Rheinsteigmord - Kriminalroman
Treppenhaus entschwand, steckte sie ihm etwas zu.
Als er unten war, sah er, dass es zwei Zwanziger waren.
* * *
Als Fred in Ransbach-Baumbach Jonas Hamms Adresse in sein Notizbuch geschrieben hatte, war das mechanisch geschehen. Jetzt erst wurde ihm klar, dass der Mann nur etwa einen Kilometer von seiner eigenen Wohnung entfernt lebte. Eine gute Gelegenheit, mal nachzusehen, wie es um sein Zuhause stand.
Er hielt nicht an, sondern ließ Chandler nur langsam vorbeirollen. Die Fassade war komplett eingerüstet und in Plastik verpackt, als sei Christo am Werk gewesen.
Nur wenige Minuten später bog Fred in die Wachsbleiche ein, die etwas abschüssig neben dem großen Platz verlief, an dessen Ende sich die Beethovenhalle duckte. Fred war früher oft ins Konzert gegangen. In letzter Zeit war er zwar mehr aufs CD - und iPod-Hören umgestiegen. Aber das konnte man ja wieder ändern. Zumal es hieß, dass die Beethovenhalle von einem neuen Festspielhaus abgelöst werden sollte – das allerdings noch geplant, gebaut und vor allem finanziert werden musste. Fred nahm die erste Parklücke, die er kriegen konnte, und folgte der schnurgeraden Straße zu Fuß weiter. Ganz hinten, wo sich die beiden Straßenseiten perspektivisch fast zu berühren schienen, glänzte das Wasser des Rheins. Links tauchte ein bräunliches Gebäude auf. Es war ein Eckhaus. Daneben führte eine Treppe zur etwas höher gelegenen Parallelstraße. Graffiti in verschiedenen Farben bedeckte die Wand.
Schließlich hatte Fred die Adresse gefunden. »Hamm/Kollmann« war auf dem Klingelschild zu lesen. Fred drückte. Irgendwo im Haus ertönte eine plärrende Schelle. Dann der Summer.
Vor einer Wohnungstür stand eine junge Frau in Jeans und verwaschenem T-Shirt. Dunkelblondes Haar, glänzende Wangen mit rötlichen Flecken. Eine randlose Brille auf der Nase. Fred schätzte sie auf Mitte zwanzig.
War das Hamms Freundin? Und die Sache mit Gesine Ackermann ein Verhältnis? Oder war die Frau einfach nur eine Mitbewohnerin?
»Ja bitte?«, sagte sie und musterte Fred durch ihre Brille.
»Guten Tag, Bleikamp mein Name. Ist Herr Hamm zu Hause?«
»Im Moment nicht. Worum geht’s denn?«
Vertrauen signalisieren, dachte Fred. Zeigen, dass du ihn kennst.
»Ich hatte versucht, ihn bei den Ackermanns zu erreichen, aber da war er nicht. Und da dachte ich, ich erwische ihn vielleicht zu Hause. Seine Handynummer habe ich leider nicht.«
»Er ist jetzt oft bei den Ackermanns«, sagte die Frau. »Manchmal den ganzen Tag.«
Fred nickte, als träfe er sich mit Hamm mindestens täglich. »Ich weiß. Die Arbeit für die Firma ist ziemlich hart. Können Sie mir sagen, wann er nach Hause kommt?«
»Heute Abend wohl. Soll ich ihm was ausrichten?«
Ja, dachte Fred. Richte ihm aus, dass ich mit ihm reden muss. Aber das klang zu polizeimäßig.
»Sagen Sie ihm doch bitte, dass ich eine interessante Information für ihn habe.«
»Geht’s dabei um die Ackermanns? Um diese Firma? CERACK ?«
»Ja, unter anderem. Ich erkläre ihm das dann selbst.«
Fred riss ein Blatt aus seinem Notizbuch und schrieb ihr seine Handynummer auf.
»Ich glaube, dass er sie schon hat«, sagte er. »Nur für alle Fälle.«
Sie nahm den Zettel, verabschiedete sich und schloss die Tür.
22
Als Fred wieder ins Auto stieg, war es zwanzig vor sechs. Er brauchte eine gute Viertelstunde, bis er sich durch den Berufsverkehr auf die Bundesstraße gekämpft hatte. In Königswinter war ein Unfall passiert. Die Polizei regelte den Verkehr und ließ abwechselnd immer nur eine Fahrtrichtung passieren. Als Fred Bad Hönningen hinter sich gelassen hatte und die Straße suchte, die zum Treffpunkt mit Haustein führte, war es schon nach halb sieben.
Die Straße durchquerte ein kleines Tal mit dem merkwürdigen Namen Arienheller. Wenn Fred das richtig einschätzte, führte sie letztlich in dieselben weiten Wälder, in denen die Überreste von Rockenfeld lagen. Doch schon einen guten halben Kilometer hinter der Abzweigung hatte Fred sein Ziel erreicht. Neben einem hohen, etwas düsteren Anwesen, das wie ein altes Herrenhaus wirkte, gelangte er auf einen kleinen Parkplatz.
Das Bauernstübchen lag direkt gegenüber. Es war ein gelbes, freundliches Gebäude, das sich an dem schmalen Sträßchen entlangzog und dessen Mauer sich auf der einen Seite in einer dichten grünen Hecke fortsetzte. Dahinter lag die Terrasse, von der Haustein gesprochen hatte. Hoffentlich war er noch da.
Fred öffnete ein kleines Gatter in
Weitere Kostenlose Bücher