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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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überlegen, lief Gudrun, so schnell sie konnte, zur Halle. Gunter und seine Männer folgten ihr.
    Hagen richtete sich neben der Ehrentafel auf, auf der jetzt Sigfrid lag. Brünhild trug nur ein weißes Unterkleid. Sie stand neben ihm. Ihre Lippen bebten triumphierend, aber ihr Gesicht war totenblaß. In diesem Augenblick öffnete sich das große Tor, und Costbera kam mit Sigmund an der einen und Nibel an der anderen Hand herein. »Ich weiß, ich komme spät«, rief sie, »aber die Jungen sind mir davongelaufen und...« Sie verstummte und sah plötzlich, was sich in der dämmrigen Halle abspielte. Erschrocken drückte sie die Kinder an sich.
    Noch ehe jemand etwas sagen oder tun konnte, griff Brünhild nach Sigfrids Schwert und riß es aus der Scheide. Im nächsten Augenblick stand sie vor Costbera. Hagens Frau wich in panischer Angst zurück, aber Brünhild packte sie am Handgelenk und stieß zu. Die Schwertklinge funkelte rot im Schein der Flammen, als der Stahl sein Opfer fand. Brünhild zog das Schwert wieder zurück, und Sigmunds Blut klebte daran.
    Brünhild fing den Jungen auf, als er stürzte und hob ihn hoch. Gudrun lief los, aber Gunter packte ihren Arm und riß sie zurück, und Gudrun wußte, daß Gunter ihr das Leben gerettet hatte, denn Brünhild hatte noch immer Gram in der Hand. Brünhild trug Sigmund zu der Tafel und legte ihn neben seinen Vater. »Jetzt ist das Wergeld fast bezahlt«, rief sie, »denn als Sigfrid mich zurückwies, hat er bei dem Speer seines Blutsbruders geschworen, daß die Sippe der Wälsungen ein grausames Ende finden werde. Auch ich werde jetzt zu meiner Sippe in Walhall zurückkehren, und so wird sich das Geschick von Wotans Kindern erfüllen.« Sie hob Gram, setzte die blutige Schwertspitze auf das weiße Leinen unterhalb der Brüste.
    Gunter lief auf sie zu, aber Hagen versperrte ihm den Weg. Als Gunter sich mit Gewalt den Weg freimachen wollte, sah Gudrun, daß seine Hand unter Hagens Blick erschlaffte. Ein Schauer rann ihrem Bruder über den Rücken und ließ ihn am ganzen Körper beben, aber gegen Hagen war er machtlos.
    »Niemand soll sie daran hindern zu sterben!« rief Hagen. »Sie hat uns kein Glück gebracht, seit sie hier ist. Soll sie ins Totenreich fahren und nie mehr im Ring von Mittelerde wiedergeboren werden!«
    Gudrun glaubte zu ersticken. Sie konnte weder lachen noch weinen. Wie gelähmt sah sie kristallklare Tränen über Brünhilds Wangen fließen. Der Kristall in Grams Heft funkelte
    zwischen ihren Fingern, als sie sich das Schwert der Wälsungen tief in den Leib stieß. Brünhild öffnete überrascht den Mund, als habe sie nicht mit dem stechenden Schmerz gerechnet. Sie hustete, und etwas Blut floß ihr über das Kinn.
    »Hört alle her!« rief sie. »Mein Gold und meinen Besitz soll haben, wer will, Mägde und Knechte, nehmt das Gold und freut euch daran.«
    Ihre Hände ließen das Schwert los. Sie hob mühsam den rechten Arm und deutete kurz auf Gudrun. »Du wirst dich dank Krimhilds Künsten bald wieder mit deinen Brüdern versöhnen. Deine Tochter Schwanhild wird die schönste aller Frauen sein, aber du hast keinen Grund, dich zu freuen. Nach dem Tod deiner Brüder wirst du König Jomaker heiraten und Schwanhild den Gotenkönig Ermanerich, aber aus Eifersucht läßt er sie von Rössern zerstampfen. Dann wird niemand mehr von deiner Sippe am Leben sein, und dein Leid wird wachsen.«
    Brünhild schloß die Augen, ihr Kopf sank auf die Schulter, dann hob sie ihn wieder, und ihr Blick richtete sich auf Hagen. »Die Burgunder verbrennen ihre Toten nicht, aber du mußt für uns alle einen großen Scheiterhaufen errichten lassen.. . für Sigmund, Sigfrid und mich. Blut soll uns wie ein schützendes Tuch bedecken. Verbrenne mich an der Seite dieses Königs. Die Krieger sollen an der anderen Seite sein -zwei an seinem Kopf, zwei an seinen Füßen -und vergiß nicht, uns zwei Falken auf die Brust zu legen. Dann ist das Maß erfüllt. Lege zwischen uns das blanke Schwert wie damals, als wir in einem Bett schliefen und die Verlobung besiegelt haben. Dann wird die Tür sich nicht schließen, wenn ich ihm folge, und das Scheiden aus dem Ring der Mittelerde wird unserem Rang entsprechend sein, wenn die fünf Geiseln und die acht Knechte meines Vaters mir, Sigfrid und seinem Sohn folgen. Grani muß auch geopfert werden, damit Sigfrid auf dem Rücken seines Hengstes zur Halle des Drichten reiten kann.«
    Brünhilds Kopf fiel auf die Schulter. Die Knie gaben unter ihr

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