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Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit

Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit

Titel: Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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waren abgetrennt und eingelagert worden, an ihrer Stelle trugen wir ungeheuer stabile Skelettprothesen, die sich aber so weit zusammenklappen und verformen ließen, dass wir damit auch durch die engste Tür kommen konnten. Unsere Körper steckten in Exoskeletten, an denen die künstlichen Gliedmaßen verankert waren. Zu guter Letzt hatte uns Trintignant aus Gleichgewichtsgründen peitschenähnliche Schwänze verpasst und die Haut über die Metallteile wachsen lassen. Dabei hatten sich hier und dort glänzend graue Flecken gebildet, organische Panzerplatten aus dem gleichen Diamantgewebe, mit der er auch Hirz’ Raumanzug verstärkt hatte.
    Als er mit uns fertig war, sahen wir aus wie Windhunde mit glitzernder Diamanthaut.
    Diamanthunde.
    Ich nickte. »Ich bin Richard.«
    »Dann komm, um Gottes willen, mit mir zurück.«
    »Warum bist du uns gefolgt?«
    »Um dich darum zu bitten. Zum letzten Mal.«
    »Du hast dich so verändern lassen, nur um mich zurückzuholen?«
    Langsam und gemessen wie ein Steinbildnis streckte sie den Arm aus und winkte mich zu sich. Auch sie hatte mechanische Gliedmaßen, aber nicht diesen hundeähnlichen Körperbau.
    »Bitte.«
    »Du weißt doch, dass ich jetzt nicht umkehren kann. Wir sind schon so weit gekommen.«
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis ihre Antwort kam. »Du verstehst nicht, Richard. Es ist nicht alles so, wie es scheint.«
    Childe wandte mir seine Hundeschnauze zu.
    »Höre nicht auf sie«, sagte er.
    »Nein«, widersprach Celestine. Offenbar konnte auch sie Childes Lasersignale empfangen. »Höre du nicht auf ihn, Richard. Er hat dich von Anfang an belogen und betrogen. Dich und alle anderen. Sogar Trintignant. Deshalb bin ich zurückgekommen.«
    »Sie lügt«, sagte Childe.
    »Nein. Ich lüge nicht. Hast du es denn noch immer nicht gemerkt, Richard? Childe war schon einmal hier. Er ist nicht zum ersten Mal im Blutturm.«
    Ich zwang meinem Hundekörper ein Achselzucken ab. »Ich auch nicht.«
    »Ich meine nicht seit unserer Ankunft auf Golgatha. Ich meine vorher. Childe war schon vorher auf diesem Planeten.«
    »Sie lügt«, wiederholte Childe.
    »Woher wussten Sie dann so genau in allen Einzelheiten, was uns erwartete?«
    »Ich wusste es nicht. Ich war nur umsichtig.« Er drehte sich zu mir, sodass nur ich die Laserblitze sehen konnte. »Wir verschwenden kostbare Zeit, Richard.«
    »Umsichtig?«, spottete Celestine. »O ja; Sie waren verdammt umsichtig. Indem sie etwa andere Anzüge mitbrachten, mit denen wir auch weiterkamen, als die ersten zu sperrig wurden. Und Trintignant – woher wussten Sie, dass Ihnen der Mann so gute Dienste leisten würde?«
    »Ich hatte die Leichen am Fuß des Blutturms gesehen«, antwortete Childe. »Alles Menschen, die das Bauwerk geschlachtet hatte.«
    »Und?«
    »Und da dachte ich mir, es wäre nicht schlecht, einen Mediziner dabei zu haben, der solche Verletzungen beheben könnte.«
    Celestine nickte. »Das will ich nicht bestreiten. Aber es ist doch nur ein Teil der Geschichte?«
    Ich sah erst Childe, dann Celestine an. »Und wie lautet die ganze Wahrheit?«
    »Diese Leichen haben nichts mit Captain Argyle zu tun.«
    »Nicht?«, fragte ich.
    »Nein.« Celestines sprach so entsetzlich langsam, dass ich wünschte, Trintignant hätte auch sie in einen diamanthäutigen Hund verwandelt. »Nein. Weil es diesen Argyle nämlich nie gegeben hat. Er war nur eine nützliche Fiktion – um zu begründen, wieso Childe überhaupt etwas über den Blutturm wusste. Aber die Wahrheit … Warum erzählen Sie uns die nicht selbst, Childe?«
    »Woher soll ich wissen, was Sie hören wollen?«
    Celestine lächelte. »Sie brauchen nur zu sagen, dass diese Leichen die Ihren sind.«
    Sein Schwanz zuckte ungeduldig und streifte dabei über den Boden. »Das höre ich mir nicht länger an.«
    »Dann lassen Sie es bleiben. Aber Trintignant wird Ihnen das Gleiche sagen. Er ist Ihnen nämlich auf die Schliche gekommen, nicht ich.«
    Sie warf mir etwas zu.
    Ich zwang die Zeit, sich zu dehnen. Der Gegenstand, den sie geworfen hatte, schwebte auf parabolisch gekrümmter Bahn träge durch die Luft. Mein Verstand berechnete seinen Kurs und extrapolierte die Flugbahn mit absoluter Präzision.
    Ich machte einen Schritt, öffnete meine Vorderklaue und fing das Ding auf.
    »Das kenne ich nicht«, sagte ich.
    »Trintignant dachte wohl, du müsstest es kennen.«
    Ich schaute darauf nieder und versuchte, es mit neuen Augen zu sehen. Ich erinnerte mich, dass der Doktor zwischen den Knochen,

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