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Rheinsteigmord - Kriminalroman

Rheinsteigmord - Kriminalroman

Titel: Rheinsteigmord - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Spur.
    Fred bog auf die Landstraße ab. Sie führte vom Rhein weg durch ein enges Tal hinauf nach Höhr-Grenzhausen, dann nach Ransbach-Baumbach, einem der Zentren des Kannenbäckerlandes. Dem Besucher, dem die Keramiktradition fremd war, wurde sie mit überdimensionierten Salzkeramikkrügen nahegebracht, die immer wieder am Wegesrand auftauchten.
    Die CERACK GmbH hatte ihren Sitz im Industriegebiet Sälzerstraße hinter dem Ortsausgang. Gegenüber einer romantischen Kulisse mit Wiesen und bewaldeten Hügeln im Hintergrund ging es links ein Stück aufwärts – vorbei an einem hohen, turmartigen Kasten, in dem sich, wie Fred in großer Schrift lesen konnte, ein Mahlwerk befand. Ein unangenehmes Knirschen, Rumpeln und Poltern drang von dort ins Innere des Bullis.
    Nach hundert Metern erkannte Fred das Logo, auf dem die sechs Firmenbuchstaben wie in einer Bienenwabe geometrisch angeordnet waren. Ein pfeilförmiges Schild wies zu einem Parkplatz. Fred hatte große Auswahl. Die Fläche war fast leer.
    Das Firmengebäude, das er schon auf dem Foto im Netz gesehen hatte, sah in Wirklichkeit nicht so strahlend weiß und sauber aus. Der Putz war an einigen Stellen verschmutzt, eine Efeuranke, die sich auf der einen Seite nach oben schlängelte, war hellbraun – wahrscheinlich vertrocknet –, und an den Rändern des asphaltierten Vorplatzes wuchs Unkraut. Zwei Reihen dunkler quadratischer Fenster starrten Fred an, als er auf den Eingang zuschritt. Als wäre das kein Gebäude, sondern ein Insektenmonster aus einem Horrorfilm. Neben den Stufen zur Tür parkte ein schwarzer Mercedes-Sportwagen.
    Die gläserne Eingangstür war verschlossen. Fred hatte es geahnt. Er wollte kehrtmachen, da bemerkte er hinter der Scheibe eine Bewegung. Eine Frau mit dunklen Haaren und Pferdeschwanz ging an einen Tresen, griff irgendwohin, und ein Türöffner schnarrte. Fred gelangte in einen Empfangsraum mit Teppichboden. Blumenkübel links und rechts. Seitlich eine kleine Sitzgruppe. Eine Treppe führte in die obere Etage.
    »Da haben Sie aber Glück, dass ich gerade zurückgekommen bin«, sagte die Frau und lächelte Fred an. »Ich habe gleich Feierabend. Was kann ich denn so spät noch für Sie tun?«
    »Ist das hier die CERACK GmbH?«
    »Steht doch draußen dran, oder?«
    »Sagt Ihnen der Name Daniela Hecht etwas?«
    Sie zog die Stirn kraus. Sie war nicht viel älter als Sarah. Mitte zwanzig höchstens.
    »Klingt ja wie im Krimi. Sind Sie von der Polizei?«
    Fred wusste nicht, ob er die Wahrheit sagen oder sie in dem Glauben lassen sollte. In diesem Fall war es sicher besser, keine Spielchen zu spielen.
    »Ja, das klingt wie im Krimi, und es ist auch einer. Ich ermittle in einem Todesfall. Die Angehörigen haben mich beauftragt.«
    »Privatdetektiv? Cool. Ich meine: interessant! War der Todesfall ein Mord?«
    »Nein, darum geht es nicht. Daniela Hecht kam bei einem Unfall ums Leben. Sie war Journalistin und hatte wohl vorgehabt, etwas über Ihre Firma zu schreiben.«
    »Und Sie glauben, sie ist deswegen umgekommen?«, fragte die junge Frau sichtlich entrüstet.
    »Mir geht es nur darum zu erfahren, ob irgendwer von der CERACK GmbH Frau Hecht kannte.«
    »Und wenn schon. Ich finde, das klingt, als hätten wir was damit zu tun.«
    »Es wäre möglich, dass es für den Unfall Zeugen gibt«, erklärte Fred ruhig. »Darum geht es. Nicht um die Schuldfrage.«
    »Also eher so eine Versicherungsgeschichte?«
    Gute Idee, dachte Fred. »Zum Beispiel.«
    Sie überlegte einen Moment. »Ich kann dazu sowieso nichts sagen. Ich kenne den Namen der Frau nicht.«
    »Ich kann sie Ihnen beschreiben, wenn Sie wollen.«
    »Nicht nötig. Ich muss ohnehin erst mit Frau Ackermann darüber sprechen. Und die wird keine Zeit für Sie haben.«
    »Ich kann warten.« Fred deutete auf die Sitzgruppe in der Ecke. Zwei schwarze Sofas standen sich gegenüber. Dazwischen ein Glastisch.
    »Nein, ich meinte, sie wird heute überhaupt keine Zeit mehr für Sie haben. Sie ist erst vor zwei Stunden von einer längeren Dienstreise zurückgekommen. Sie ist zwar noch im Haus, aber sie wird gleich heimfahren.«
    »Vielleicht kann ich sie selbst dazu überreden, mit mir zu sprechen? Es dauert nur eine Minute. Und es wäre wirklich wichtig.«
    »Überlassen Sie das lieber mir. Glauben Sie mir, es ist besser so. Warten Sie bitte einen Moment.«
    Sie nahm den Telefonhörer und drückte eine Taste. Es schien lange zu klingeln, denn es vergingen etliche Sekunden, bis sie zu sprechen begann.

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