Rheinsteigmord - Kriminalroman
hier.«
»Ich treffe ihn oben auf dem Golfplatz.«
»Da werden Sie Pech haben. Da ist er nicht.« Fred umrundete den Wagen und öffnete die Beifahrertür. Auf dem Sitz lag eine Ledertasche. Mit einem Griff verfrachtete Fred sie nach hinten und setzte sich in den Fiat. »Ich muss dringend mit Ihnen reden. Fahren Sie bitte los.«
Fred hatte es nicht erwartet, aber Jonas Hamm gehorchte. Er ließ den Motor an und gab Gas. »Ich kann Sie ja mit raufnehmen«, sagte er.
»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie Simon Ackermann da nicht finden werden. Er ist nach Hause gefahren. Ich bin ihm hierher gefolgt.«
»Sie mischen sich ganz schön in die Angelegenheiten der Ackermanns ein«, stellte Hamm fest. Sie hatten die Stelle erreicht, wo es steil rechts hinaufging. Hamm hielt an. »Sie sind das Gesprächsthema Nummer eins in der Familie, wissen Sie das?«
»Ich kann es mir denken. Umso mehr möchte ich mich mit jemandem unterhalten, der mir wirklich weiterhelfen kann.«
Hamm nahm die Brille ab, holte ein Taschentuch aus seinem braunen Sakko und wischte sich über das Gesicht. Fred sah ihn zum ersten Mal aus der Nähe. Er war wirklich deutlich jünger als Gesine Ackermann, höchstens halb so alt. Mitte, vielleicht Ende zwanzig.
»Sie haben doch die Firmengeschichte erforscht«, sagte Fred. »Weil das Jubiläum bevorsteht. Und Sie kennen sämtliche Familienmitglieder gut. Vor allem Frau Ackermann.« Er konnte einen sarkastischen Unterton nicht vermeiden.
»Allerdings. Ich denke, das haben Sie mitbekommen. Und?«
Fred machte eine abwehrende Handbewegung. »Hören Sie, mir ist Ihre Beziehung mit Gesine Ackermann vollkommen egal. Ich bin nur auf der Suche nach Informationen. Und es wäre nett, wenn Sie welche für mich hätten.«
Hamm wendete den Wagen. »Ich nehme an, Sie wollen sich an einem ruhigen Platz mit mir unterhalten«, sagte er. »Und nicht mitten auf der Straße.«
»Wir können ja irgendwo einen Kaffee trinken«, schlug Fred vor. Sie rollten die Burghofstraße hinunter. Plötzlich bremste Hamm wieder. Ein Streifenwagen kam ihnen entgegen. Fred duckte sich instinktiv in den Fußraum.
»Was haben Sie?«, fragte Hamm.
»Fahren Sie einfach.«
Der Fiat beschleunigte.
»Sie können jetzt wieder nach oben kommen«, sagte Hamm nach einer Weile. »Und wenn es Ihnen nichts ausmacht, könnten Sie mir endlich mal erklären, was Sie eigentlich wissen wollen.«
Fred rappelte sich auf. »Wohin fahren wir?«
»Keine Ahnung. Ich dachte, das sagen Sie mir. Ich wollte ja eigentlich woandershin.«
Sie durchquerten den Ortsteil unterhalb der Burghofstraße.
»Da unten gibt’s irgendwo einen McDonald’s«, sagte Hamm, als wieder freie Felder vor ihnen lagen. »Vielleicht wäre das eine Gelegenheit für einen Kaffee. Auf dem Weg können Sie ja schon mal anfangen, Ihre Fragen zu stellen.«
»In Ordnung.«
Es ging nun durch die freien Flächen auf die B42 zu.
»Sie wissen also, wer ich bin. Wissen Sie denn auch«, fragte Fred, »dass ich mich nur deshalb für die Familie Ackermann interessiere, weil es um zwei Morde geht? Einmal um den Tod von Professor Friesdorf, der übrigens ein Studienkollege von Friedhelm Ackermann war, und um den Tod einer Journalistin aus Koblenz.«
»Daniela Hecht«, sagte Hamm und wechselte auf die Bundesstraße. »Und das weiß nicht nur ich. Die Familie hat das alles sehr genau im Blick.«
»Ist Ihnen denn auch bekannt, dass die Morde eine Verbindung zu dem Ehrenmal in Rheinbrohl haben? Das Denkmal für das Regiment …«
»Das Infanterieregiment von Horn Nummer 29, ja.«
»Sie wissen aber wirklich gut Bescheid. Dabei arbeiten Sie doch an irgendetwas zum Firmenjubiläum der Ackermanns. Das Ehrenmal ist gar nicht Ihr Thema.«
»Die Ackermanns wollen anlässlich des hundertjährigen Bestehens ein kleines Buch herausbringen. Darin soll es einen Abschnitt über die Firmengeschichte geben. Sie haben sich deswegen nach jemandem umgesehen, der so etwas erarbeiten kann. Ich habe Geschichte studiert und arbeite als Lektor für einen Fachverlag und eine Informationsplattform für Historiker. Sie können mir glauben, da bekommt man einiges mit. Auch die Geschichte des Ehrenmals.« Hamms Stimme hatte plötzlich einen arroganten Unterton.
»Wie sind die Ackermanns auf Sie gekommen?«
»Professor Friesdorf hat mich vorgeschlagen. Ich habe bei ihm studiert.«
Die Welt ist doch klein, dachte Fred. »Können Sie sich vorstellen, dass die Ackermanns etwas mit den Todesfällen zu tun haben?«
Hamm
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