Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Titel: Rhanmarú - Das tote Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
Vom Netzwerk:
leichtfertige Jugend«, murmelte ihr Führer.
    Die Rhan grinsten sich an.
    Damian erwies sich als ausgesprochen gefühlvoll. Schreckensbleich und mit
zittriger Stimme erklärte er die Anwendung von Streckbank und Holzkreuz, von
Zangen und Peitschen. Erik glaubte fast, die Schreie der Gefolterten zu hören und
Blut rinnen zu sehen. An Gerrits aufgerissenen Augen sah er, dass es dem ähnlich
ging. Die Verliese waren leer. Die Dunkelheit und Kälte in ihnen bescherte trotzdem
allen eine Gänsehaut. Ihr Führer brachte sie zum Wasserverlies.
    »Das Schrecklichste«, flüsterte er. »Das Wasser kommt und geht. Es steigt auf
zwei Meter und fließt dann wieder ab, in stetigem Rhythmus. Schläfst du ein, wirst
du ertrinken, angekettet an kalten Stein. Schauerlich! Einfach schauerlich!«
    »Waren da mal welche drin?«, fragte Gerrit interessiert.
    »Nicht, solange ich lebe«, antwortete Damian mit Inbrunst. »Nie werde ich
solch rohe Gewalt zulassen. Menschen sollen glücklich sein und tanzen und sich
nicht gegenseitig Schmerz zufügen. Das ist Barbarei!« Er schüttelte sich geziert.
»Kommt Kinder, schnell fort von diesen unheiligen Stätten.«
     
    Am längsten hielten sie sich in den großen Sälen auf, deren Wände mit Spiegeln
und Blattgold verziert waren. Riesige Kronleuchter hingen von der Decke.
Damian zeigte ihnen sogar einige Tänze. Holly und Anna waren hingerissen von
seiner Grazie und seinem Elan. Er führte sie über das Parkett, wobei er laut und
melodisch die passenden Lieder sang.
    »Der wäre was für Frau Meise«, flüsterte Adrian. »Die singt doch auch so
gern.«
    Erik lachte. »Ja aber er singt nicht so falsch. Die beiden kämen nie auf einen
Nenner.«
    »Da kannst du recht haben«, stimmte er zu.
    Holly kam mit gerötetem Gesicht auf sie zu. »Wisst ihr, was ich komisch finde?
Gestern dachte ich noch, dass ich sterben müsste und heute tanze ich durch einen
Saal und amüsiere mich köstlich. Ich würde eigentlich gern länger bleiben.«
    Erik konnte dem nur zustimmen. »Ja, es ist wirklich schön hier, nicht nur im
Vergleich zu unserem letzten Aufenthalt.«
    »Denkt doch mal an Aeneas!« Adrian grinste. »Wenn diese Ailina ihn weiter so
anmacht, passiert ein Unglück. Erma kocht jetzt schon.«
    »Sieht klasse aus, diese »Tochter des Feuers«. Richtig scharf!«, schwärmte
Erik.
    »Na, wenn sie ‘ne olle Gesichtsbaracke wäre, würde Erma sich auch kaum so
ärgern«, erwiderte Holly. »Aber so wie sie aussieht und unseren Lord ansäuselt.«
    Anna kam mit Damian von der Tanzfläche.
    Er nickte den Jungen zu: »Was für eine Gnade für euch! So beschwingte, leichtfüßige
Tänzerinnen. Ihr müsst euch glücklich schätzen.«
    »Ja, wenn sie es wüssten, vielleicht«, erwiderte Holly lachend.
    »Ich werde versuchen, heute Abend ein Bankett zu veranstalten«, schlug er aufgeregt
vor. »Wir werden feiern und tanzen. Ja, das werden wir! Damian wird die
jungen Herren lehren. Ja, das wird er mit Vergnügen.«
    Die Damen waren entzückt, die Herren betroffen.
    Ihr Führer guckte etwas verschreckt, als Holly Erik bat: »Stell dich nicht an!
Ich fechte schließlich auch mit dir, dann kannst du auch mal mit mir tanzen.«
     
    Vom Observatorium konnten sie den Vulkanberg sehen. Groß und feindselig
wirkte er. Dunkler Rauch stieg auf. Der Himmel über ihm war rot.
    »Da gehen wir morgen hin«, hauchte Anna mit Ehrfurcht in der Stimme.
    »Glaubst du, wir schaffen das?«, fragte Gerrit zweifelnd.
    »Aber immer! Das klappt schon!« Adrian verdrehte die Augen.
    Sie waren recht lange unterwegs gewesen und beschlossen, sich jetzt besser
etwas auszuruhen. Sie bedankten sich bei ihrem netten Führer und trennten sich.
     
    Aeneas stand über eine Landkarte gebeugt. Er wandte sich um, als die Tür
geöffnet wurde. Er hatte angenommen, dass Erma hereingekommen war, aber es
war Ailina.
    »Ich muss mit Euch sprechen«, kam sie umgehend zur Sache. »Damian sagte
mir, dass Ihr beabsichtigt, morgen schon wieder aufzubrechen.«
    Er nickte. »Die Kinder haben sich dank Eurer Bäder gut erholt. Es wird Zeit,
dass wir weiterkommen.«
    Sie sah ihn mit großen Augen an. »Wollt Ihr mich einfach verlassen? Ich hatte
angenommen, Ihr würdet bei mir bleiben.«
    Er lachte. »Das geht schlecht! Ihr wisst, dass wir zum Vulkanberg wollen und
danach nach Hause.«
    »Ihr kennt die Prophezeiung nicht«, erklärte sie schlicht. »Wir werden für
immer zusammen sein.«
    Der Ringlord wusste nicht recht, ob er jetzt

Weitere Kostenlose Bücher