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Rheinsteigmord - Kriminalroman

Rheinsteigmord - Kriminalroman

Titel: Rheinsteigmord - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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einer dunkelgrünen Sitzgruppe. Die Strecke, die sie bis zur Terrassentür zurücklegten, war sicher dreimal so lang wie Freds gesamte Wohnung.
    Schließlich traten sie wieder ins Sonnenlicht. Eine Terrasse aus Waschbeton. Dahinter Rasen, in den ein blendend blaues, viereckiges Schwimmbecken eingelassen war. Den rückwärtigen Teil des Grundstücks grenzte keine Mauer ab, auch keine Wand aus Friedhofsgewächsen. Der Rasen hörte einfach an einer Kante auf und ging dann in Brachland über. Hinter kleinen Büschen und alten Fahrrinnen voll Unkraut dehnte sich so etwas wie eine Hügellandschaft aus.
    Auf genau diese Landschaft blickte Friedhelm Ackermann. Er saß auf einer Liege, bis zur Brust bedeckte ihn eine große karierte Decke. Sein Gesicht wirkte eingefallen und faltig. Leises Röcheln war zu hören. Der rasselnde Atem des alten Mannes.
    »Herr Bleikamp ist da«, sagte die Frau.
    Ackermann wandte den Kopf ein wenig zur Seite und sah Fred an. »Haben Sie dem jungen Mann etwas angeboten?«, fragte er mit überraschend fester Stimme.
    »Was kann ich Ihnen bringen?«, wollte sie wissen.
    »Danke, nicht nötig. Ich will mich nicht so lange aufhalten.«
    »Dann setzen Sie sich wenigstens«, sagte Ackermann und gab der Frau ein Zeichen. Sie verschwand im Haus. Ackermann wandte sich wieder der Aussicht auf die Hügel zu. »Sie sind also Journalist?«
    »Wenn es Ihnen recht ist, möchte ich Ihnen ein paar Fragen zu Ihrer Firma stellen. Ich meine, wenn es Sie nicht zu sehr anstrengt.«
    »Anstrengt …« Er bewegte den Kopf hin und her, als sei die Decke auf seinem Körper ein Gefängnis, aus dem er sich befreien musste. Schließlich gelang es ihm, eine blau geäderte Hand herauszuziehen und eine abwehrende Bewegung zu machen. »Wenn einen nichts mehr anstrengt, ist man tot. Aber das bin ich ja schon fast. Was Sie hier sehen, ist ein Wrack. Schlaganfall. Vor drei Monaten. Die Ärzte sagen, ich soll froh sein, dass es mich nicht gleich umgebracht hat. Haben Sie gar keine Kamera dabei?«
    »Wieso? Was soll ich fotografieren?«
    »Na, das hier …« Er machte eine ausladende Bewegung in Richtung des angrenzenden Grundstücks. »Das heißt, Sie müssten ein Stück weiter nach hinten gehen. Sehen Sie die Rinne hier vorn? Wo das Gelände etwas tiefer liegt? Das war mal ein Weg. Als das Haus noch gar nicht stand. Als hier noch kein einziges Haus stand.« Er sah Fred an. »Damals gab es diesen Weg, den wir alle benutzen mussten. Und jetzt sitze ich hier. Aus dem Weg ist meine Terrasse geworden, und für das dahinten interessiert sich keiner mehr. Aber ich habe es ja nicht anders gewollt.«
    »Was ist das für ein Grundstück?«
    »Das wissen Sie nicht? Junger Mann, Sie sollten sich aber vorbereiten, wenn Sie mit mir ein Interview führen wollen. Da war Ihre Kollegin besser organisiert.«
    »Welche Kollegin?«
    »Ach, wahrscheinlich kennen Sie sie gar nicht. Neulich war eine Kollegin von Ihnen hier. Sie hat auch Fragen gestellt – über die Geschichte unserer Firma Ackermann, die ja jetzt diesen wunderbaren, eindeutigen Namen nicht mehr hat. Heute muss alles in irgendwelchen komischen Abkürzungen mit Großbuchstaben benannt werden. CERACK … Wie hört sich das an? Was hätte wohl mein Großvater dazu gesagt?«
    »Bitte erzählen Sie mir doch etwas über das Grundstück dort.«
    »Na, dort hat alles angefangen.«
    Fred nickte. Auf einmal war ihm klar, wovon Ackermann sprach.
    »Jetzt wissen Sie es wieder, oder? Ja, das kann man sich kaum vorstellen. Dahinten, wo sich jetzt Füchse und Hasen Gute Nacht sagen, fing es an. Schreiben Sie ruhig mit, was ich Ihnen jetzt erzähle. Das werden Sie brauchen. Da drüben lag nämlich die Tagesanlage. Die alte Tongrube.«
    Fred holte sein Notizbuch heraus. Ackermann fasste wieder das Gelände jenseits seiner Grundstücksgrenze ins Auge.
    »Mit Loren hat mein Großvater mit seinen Leuten den Ton da rausgeholt. Die Loren wurden an Drahtseilen aus der Grube gezogen. Dann hat er das Zeug verkauft – so, wie es war. Zwanzig Mark hat er für eine Schubkarre voll Ton bekommen. Und ich rede hier von der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Können Sie sich vorstellen, wie viel Geld das damals war? Wahrscheinlich nicht. Selbst ich kann es nicht, und ich bin ja ein gutes Stück älter als Sie. Die wichtigsten Kunden waren übrigens die Holländer. Die haben aus unserem Ton hier aus dem Kannenbäckerland ihre Delfter Kacheln hergestellt.«
    »Und was für Geschäfte macht Ihre Firma heute?«
    Ackermann sah

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