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Rheinsteigmord - Kriminalroman

Rheinsteigmord - Kriminalroman

Titel: Rheinsteigmord - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Klassiksender. Er fand eine einsame Violine, die eine todtraurige Musik in die Nacht schickte. Fred kannte das Stück. Es war eine der berühmtesten Kompositionen für Violine solo: die Chaconne von Johann Sebastian Bach. Ein ganzes Universum auf vier Saiten, komponiert als weit gespannte Kette von Variationen über ein schleppendes Thema voller Trauer und Resignation. Fred hatte irgendwo gelesen, dass Bach es zum Gedenken an seine erste Frau geschrieben hatte, die früh gestorben war.
    Er ließ sich von den traurigen Tönen tragen und dachte über das nach, was Sarah gesagt hatte. Alles Zufall. Kein Beweis. Du glaubst nur, dass alles zusammenhängt. Aber der Ausschnitt, den du von der ganzen Sache siehst, ist so winzig. Es könnten noch so viele andere Dinge eine Rolle spielen.
    Aber es hat jemand auf mich geschossen, dachte er. So viel Detektiv bin ich doch, dass ich das erkennen kann.
    Quatsch, sagte seine innere Stimme. Du hast in deinem ganzen Leben noch keinen Schuss gehört. Höchstens im Fernsehen. Und das ist ja nun kein Maßstab. Du bist ein reiner Beine-in-den-Bauch-steh-Detektiv. Ohne Erfahrung. Und, wie Sarah gezeigt hat, auch ohne gesunden Menschenverstand.
    Die Bach-Chaconne ging in eine vitalere Passage über. Der Solist spielte schnelle, rasende Tonketten. Das Stück besaß an der Stelle einen Ausdruck von Festbeißen, von Gefangensein in einem engen Raum, aus dem es keinen Ausweg gibt – sosehr man auch danach sucht. Und der Geiger, der hier spielte, machte es wirklich gut. Er vermittelte Fred den Eindruck, dass die Wände des imaginären Gefängnisses immer näher an ihn heranrückten.
    Unter den Klängen des Geigenstücks kletterte Fred nach vorn auf den Fahrersitz.
    Und wenn es nur ein Stein gewesen war?
    Wenn es ein Stein war, schwor er sich, dann gebe ich den Fall auf. Dann hat das alles keinen Zweck. Ich wäre ein Spinner, kein Detektiv. Höchstens noch ein Möchtegernkrimischreiber. Wenn ich aber recht habe …
    Dann werde ich den Fall lösen. Finde ich eine Kugel, werte ich das als ein Zeichen.
    Er sah Sarahs skeptisches Gesicht vor sich.
    Ein Zeichen wofür? Und ein Zeichen von wem?
    Egal. Er glaubte einfach daran.
    Er suchte noch einmal im Fußraum. Tastete über den Boden. Auch das Innere der Fahrertür untersuchte er genau, aber dort war genauso wenig zu finden wie vorhin, als Sarah da gewesen war.
    Eine dritte Möglichkeit gab es natürlich auch noch. Dass er einfach gar nichts fand. Dass er weiter in der Schwebe herumstocherte.
    Er ließ sich kopfüber in den Fußraum rutschen. Nun hatte er die aus dieser Perspektive riesig wirkenden Pedale vor sich. Er drehte sich, so gut es ging, versuchte, in der Dunkelheit unter dem Sitz etwas zu erkennen, und tastete. Das Blut stieg ihm in den Kopf. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.
    Da!
    Da war etwas Hartes. Kleines. Glattes.
    Etwas größer als eine Erbse. Metallisch.
    In einem Anfall von Enthusiasmus rutschte Fred weiter nach unten, umfasste das Ding und arbeitete sich hektisch aus der unangenehmen Position heraus.
    Er atmete tief durch, als er endlich wieder richtig herum auf dem Schreibplatz thronte. Vorsichtig öffnete er die Hand und sah sich an, was er da unten gefunden hatte.
    Ein rundes Stück Metall.
    Eine Kugel.
    Fred hatte keine Ahnung, aus was für einer Art Waffe sie stammte, aber es war seiner Meinung nach ganz eindeutig eine Kugel aus einer Schusswaffe.
    Bingo.
    Sarah, du hast unrecht. Ein Ansatzpunkt.
    Er musste herausfinden, was für eine Waffe das war, die solche Munition verschoss. Und wer eine solche Waffe besaß.
    Das Metallstück, das ein wenig geschwärzt zu sein schien und wahrscheinlich aus Blei bestand, blinkte auf. Ein Lichtreflex.
    War an dem Zufahrtstor neben dem Parkplatz die Lampe angegangen? Fred sah sich um.
    Hinter Chandler tat sich etwas. Zwei Scheinwerfer näherten sich. Da kam ein Wagen langsam auf ihn zugefahren.
    Fred steckte die Kugel in seine Jeanstasche und kletterte nach hinten. Vielleicht diente die Stelle hier ja gelegentlich auch als Rückzugsplatz für Pärchen oder so was.
    Mir egal, dachte er und zog Isabels Blümchenvorhänge zu.
    Die Chaconne näherte sich ihrem Ende. Hinter den Violinklängen ratterte der Motor des Wagens. Fred hörte deutlich, wie die Bremsen quietschten. Der Motor erstarb. Die Musik ebenfalls. In die Stille hinein klappte eine Autotür.
    Jemand hat auf dich geschossen, Herr Detektiv, dachte Fred. Und du kriegst gerade an einem einsamen Ort Besuch. Warum hast du eigentlich

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