Rheinsteigmord - Kriminalroman
Sie senkte die Stimme, doch Fred, der ein paar Schritte in Richtung der Sitzgruppe gegangen war, konnte sie gut verstehen.
»Ja, sicher, Frau Ackermann, ich weiß. – Habe ich getan, der Rest wird morgen erledigt. Übrigens, noch etwas anderes. Hier ist ein Besucher, der Sie sprechen möchte. – Ja, einen Moment.«
Fred betrachtete die Fotos über dem Sofa. Sie waren schwarz-weiß und zeigten finster dreinblickende, steif dasitzende Menschen. Männer in schwarzen Anzügen und weißen Hemden. Frauen in dunklen, hochgeschlossenen Kleidern. Inszeniert, als wären es Königinnen. Ein Fachwerkhaus. Ein Teil einer Landschaft, die aussah wie eine Kiesgrube.
»Wie war noch mal Ihr Name?« Sie hielt den Hörer zu und sah ihn an.
»Bleikamp.«
Sie gab die Meldung an ihre Chefin weiter und wartete auf eine Reaktion. »Ist gut«, sagte sie dann. »Ja, mache ich.« Sie legte auf. »Frau Ackermann hat keine Zeit. Ich soll mit Ihnen einen Termin ausmachen.«
Fred schritt zurück zum Tresen. »Sie wird doch die eine Minute haben, um mir eine Frage zu beantworten.«
»Ich kann ihr die Frage stellen, wenn Sie wollen. Bei nächster Gelegenheit. Lassen Sie mir Ihre Handynummer da, und dann sehen wir weiter.«
»Also gut. Aber wenn das nicht klappt, komme ich wieder und gehe Ihnen ein zweites Mal auf die Nerven.«
Sie hob die Augenbrauen, sagte aber nichts, sondern nahm einen Zettel und sah Fred fragend an. Er diktierte seine Nummer und nannte noch einmal Daniela Hechts Namen. »Fragen Sie sie bitte auch, ob ihr der Name Werner Friesdorf etwas sagt. Professor Werner Friesdorf.«
»Ist der Professor auch verunglückt?«
»Das versuche ich herauszufinden.«
Sie schrieb alles auf. Fred verabschiedete sich und verließ das Gebäude. Draußen tönte das ferne Knirschen des Mahlwerks zu ihm herüber. Er stieg in den Bulli und fuhr vom Gelände. Er bog links ab in Richtung Hauptstraße, blieb aber am rechten Straßenrand stehen. Im Rückspiegel behielt er die Zufahrt zur CERACK GmbH im Auge.
Der kleine Mercedes schob sich eine Viertelstunde später aus der Ausfahrt. Am Steuer saß eine Frau mit hellem Haar. Sie bog rechts ab – in die entgegengesetzte Richtung. Er fluchte. Wenn er ihr folgen wollte, musste er wenden.
Hastig ließ er den Motor an und gab Chandler die Sporen.
Fred hatte gedacht, die Sälzerstraße sei letztlich eine Sackgasse wie viele Industriegebiete, doch anscheinend gab es eine weitere Ausfahrt in nördlicher Richtung. Als er sie erreichte, sah er den Mercedes gerade noch nach rechts abbiegen.
Er stoppte nicht, als er an die Abzweigung kam. Von links näherte sich auf der Hauptstraße ein Lkw. Fred gab Gas und scherte knapp davor ein. Er erntete ein dunkles, dröhnendes Hupen. Der Mercedes war noch zu sehen. Er fuhr gerade auf einen Kreisverkehr zu. Dort gab es eine Auffahrt zur A3.
Wenn sie die Autobahn nahm, hatte Fred keine Chance.
Er konnte einige Meter aufschließen, als sie stoppte, weil der Kreisel von einem Sattelschlepper blockiert wurde. Zwischen ihr und Fred standen zwei weitere Personenwagen. Als es weiterging, verlor er sie kurz aus den Augen, stellte dann aber fest, dass sie nicht auf die A3 gefahren war. Nach einer Unterführung tauchte eine Ortschaft auf. Mogendorf.
Frau Ackermann fuhr nicht besonders schnell. Sie sorgte sogar für eine kleine Schlange. Hinter ihr stauten sich die beiden Pkws, Fred, der Lkw, und dahinter vielleicht noch weitere Fahrzeuge.
Die Pkws setzten einer nach dem anderen zum Überholen an. Frau Ackermann schien es nicht zu stören, dass ein Golf und ein kleiner Opel Corsa an ihr vorbeizogen. Sie hielt sich sogar äußerst rechts, um sie vorbeizulassen. Fred fuhr dichter auf und konnte die Silhouette der Frau sehen. Sie telefonierte.
Sie macht es mir wirklich leicht, dachte er zufrieden.
Als Frau Ackermann in ein Mogendorfer Wohngebiet abbog, hielt er großzügig Abstand. Die Straßen wurden schmal. Der Mercedes blinkte und stoppte in einer Garagenzufahrt. Ein breites dunkelgrünes Tor öffnete sich langsam. Als hätte das kurze Warten ihre Ungeduld vergrößert, gab Frau Ackermann Gas und verschwand in der Garage. Die Bremsleuchten ihres Wagens flammten auf. Das Tor schloss sich wieder. Hinten hupte jemand. Fred versperrte mit Chandler die Straße.
Er fuhr ein Stück weiter, fand rechts eine Lücke, parkte, stieg aus und ging zurück. Dann stand er vor dem Garagentor. Links davon führten Stufen zu einem höher gelegenen Bungalow. Fred ging hinauf, öffnete ein
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