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Rheinsteigmord - Kriminalroman

Rheinsteigmord - Kriminalroman

Titel: Rheinsteigmord - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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bewusst.
    Da war eine große Wiese vor ihm – weit hinten begrenzt von hohen Bäumen. Pappeln oder so was. Chandler stand auf Asphalt. Am Rande einer kleinen Straße, die schnurgerade an der Wiese entlangführte. Rechts waren die einander gegenüberliegenden Bergrücken über dem Rheintal sichtbar. Fred kam zu dem Schluss, dass er nicht sehr weit von seinem Lagerplatz entfernt sein konnte. Aber er war woanders!
    Er stand auf und sah sich um.
    Hinter Chandler mündete die kleine Straße auf eine größere, die zum Rhein führte. In diesem Moment kam ein Auto vorbei, das in diese Richtung fuhr. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand ein Turm. Ein quadratisches Gebilde aus Natursteinen, oben ein hölzerner Rundumgang und ein Fachwerkaufbau. Gekrönt von einem ausladenden Dach. Die hohen Fensteröffnungen schienen Fred anzublicken.
    Es war der Limesturm Nummer eins. Die Nachbildung. Sie stand an fast genau der Stelle, wo einst der legendäre Römerwall begonnen hatte. Zu Füßen des Turms gab es eine Bank. Daneben eine Schautafel und eine kleine Wiese. Dahinter Gebüsch. Wieder rollte ein Auto vorbei.
    Fred war im Bilde.
    Sein alter Lagerplatz lag etwa einen Kilometer rheinabwärts. Von dort aus hatte er den Limesturm mit zusammengekniffenen Augen sehen können.
    Wie kam er hierher?
    Hatte er sich heute Nacht in seinem Suff etwa noch hinters Steuer gesetzt und war gefahren? Was hatte ihn auf diese bescheuerte Idee gebracht?
    Es herrschte reger Verkehr auf der Straße zwischen ihm und dem Turm. Kein Wunder, dahinten am Rhein befand sich die Fähre nach Bad Breisig. Fred sah auf die Uhr. Halb neun. Er stieg in den Bulli und schob die Seitentür zu.
    Wo war der Autoschlüssel?
    Er steckte. Brav und ordentlich.
    Fred tastete in seine Jeanstasche. Die Kugel war noch darin. Er holte sie heraus und betrachtete sie nachdenklich.
    Seine Lebensgeister waren wieder da. Als er auf den Fahrersitz kletterte, war der Schmerz im Rücken nur noch eine ferne Erinnerung.
    Was nun?
    Erst mal weg hier.
    Fred hatte das Bedürfnis, sich zu waschen und zu rasieren. Und zwar besser, als das hier im Bulli möglich war.
    Mal ganz abgesehen vom Gang zum Klo.
    Und dann?
    Er dachte an die Kugel. An die Bilder, die ihn heute Nacht so realistisch verfolgt hatten. Und ihm kam eine Idee.
    Mit der Fähre setzte er über den Rhein und folgte der B9 in Richtung Koblenz. Kurz vor Namedy verschwand er im Gebüsch und umging so die Nutzung der Chemietoilette. Dann suchte er mit der Internetverbindung seines Handys nach einschlägigen Truckertipps, und eine halbe Stunde später, nachdem er sich durch den morgendlichen Stau bis nach Mülheim-Kärlich gequält und die Landstraße genommen hatte, erreichte er den Autohof Metternich. Hier kostete das Duschen zwei Euro. Rasieren konnte man sich auch. Frühstück gab es ohnehin. Gegen elf war er ein halbwegs neuer Mensch. Und bereit, ein Telefonat zu führen.
    »Luck«, meldete sich eine Frauenstimme.
    »Fred Bleikamp hier. Guten Morgen. Kann ich mit Ludi sprechen?«
    »Worum geht es denn?«
    Die Frau klang misstrauisch. Offenbar erinnerte sie sich nicht an Fred. Er wusste noch, dass sie sich damals genauso abweisend verhalten hatte. Als ob sie ihren Mann vor etwas beschützen musste. Vielleicht war dem ja auch so.
    »Wir kennen uns schon eine Weile«, sagte Fred. »Ich brauche eine Auskunft.«
    »Ach, da rufen so viele an. Ich weiß nicht, ob er Zeit hat.«
    »Ist er denn da?«
    »Er ist wie meistens beschäftigt.«
    »In seinem Garten?«
    Offenbar hatte die Frau begriffen, dass Fred Ludi tatsächlich näher kannte, denn sie taute etwas auf.
    »›Garten‹ sagt er nicht dazu«, erklärte sie.
    »Ich weiß, er nennt es ›Farm‹. Oder ›Shiloh Ranch‹ oder so.«
    »Ganz genau.«
    Fred versuchte sich zu erinnern, wie die Frau aussah, aber es gelang ihm nicht. Er hatte sie nur einmal kurz gesehen, und das war über ein Jahr her. Als er darangegangen war, endlich seinen Krimi zu schreiben. Allerdings drohte er auch da schon zu scheitern und hatte sein Heil darin gesucht, sich mit jemandem zu unterhalten, der Erfahrungen mit der Polizei hatte. Irgendwie war er an Ludis Telefonnummer gekommen.
    »Wie gesagt – ich würde ihn gern sprechen.«
    »Versuchen Sie es. Wenn Sie ihn kennen, wissen Sie ja, wo er zu finden ist.«
    Ludi hieß eigentlich Ludger. Doch niemand nannte ihn so, und alle, mit denen er sich näher befasste, waren sofort mit ihm per Du. Früher war er beim Grenzschutz gewesen, später dann bei

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