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Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)

Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rhönblut: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeno Diegelmann
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erwischen.«
    »Einen Serienmörder?«
    »Ja. Eine schlimme Geschichte. Wenn Sie uns unbürokratisch helfen und uns Akteneinsicht gewähren würden, könnten Sie Menschenleben retten.«
    Sie schien die Sache ernsthaft abzuwägen. »Das geht eigentlich nicht. Wegen des Datenschutzes. Nur enge Familienangehörige dürfen die Listen einsehen.«
    »Ich weiß. Aber könnten Sie nicht vielleicht ausnahmsweise mal ein Auge zudrücken? Es geht hier um Leben und Tod.«
    Cornelia Becker geriet ins Grübeln. Sie war für diesen Job einfach zu gutherzig, und vermutlich hatte sich zuletzt auch kaum jemand für die Akten und Listen interessiert. Und ein wenig Aufmerksamkeit und Anerkennung für ihre Arbeit schmeichelte der Frau.
    »Also gut. Sie sind ja schließlich von der Polizei, nicht wahr? Aber ich würde Sie bitten, dass das unser kleines Geheimnis bleibt.«
    »Natürlich.«
    Frau Becker stand auf und setzte sich ihre Brillewieder auf. »Ich werde Ihnen die Akten holen. Vielleicht einen Kaffee in der Zwischenzeit?«
    »Gerne.« Der Kommissar konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Ich habe schon gehört, dass sie einen phantastischen Kaffee zubereiten.«
    Cornelia Becker errötete leicht. »Ja, das behaupten so einige.«

31.
    Die Betäubung hatte bei den anderen beiden gleich schnell gewirkt. Aber es gab keine Garantie dafür, dass es bei Hübner genauso wirken würde. Er war stämmiger als Pogatetz und Karstensen, daher sollte die doppelte Dosis keinerlei Überraschungen mit sich bringen. Aber was, wenn es nicht wirkte und er fliehen konnte? Vielleicht sollte man ihm die Nadel direkt hier im Auto in den Hals rammen. Warum eigentlich nicht? Es würde Zeit sparen. Und seit Kommissar Seeberg wieder zurück war, war Zeit ein endlicher Faktor geworden. Er war gut. Sehr gut sogar. Wahrscheinlich würde er bald auf den entscheidenden Hinweis stoßen. Es durfte auf keinen Fall so sein, dass einer der Männer überlebte. Allein der Gedanke verursachte Übelkeit.
    Die Uhr zeigte kurz nach zwei. Der Zug aus Hannover musste also schon vor zehn Minuten eingefahrensein. Der Wagen drosselte in Höhe der Taxibucht langsam sein Tempo, und die Augen suchten den Mann auf dem Foto. Einige Personen hatten Unterschlupf vor dem Regen gesucht und sich unter einen Dachvorsprung des Bahnhofs geflüchtet. War Hübner unter ihnen? Mit Schrittgeschwindigkeit rollte das Auto an der Menschentraube vorbei.
    Was, wenn er mittlerweile doch ganz anders aussah?
    Wenn man sich gar verpasste?
    Wo war er?
    Hatte er letztlich vielleicht doch etwas geahnt?
    Ein Mann, dessen Größe und Alter passen könnte, trat unter der Überdachung hervor und winkte. Er kam einige Schritte auf das Auto zu, blieb dann aber stehen und zog sich als Schutz vor dem Regen das Jackett über den Kopf. Dann kam er durch den Regen auf das Auto zugelaufen und öffnete die Beifahrertür.
    »Herr Hübner?«
    »Richtig, und Sie müssen demnach …«
    »Schließen Sie die Tür!«
    »Ach ja, natürlich, entschuldigen Sie.« Er stieg in den Wagen und klopfte sich etwas Regenwasser vom Jackett. »Das ist aber auch ein Wetter, nicht wahr?«
    »Ja. Fürchterlich.«
    »Wo fahren wir hin?«
    »Lassen Sie sich überraschen«, lautete die Antwort. »Am besten umgehen wir den Verkehr der Stadt und fahren über die Landstraße.« Doch es gab ganz andere Gründe, warum die Stadt zu dieser Tageszeit kein geeigneter Ort war: In der Stadt war zu viel los. Eine bewusstlose Person auf dem Beifahrersitz würde an einer Ampel für Aufsehen sorgen. Und Aufsehen war nicht gut.

32.
    Cornelia Becker hatte ihm eine ganze Reihe von Ordnern auf den Tisch gestellt. Im ersten befanden sich Formulare und rechtsmedizinische Gutachten von unidentifizierten Opfern, die man vielleicht einem der Vermissten Deutschen zuzuordnen hoffte. Im zweiten Ordner fand Seeberg, wonach er gesucht hatte. Demnach wurden bei Erstellung der Listen noch immer 34 Deutsche vermisst. Darunter vier junge Mädchen. Drei waren im Verlaufe des ersten Jahres noch für tot erklärt worden. Nur ein Mädchen hatte den Tsunami überlebt und war Anfang 2005 wieder zurück nach Deutschland gebracht worden. Seeberg blätterte nach den Namen und Informationen zu den einzelnen Mädchen. Jedes Opfer hatte einen eigenen Ordner. Aber der Ordner mit den Informationen zudem überlebenden Mädchen war beinahe leer. Nur ein einziger Zettel mit einigen Kürzeln und Haken befand sich darin. Seeberg überprüfte noch einmal alles sorgfältig, doch alle weiteren

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