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Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit

Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit

Titel: Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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die um den Turm herumlagen, etwas gefunden und in die Tasche gesteckt hatte. Dieses harte, schwarze, unregelmäßig geformte Objekt mit der abgerundeten Spitze.
    Doch was mochte es sein?
    Eine schwache Erinnerung stieg auf.
    »Es muss noch mehr Beweise geben«, sagte ich.
    »Gewiss doch«, antwortete Celestine. »Die menschlichen Überreste – mit Ausnahme derer, die seit unserer Ankunft dazukamen – stammen alle von ein und demselben Individuum. Ich weiß es. Trintignant hat es mir gesagt.«
    »Das kann nicht sein.«
    »O doch. Man braucht nur zu klonen, dann ist es fast ein Kinderspiel.«
    »Was für ein Unsinn«, sagte Childe.
    Ich wandte mich ihm zu. Der Schatten eines Gefühls regte sich in mir. Trintignant hatte nicht alles vollkommen gelöscht. »Wirklich?«
    »Warum sollte ich mich klonen?«
    »Ich kann es dir sagen«, mischte sich Celestine ein. »Er hat dieses Artefakt tatsächlich gefunden, aber schon sehr viel früher, als er behauptet. Und er hat es aufgesucht, um es zu erforschen. Mit Hilfe von Klonen seiner selbst.«
    Ich sah Childe an und erwartete zumindest den Ansatz einer Erklärung. Aber er tapste nur auf allen vieren in den nächsten Raum.
    Die Tür hinter Celestine schlug zu wie ein stählernes Augenlid.
    Childe rief durch die noch geöffnete Tür: »Nach meiner Schätzung haben wir neun oder zehn Minuten Zeit, um die nächste Aufgabe zu lösen. Ich studiere sie gerade, und ich finde sie … gelinde gesagt … anspruchsvoll. Ich schlage vor, alle weiteren Gespräche über solche Banalitäten zu vertagen, bis wir durch sind.«
    »Childe«, sagte ich. »Das war nicht richtig. Celestine wurde nicht gefragt …«
    »Ich ging davon aus, dass sie zum Team gehört.«
    Celestine betrat den neuen Raum. »Nein. Jedenfalls war ich mir dessen nicht bewusst. Aber jetzt sieht es wohl so aus.«
    »Das lobe ich mir«, sagte Childe. Und in diesem Augenblick fiel mir ein, woher ich das kleine schwarze Ding kannte, das Trintignant auf Golgathas Oberfläche gefunden hatte.
    Vielleicht täuschte ich mich ja.
    Aber es sah genau so aus wie ein Teufelshorn.

Zw ölf
     
     
    Die Aufgabe war so elegant, vielschichtig und verwickelt und so potenziell tückisch wie noch keine bisher.
    Schon beim ersten Anblick hetzte mein Verstand durch verschiedenste mathematische Möglichkeiten und entdeckte tiefe Verbindungen zwischen Bereichen der Logik, die für mich bisher in keinem theoretischen Zusammenhang gestanden hatten. Ich war wie in Ekstase, hätte stundenlang so dastehen und die Symbole betrachten können. Leider galt es das Rätsel nicht nur zu bewundern, sondern zu lösen. Und dafür blieben uns nur noch knapp neun Minuten.
    Zwei oder drei Minuten – für mein Gefühl zwei oder drei Stunden – drängten wir uns um die Tür. Keiner sprach ein Wort.
    Ich brach das Schweigen, als ich das Bedürfnis spürte, für einen Augenblick an etwas anderes zu denken.
    »Hatte Celestine Recht? Hast du dich selbst geklont?«
    »Natürlich hat er das«, sagte sie. »Er wollte gefährliches Terrain erkunden, also musste er alles mitnehmen, was zur Regenerierung von Organen erforderlich war.«
    Auch Childe wandte sich von den Symbolen ab. »Das ist nicht die gleiche Ausrüstung, wie man sie zum Klonen braucht.«
    »Nur deshalb, weil künstliche Sperren eingebaut wurden«, gab Celestine zurück. »Sobald man sie weglässt, kann man nach Herzenslust klonen. Warum nur eine Hand oder einen Arm regenerieren, wenn man auch einen ganzen Körper züchten kann?«
    »Und was hätte ich davon? Doch nur eine geistlose Kopie meiner selbst.«
    »Nicht unbedingt«, widersprach ich. »Mit Gedächtnis-Trawls und Nanomaschinen ließen sich beträchtliche Teile der eigenen Persönlichkeit und der eigenen Erinnerungen auf einen Klon übertragen.«
    »Er hat Recht«, sagte Celestine. »Die Reskription von Erinnerungen ist kein Problem. Wer wüsste das besser als Richard?«
    Childe wandte sich wieder der Aufgabe zu, die sich nach wie vor einer Lösung hartnäckig widersetzte.
    »Noch sechs Minuten«, sagte er.
    »Verdammt, lenken Sie nicht ab«, fauchte Celestine. »Richard soll genau wissen, was hier vorgefallen ist.«
    »Wozu?«, fragte Childe. »Liegt Ihnen denn wirklich so viel daran, was mit ihm geschieht? Mir ist Ihr angeekelter Blick nicht entgangen, als Sie uns in unserer jetzigen Gestalt sahen.«
    »Mag sein, dass ich Abscheu empfinde«, erwiderte sie. »Aber mich stößt nicht weniger ab, wenn jemand manipuliert wird.«
    »Ich habe niemanden

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