Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rheinsteigmord - Kriminalroman

Rheinsteigmord - Kriminalroman

Titel: Rheinsteigmord - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
der Bereitschaftspolizei. Die Karriere im Außendienst ging zu Ende, als er sich beim Sport am Knie verletzte. Er machte das Beste daraus. Er spezialisierte sich auf das Thema Waffen und wurde zu einem Experten, der lange Zeit junge Polizisten ausbildete.
    Man konnte Ludi eine Schraube zeigen, und er hielt einem aus dem Stand einen zweistündigen Vortrag über die Waffe, aus der sie stammte. Und nicht nur über die Waffe selbst. Auch über Kaliber, Rechtsvorschriften, Hersteller, Analysen zur Ballistik, hergestellte Stückzahl.
    Inzwischen war Ludi pensioniert, schon seit vielen Jahren. Aber hin und wieder beriet er Krimiautoren, denen es auf realistische Informationen über bestimmte Waffen ankam. Ludis Frau war sein schützender Schild, damit er nicht von Anfragen überrannt wurde. Als Fred ihn damals aufgesucht hatte, war es noch recht leicht gewesen, an ihn heranzukommen. Irgendwann war der Kontakt aber eingeschlafen. Und Fred hatte sein Buch nie vollendet.

19
    Auf der Kurt-Schumacher-Brücke bei Metternich überquerte er die Mosel und nahm den Weg hinauf auf die Karthause. Jenseits der weißgrauen schachtelförmigen Wohnanlagen, die den Hügel bedeckten, folgte er der Hunsrückhöhenstraße bis Waldesch.
    Fred hielt sich auf der Dieblicher Straße, die mitten durch den Ort ging, und landete an einem Kreisverkehr, der ihm gar nicht bekannt vorkam. War er in der Zeit, seit er Ludi das letzte Mal gesehen hatte, entstanden? Auch die Häuser wirkten neu. Vielleicht hatte man die Straße saniert und für Neubausiedlungen gesorgt.
    Fred überlegte. Dann kam ihm die Erleuchtung. Nur zwei Kilometer weiter bog eine Straße in den kleinen Ort Hünenfeld ab. Dort war er richtig. Fred näherte sich nun einem Bauernhof. Noch ein Stück zwischen den eng stehenden Häusern hindurch, dann rechts. Chandlers Reifen polterten über einen Feldweg, der auf einem platt gewalzten Lehmplatz endete.
    Die hintere Seite wurde durch einen Zaun abgegrenzt. Mittendrin gab es ein hohes hölzernes Tor, über dem an einer Kette ein dicker Querbalken hing. »Shiloh Ranch« stand in eingebrannten Buchstaben darauf. Im Hintergrund, jenseits eines Rasenstücks, kauerte eine kleine Blockhütte neben einem Fahnenmast, von dem müde die US -Flagge herabhing. Aus dem Kamin drang eine graue Rauchfahne. Weiter rechts hob sich eine helle, dreieckige Fläche vor hohen, dicht belaubten Bäumen im Hintergrund ab. Ein Wigwam – mindestens vier Meter hoch.
    Fred stieg aus und ging auf das Anwesen zu.
    »Ach, der Herr Krimischreiber«, rief eine Stimme von irgendwo hinter dem Zaun. »Lange nicht gesehen.«
    Erst jetzt bemerkte Fred Ludi, der dort am Boden kauerte. Vor sich hatte er eine offene Dose Holzschutzmittel und war damit beschäftigt, den Zaun mit der öligen Flüssigkeit einzupinseln. Von der Dose ging ein scharfer Geruch aus, der Fred den Atem nahm.
    Ludis helle Augen streiften ihn nur kurz. Dann schob er sich den schwarzen Stetson zurück ins Gesicht und machte weiter. Zentimeter für Zentimeter. »Ist ja nett, dich mal wiederzusehen. Wie läuft das Krimischreiben?«
    Fred blieb stehen. »Nicht so.«
    »Schade.« Ludi betrachtete prüfend die Holzstrebe, die halb eingeschmiert war, und setzte die Arbeit fort. »Was du mir damals erzählt hast, klang ziemlich spannend. Worum ging’s da noch mal?«
    Fred konnte sich selbst kaum daran erinnern. Der wievielte Anlauf zu einem Krimi war das damals gewesen? Und welche Fassung war er mit Ludi durchgegangen? Welchen Entwurf überhaupt?
    Vielleicht die Sache mit dem Bankraub. Ein Mann will eine Bank überfallen. Unter den Kunden ist eine Frau, die sich als Verflossene des Täters entpuppt. Sie erkennt ihn. Und dem Räuber bleibt nichts anderes übrig, als sie als Geisel zu nehmen. Auf der Flucht vor der Polizei versucht sie nach und nach, ihn unter Druck zu setzen und um die Beute zu bringen.
    Der entscheidende Punkt dabei war die Waffe des Bankräubers gewesen, die schließlich in den Besitz der Frau kommen sollte. Genau dafür hatte Fred Ludis Rat gebraucht. Wie viel Schuss hatte so eine Pistole im Magazin? Wer stellte sie her? Wie konnte man sich so eine Pistole besorgen? Was kostete sie?
    »Ich glaube, du hattest da eine ganz gute Idee für einen Bankraub«, sagte Ludi. »Um nicht zu sagen, eine sehr gute.«
    Ja, dachte Fred. Ihm gefiel die Idee auch. Warum hatte er sie nicht fertig geschrieben? Er schob den Gedanken beiseite. Jetzt ging es um etwas anderes.
    »Diesmal habe ich es mit einem echten

Weitere Kostenlose Bücher