Rheinsteigmord - Kriminalroman
seinen Anteil vom Gewinn? Er hatte nicht direkt eine Funktion in der Firma, hatte Friedhelm Ackermann gesagt.
Daniela Hecht und Professor Friesdorf. Welche Rolle spielten sie in dem Spiel? Sie hatten etwas herausgefunden. Irgendwas Historisches. Was mit der Familie zu tun hatte. Und mit dem Ersten Weltkrieg.
Aber aus der Familie Ackermann war niemand im Ersten Weltkrieg, dachte Fred. Friedhelm Ackermann hat dich in dieser Sache sicher nicht angelogen.
Dann hatten Daniela Hecht und Professor Friesdorf vielleicht sterben müssen, weil sie etwas über die Firma herausgefunden hatten. Etwas, das deren Übernahme betraf und einen der beiden Erben benachteiligte. Gesine oder Simon.
Aber die Entscheidung lag doch zu hundert Prozent bei Friedhelm Ackermann. Und letztlich überzeugten einen Firmeninhaber Zahlen, Gewinne, Businesspläne.
Was würde Sarah dazu sagen?
Würde sie mit ihrer Logik wieder alles für einen Zufall halten und ihm klarmachen, dass er auf dem Holzweg war?
Fred holte das Handy heraus. Er musste mit ihr reden. Er brauchte außerdem ihre Ergebnisse aus der Untersuchung von Daniela Hechts Computer.
Eine Weile wog er das Gerät in der Hand und betrachtete es nachdenklich. Wie schnell war die Polizei, wenn er es einschaltete? Hatte er Zeit für ein Telefonat, das vielleicht nur drei, vier Minuten dauerte?
Er konnte natürlich auch wieder eine öffentliche Telefonzelle aufsuchen. Aber er wollte Simon Ackermans Haus im Auge behalten. Vielleicht fuhr er ja noch mal weg. Und das wäre eine gute Gelegenheit, das Haus näher zu untersuchen.
Er schaltete das Handy ein. Noch nie waren ihm die Sekunden, die es zum Hochfahren brauchte, so lang vorgekommen. Endlich kam das Feld für die PIN -Eingabe. Und dann schien es ein weiteres Mal ewig zu dauern, bis es bereit zum Telefonieren war.
Freds Finger zitterten. Nicht verwählen. Ganz cool die Nummer eingeben. Er sah die Straße hinunter, als er das Telefon ans Ohr hielt. Von dort würde die Polizei wahrscheinlich kommen. Immerhin wussten sie nicht, in welchem Wagen er unterwegs war.
Es tutete. Dann meldete sich Sarah.
»Hallo, Papa«, sagte sie. Offenbar hatte sie seine Handynummer erkannt.
»Hallo. Hast du schon den Computer untersucht?«
»Ja, hab ich. Ich wollte dich auch gerade anrufen.«
Die Straße lag still und leer da. Kein Verkehr. Erst recht kein Streifenwagen.
»Und?«
»Ziemlich kompliziert. Ehrlich gesagt, wäre es das Beste, wir treffen uns. Ich kann da viele Sachen nicht zuordnen.«
»Ich hab leider im Moment gar keine Zeit.«
»Du klingst so komisch. Ist was?«
»Ich bin gerade in einer Überwachung. Ich kann höchstens ein paar Minuten sprechen.«
»Heißt das, du hast wirklich was rausgekriegt?«
»Das heißt es, ja.«
»Gib mir eine Zusammenfassung. Dann kann ich dir vielleicht helfen.«
»Das kriege ich jetzt nicht hin.«
»Aber ich brauche Stichpunkte. Es ist nämlich so: An wirklichen Textdokumenten habe ich kaum was gefunden. Die sind alle kürzlich gelöscht worden. Natürlich könnte ich die Dateien wiederherstellen, aber das würde eine Weile dauern. So weit war ich noch nicht. Ich habe mich erst auf was anderes konzentriert. Auf die Webseiten.«
»Welche Webseiten?«
»Die Daniela Hecht besucht hat. Wer auch immer die Dateien gelöscht hat, mit den Webseiten hat er sich nicht näher befasst.«
»Ich hatte sie mir angesehen, als ich in der Wohnung war. Das hat mich aber nicht weitergebracht. Sie hat über das Internet recherchiert, Meldungen in Nachrichtenmagazinen gelesen und so. Damit kann ich nichts anfangen.«
»Hast du nicht gesagt, eines der Themen in der ganzen Sache sei der Erste Weltkrieg?«
»Klar. Es geht ja da irgendwie um dieses Ehrenmal und …«
»Okay, pass auf. Es gibt eine Webadresse, die Daniela Hecht mehrmals besucht hat. Dort tauschen sich vor allem Historiker aus und berichten über historische Funde und Entdeckungen.«
»Ich glaube, auf der Seite war ich auch. Und?«
»Eine Meldung war vor einer Woche noch Top-Thema. Jetzt ist sie ins Archiv gerutscht. Deswegen hast du sie vielleicht nicht gesehen, als du die Seite aufgerufen hast. Ich konnte aber mit Hilfe der gespeicherten Internetdateien …«
»Sarah! Was steht in der Meldung?«
Wie lange telefonierte er schon? Eine Minute, zwei? Betrachteten die Polizisten seinen Standort gerade auf einer virtuellen Karte, wo hier, in der Burghofstraße in Heimbach-Weis, ein roter Punkt blinkte? Fred hatte so etwas schon oft im Fernsehen gesehen.
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