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Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)

Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rhönblut: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeno Diegelmann
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Herr Seeberg? Diese Personen existieren offiziell ja nicht einmal. Sie gelten als tot oder vermisst. Selbst ihre eigenen Regierungen leugnen ihre Existenz.«
    »Aber die Familien …«
    »Ja, die Familien. Wollen Sie zu den Eltern gehen und ihnen sagen, dass ihre Tochter vielleicht doch noch leben könnte? Ihnen Hoffnung machen, nach all dem Schmerz?«
    Der Mann hatte recht. Dennoch spürte Seeberg einen tiefen Schmerz, was auch seinem Gegenüber nicht verborgen blieb.
    »Sie haben selbst Kinder, nicht wahr?«
    »Ja. Das heißt … eigentlich nein. Ich hatte eine Tochter. Sie lebt nicht mehr.«
    »Oh, das tut mir leid. Jedenfalls können wir uns nun denken, was die Herren dort veranstaltet haben.«
    Der Kommissar nickte. »Sie sind Kunden von Cunningham gewesen. Er war nicht nur im Drogenhandel tätig, sondern unterhielt eines dieser illegalen Kinder-Bordelle, und die feinen Herrn waren seine Gäste.«
    »Genau«, bestätigte sein Gegenüber. »Gibt es Hinweise darauf, dass Pogatetz ebenfalls pädophil war?«
    »Pogatetz? Nein, bisher nicht. Allerdings hatten wir in dieser Richtung auch keinerlei Ermittlungen geführt. Wie ist die Sache mit den Kindern denn aufgeflogen?«
    »Es gab anonyme Hinweise aus der Bevölkerung, dass es in der Lagerhalle dieser Import-Export-Firma ziemlich viele Herrenbesuche gebe. Es war eine Firma, die mit exotischen Blumen handelte und dort einige Gewächshäuser unterhielt.«
    »Cunninghams Firma.«
    »So sieht es aus. Als man endlich die Durchsuchung erwirkt hatte, waren sämtliche Beweise zerstört und sowohl die Kinder als auch die Drahtzieher über alle Berge. Es gab nur noch Hinweisedarauf, was dort geschehen war. Aber nichts Verwertbares. Die Behörden waren rechtzeitig geschmiert worden.«
    »Was hat man mit Karstensen gemacht? Wurde er angezeigt?«
    Der BKA-Mann lächelte. »Von wem? Es gab ja nicht einmal einen Kläger. Und nachweisen konnte man ihm erst recht nichts. Es existierten lediglich Hinweise und Anschuldigungen, die sich durch keine Beweise bekräftigen ließen. Man holte ihn wieder zurück nach Deutschland, gab ihm eine paar unwichtige Aufgaben und schickte ihn dann vorzeitig in den Ruhestand.«
    Seeberg kam der Gedanke, ob Karstensen und der Mörder seiner eigenen Tochter sich wohl gekannt hatten. In der Szene gab es sicherlich erstaunliche Seilschaften. Vielleicht hatte Karstensen sogar schon selbst ein Auge auf Laura geworfen. Ihm wurde übel bei dem Gedanken.
    »Können Sie mir eine Liste mit den Namen der deutschen Vermissten besorgen? Vielleicht ist ein Name dabei, der uns weiterhilft.«
    Der BKA-Mann faltete seine Zeitung zusammen und stand auf. In aller Ruhe setzte er sich seine Brille auf und schaute am Kommissar vorbei hinaus auf die Straße.
    »Ich werde Ihnen keine Akten geben können, dawir auch gar keine haben. Unser kleines Gespräch hat ja noch nicht einmal stattgefunden. Aber es war sehr aufschlussreich. Ich muss nun weiter.«
    Seeberg spürte, wie er zornig wurde. »Das kann unmöglich Ihr Ernst sein. Dort draußen läuft irgendwo ein Mörder herum. Und aller Wahrscheinlichkeit nach hat er etwas mit einem pädophilen Ex-Mitarbeiter von Ihnen zu tun. Vielleicht gibt es sogar noch weitere vermisste Opfer, die noch leben. Das kann Ihnen doch nicht egal sein?«
    Er bekam keine Antwort auf seine Frage. Der BKA-Mann schlüpfte in seinen Mantel. »Der Kaffee geht auf Sie, Seeberg. Einen schönen Tag noch.«
    Dann ging er einige Schritte, drehte sich zu Seeberg um, stellte den Kragen seines Mantels auf und zog sich seine Lederhandschuhe an.
    »Wissen Sie, wo es auch einen köstlichen Kaffee gibt? Bei Frau Becker – Cornelia Becker. Sie arbeitet für das Zentralregister des Auswärtigen Amtes in Frankfurt. Sie hat nur ein Problem. Sie nimmt es oftmals mit der Verschwiegenheit nicht so genau. Fahren Sie doch mal auf einen Kaffee bei ihr vorbei, Herr Kommissar.«

29.
    Karl Hübner war der letzte Name auf der Todesliste. An mehr Namen hatte Cunningham sich kurz vor seinem Tod leider nicht erinnern können. Immerhin waren es aber die wichtigsten. Diese drei hatten sich ihm schon damals allein wegen ihrer Sprache unauslöschlich eingebrannt. Drei deutsche Männer, die damals so viel Leid gebracht hatten und nun dafür büßen sollten. Auch der letzte dieser drei Kinderschänder sollte seine gerechte Strafe erhalten.
    Wieder fiel der Blick auf den Beifahrersitz, wo das Foto Hübners lag. Es zeigte einen fröhlichen Mann von normaler Statur. In der Erinnerung hatte

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