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Rheinsteigmord - Kriminalroman

Rheinsteigmord - Kriminalroman

Titel: Rheinsteigmord - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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sitzt nicht. Er liegt auf dem eingebauten Bett.
    Der Weg nach Rockenfeld. Schmal und kurvig geht es durch den Wald. In eine andere Welt.
    Brennende Häuser. Lachende Feuerwehrmänner. Sie brennen das Dorf nieder und feiern ein Fest. Keine Musik. Alles ist stumm. Was ist aus Chopin geworden?
    Er fährt immer noch. Die Whiskyflasche ist weg. Aber er hat noch den bitteren Geschmack im Mund. Und er liegt … verdammt noch mal, er liegt doch hier im Bett!
    Wie kann das Auto fahren, wenn er hier liegt?
    Chandler, du kannst nicht fahren, wenn niemand hinter dem Steuer sitzt.
    Schwärze.
    Und das einlullende Geräusch von Chandlers Motor.
    Bremsen. Etwas zieht ihn nach vorn.
    Ein Gegenstand kollert irgendwo am Boden herum. Ob das die Flasche ist? Fred versucht, sie zu packen, aber der Schmerz im Rücken bremst ihn jäh.
    Du musst dich nicht um alles kümmern. Ruh dich aus. Schlaf. Morgen ist auch noch ein Tag. Wo ist die Metallkugel? Sicher in der Tasche. Charly hat sie dir nicht weggenommen. Er wusste nichts davon. Obwohl er eine Menge wusste.
    Stille.
    Schlaf.
    Endlich Ruhe.
    Ein helles Knattern ließ Fred aufschrecken.
    Als hätte der Presslufthammer wieder eingesetzt. Eine schwache Erinnerung streifte ihn. An den Morgen, an dem er mitten in der Baustelle aufgewacht war. War er in seiner Wohnung? Nein, das konnte nicht sein. Er war doch mit Chandler unterwegs gewesen. Hatte Whisky getrunken.
    Der Lärm hörte nicht auf. Er war wie ein Vorhang, hinter dem jeder Versuch, einen Gedanken zu fassen, im Keim erstarb.
    Verdammt, was war hier los?
    Fred hatte noch die Augen geschlossen. Doch er nahm so eine Art wildes Geflacker um sich herum wahr. Scheinwerfer? War Charly zurückgekommen? Hinsetzen. Diesmal wirst du mich nicht überrumpeln, alter Junge. Und dieser Pablo auch nicht. Ich werde mich wehren, du feige Sau, so viel ist sicher.
    Ein scharfer Schmerz im Rücken. Besser liegen bleiben.
    Mach wenigstens die Augen auf.
    Das Geknatter ging weiter. Jetzt kamen Schreie hinzu. Und einzelne, dumpfe Einschläge. Es klang wie Bomben. Die Schreie waren Schreckensschreie. Anweisungen wurden einfach hingebellt. Befehle. Etwas heulte, knatterte, raste. Und immer wieder donnerten die Explosionen.
    Augen auf!
    Fred sah Bilder. Geflacker. Rennende schwarze Figuren. Vor einer grauen Masse stieß ein riesiges Rohr schräg in eine weiße Fläche. Es donnerte, und im selben Moment stieß das Rohr zurück und spuckte etwas Qualmendes aus. Wieder ertönte Geheul.
    Stacheldraht. Eine Wüste aus Schlamm. Weite Schlieren voller Wasser. Fahrzeugspuren.
    Unter dem Morast regte sich etwas. Gestalten erstanden auf, total verdreckt, als sei die verwüstete Erde lebendig geworden. Die Figuren trugen flache Helme und hielten Gewehre. Sie rannten unbeholfen auf die Stacheldrähte zu. Unterdessen ging das Geheule, Geknatter und Gekrache weiter. Einige fielen, andere liefen weiter.
    Fred versuchte, die Hände zu heben und sich die Ohren zuzuhalten. Aber es ging nicht. Er sah an sich herunter, konnte aber nicht erkennen, woran es lag. War er gelähmt? Oder hatte man ihn gefesselt?
    Gefesselt … Tatsächlich.
    Wo war er überhaupt?
    Zu dem Geknatter kam ein tiefes Dröhnen, und nun tauchte etwas Neues aus dem Schlamm auf. Ein röhrendes Wesen, groß wie ein Dinosaurier. Es bäumte sich auf, fiel nach vorn und raste mit schrecklichem Gebrüll auf Fred zu. Rotierende Ketten glitten an ihm vorbei, ließen den Dreck aufspritzen und einen ganzen Pulk der behelmten Figuren fliehen. Wieder hörte Fred Schreie, doch sie gingen in dem unbarmherzigen Mahlen der Ketten unter.
    Fred schluckte. Ein unerträglicher Geschmack im Mund quälte ihn. Wenn du schon nicht die Ohren verschließen kannst, dann mach wenigstens die Augen zu, dachte er.
    Doch das Mahlen, das Schreien, das Knattern blieb. Und verschmolz mit Bildern aus Freds Gedächtnis. Er sah sich auf einem Parkplatz aus dem Bulli steigen. Ein Knirschen lag in der Luft. Geschmack nach Staub. Er betrachtete ein altes Foto, das eine schlammige alte Landschaft zeigte. Eine Art Kiesgrube.
    Plötzlich rebellierte sein Magen, Säure stieg ihm in den Mund. Er spuckte aus.
    Wieder die Augen offen. Männer in einem Graben, schwarz vor Dreck, die ihm entgegenlächelten. Im nächsten Moment ein bellendes Rufen. Leben kam in die Gestalten. Raus aus dem Graben, hinaus in die Schlammwüste. Dann wieder das Rohr, das Brennendes, Rauchendes ausstieß. Die schwarzen Figuren rennen vor den Einschlägen davon, die über sie

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