösung auf den ersten Blick sehen«, flehte Childe.
    »Ich …« Celestine verstummte. »Ich glaube schon. Ich bin mir nur nicht völlig

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