Rheinsteigmord - Kriminalroman
und nahm die Außengastronomie seitlich des Gebäudes in Augenschein, sparte sich aber, einen Kaffee zu trinken.
Dann ging er zurück zu seinem Panda, parkte aus und rückwärts wieder ein. Wer auch immer auf der anderen Seite der Videoleitung saß, mit der dieser Parkplatz überwacht wurde, fragte sich jetzt sicher, was das zu bedeuten hatte.
Fred konnte so Simon Ackermanns Wagen besser im Auge behalten.
Es dauerte eine gute Stunde, bis Ackermann auftauchte. Er kam mit federnden Schritten den Weg herunter. Ein sportlicher Mann. Schlank. Offenes weißes Hemd. Stonewashed-Jeans. Über der Schulter eine schwarze Tasche, aus der Golfschläger herausragten. An seinem Handgelenk glänzte es golden.
Wie seine Cousine war er deutlich älter als auf dem Foto in Friedhelm Ackermanns Haus, aber das kantige Gesicht hatte sich kaum verändert. Das hellbraune Haar war etwas dünner geworden, doch Ackermann trug es noch immer in strengem Seitenscheitel.
Ohne Fred zu beachten, stieg er in sein Cabrio. Kaum hatte er die Tür zugezogen, öffnete sich das Verdeck. Fred sah ihn im Handschuhfach nach etwas suchen. Eine Sonnenbrille.
Der Motor röhrte auf. Ackermann setzte mit einer schnellen Bewegung zurück und lenkte den Wagen zur Ausfahrt des Parkplatzes. Wie ein Pferd, das nach einer langen Zeit im Stall endlich auf die Reitbahn gelassen wird, preschte der Mercedes los – die Allee entlang und die schmale Straße hinunter ins Tal.
Es fiel Fred nicht leicht dranzubleiben. Zum Glück musste Simon Ackermann mehrmals bremsen, weil Gegenverkehr kam. Einige der Fahrer, die zum Golfplatz wollten, schienen ihn zu kennen. Er hob grüßend die Hand. Dann drohte er Fred wieder zu entwischen. Aber ganz unten, am Ende des steilen Abschnitts, bremste er erneut, weil von rechts ein Forstfahrzeug aus dem Wald kam. Es fuhr in gemächlichem Tempo die Burghofstraße hinunter. Ackermann konnte es nicht überholen. Nun war es leicht für Fred, dranzubleiben.
Aber was würde geschehen, wenn sie unten auf der Hauptstraße waren, womöglich auf der Bundesstraße? Der Sportwagen musste nur mal kurz Gas geben, und weg war er. Fred hätte diese Hanna nach Simon Ackermanns Adresse fragen sollen. Dann hätte er gleich dorthin fahren und sich umsehen können.
Was bildest du dir bloß ein?, dachte er. Glaubst du, dieser Schnösel bewahrt die Waffensammlung gleich neben seinem Haus im Garten auf? Wenn er derjenige ist, der den Professor und Daniela Hecht auf dem Gewissen und dich in deinem eigenen Wagen entführt hat, der dir den Film aus dem Ersten Weltkrieg vorspielte und dich dann wieder freiließ – nur, um dir den Mord an Friesdorf in die Schuhe zu schieben … Glaubst du, dann lässt er zu, dass du so einfach hinter ihm herfährst? Meinst du, er hat dich nicht gesehen? Der Panda fällt doch da oben auf dem Parkplatz auf wie ein bunter Hund.
Sie hatten die Burghofstraße etwa zur Hälfte hinter sich gebracht, als Simon Ackermann plötzlich bremste. Ohne den Blinker zu setzen, lenkte er nach rechts und bog in eine Garageneinfahrt ein. Fred stoppte ebenfalls, stieg aus und beobachtete, was sich vorn tat. Es war das gleiche Bild wie bei Gesine Ackermann: Ein Garagentor öffnete sich wie von Geisterhand, und der Wagen verschwand darin.
Die Garage gehörte zu einem klotzigen hellen Haus mit Flachdach, das links und rechts von gepflegtem Rasen umgeben war. Ein paar Tannen schirmten das Gebäude notdürftig vor neugierigen Blicken ab.
Hier schien Ackermann also zu wohnen. Oder besuchte er nur jemanden? Nein, als Besucher hatte er sicher keine Fernbedienung für die Garage.
Fred starrte auf das Tor, das sich nun langsam schloss. Ackermann war in seiner Festung. Fred stand draußen und konnte nur tatenlos zusehen.
Was nun, du Meisterdetektiv?
Er setzte sich in den Panda und überlegte. Stück für Stück ließ er das Gespräch mit Friedhelm Ackermann Revue passieren.
Gesine und Simon waren Konkurrenten um das Erbe der CERACK GmbH. Simon hatte jedoch die besseren Karten. Danach hatten Friedhelm Ackermanns Worte jedenfalls geklungen. Aber das konnte sich ja noch ändern. Gesine strengte sich an. Sie sorgte für die Geschäfte mit China. Sie war in der Firma präsent. Friedhelm Ackermann hatte zwar behauptet, dass sie nur einen Job versah, aber das stimmte nur oberflächlich betrachtet. Sie brachte sich ein. Sie kämpfte um ihr Erbe.
Welche Funktion hatte eigentlich Simon Ackermann in der Firma? Arbeitete er überhaupt dort? Oder verprasste er nur
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