Rheinsteigmord - Kriminalroman
befand, ganz in der Nähe des Neuwieder Zoos. So fuhr er über Höhr-Grenzhausen durch das enge Tal hinunter auf die B42 und verließ sie wieder in der Gegend von Engers.
Hier, zwischen Neuwied und Bendorf, erstreckte sich eine weite Ansammlung von gesichtslosem Brachland, von Lagergebäuden, Autohäusern und Werkstätten. Fred war klar, dass er sich nördlich halten musste, und schließlich fand er eine Ausschilderung nach Heimbach-Weis, dem nördlichen Stadtteil von Neuwied. Er durchquerte das Dörfchen und fand endlich ein Schild, das ihm den Weg zum Golfplatz wies – über die Burghofstraße, eine lange Reihe von Häusern, die weiß in die Gegend hineinleuchteten, unterbrochen von Bäumen mit ausladenden Kronen, umgrenzt von dicken, in prallem Grün stehenden Hecken.
Dann war der Ort zu Ende. Fred bremste. Die Straße führte als schlecht befestigter Weg geradeaus in den Wald. Doch rechts ging es neben einem Schild »Golfclub, Restaurant, Gut Burghof« steil den Berg hinauf. Die Steigung war fast alpin. Der Motor des kleinen Pandas röhrte schmerzhaft, doch Fred war froh, dass er nicht mit Chandler hier hinaufmusste.
Die Straße war nicht nur steil, sie war auch eng, und wie auf der Fahrt nach Rockenfeld fragte sich Fred, was wohl geschehen würde, wenn ihm jemand entgegenkam. Dann wäre wohl Rangieren angesagt. Seltsam, dachte er. Wer Golf spielt, ist doch sicher eher mit größeren Wagen unterwegs.
Es ging in weiten Kurven weiter bergauf. Links stand ein Warnschild: »Achtung! Sie überqueren eine Golfbahn! Vorsicht! Gefahr durch Golfbälle von rechts!«
Gut zu wissen, dachte Fred und fragte sich, wie er die Kollision mit einem Golfballgeschoss vermeiden sollte.
Zu beiden Seiten lichtete sich die Bewaldung, und die typischen Flächen aus kastriertem Rasen tauchten auf. Darauf bewegten sich in einiger Entfernung Leute mit ihren Golfwägelchen, die – soweit Fred wusste – Caddys hießen. Oder nannte man sie Trolley, und die Menschen, die sie zogen, waren die Caddys?
Er kam unfallfrei hindurch, folgte einer kleinen Allee und gelangte schließlich auf einen klinisch sauber gehaltenen Parkplatz. Die Wagen der Golfspieler glänzten in der Sonne. Über dem blauen P-Schild war eine stilisierte Kamera abgebildet. Eine Beschriftung informierte darüber, dass der Platz videoüberwacht war.
Fred parkte zwischen einem roten Mercedes und einem silberfarbenen 5er BMW . Als er ausgestiegen war und die Umgebung betrachtete, kam es ihm vor, als wunderten sich die anderen Wagen darüber, welch rostige kleine Karosse in ihren erlauchten Kreis geraten war.
Vor ihm breiteten sich bewaldete Höhen aus, die am Horizont in verschiedenen Farbtönen zwischen Grün und Bläulich verschwammen. Es ging ein leichter Wind, der Fred in den Ohren sang. Sonst war es absolut still. Von dem Trubel mit Autolärm, durchrasenden Zügen, Industrie und allem anderen, das im Rheintal herrschte, bekam man hier nichts mit. Eine Oase der Ruhe.
Es dauerte keine zwei Minuten, da hatte Fred einen Wagen entdeckt, der Simon Ackermann gehören konnte. Es war das gleiche Modell wie der Mercedes-Sportwagen seiner Cousine, allerdings nicht in Schwarz, sondern in Silber. Er trug ein Neuwieder Kennzeichen mit dem Zusatzbuchstaben A, was sicher für Ackermann stand.
Das Clubhaus, von dessen Fassade dem Betrachter ein großes blaues Wappen entgegenleuchtete, lag etwas oberhalb des Parkplatzes. Fred rief sich das Foto von Friedhelm Ackermanns Sohn ins Gedächtnis zurück und ging hinauf – vorbei an den reservierten Parkplätzen für den Vorstand und perfekt gepflegten Büschen. Neben dem Weg ragte so etwas wie eine Straßenlaterne aus dem Boden. Wegweiser in alle Himmelsrichtungen waren daran angebracht: »Sekretariat«, »Umkleiden/ WC «, »Clubrestaurant«, »Pulling Green«, »Proshop« und sogar gleich zwei Hinweise auf einen BMW -Händler mitsamt dem berühmten blau-weißen Propellerlogo. Außerdem ein Hinweis auf einen weiteren Golfplatz, der allerdings tausendsechshundertvierundsechzig Kilometer entfernt war: Golf de Port El Kantaoui . Wo immer das sein mochte.
Fred überlegte, ob er sich im Sekretariat nach Simon Ackermann erkundigen sollte, entschied sich aber dagegen. Wahrscheinlich war der gerade mitten in einem Spiel, und man würde Fred kaum auf den Platz lassen. Er hatte gehört, dass das nur mit speziellen Schuhen möglich war. Von einer Clubmitgliedschaft mal ganz abgesehen. Er inspizierte den Golfartikelladen, ohne ihn zu betreten,
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