Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)
abstellte. Sie wartete noch zwanzig Minuten in dem Holzverschlag, bis die Dämmerung alles mit einem schwarzen Schleier bedeckt hatte. Dann öffnete sie die Beifahrertür und zerrte den massigen Körper aus dem Auto über die Wiese bis zum alten Kohlenschacht des Hauses. Der reglose Körper war schwerer, als sie vermutet hatte, und sie musste alle Kraft aufbringen, um an ihr Ziel zu gelangen. Trotz der Kälte schwitzte sie und rutschte einige Male auf dem feuchten Gras aus.
Am Kohlenschacht öffnete sie die beiden Holzklappen und ließ Hübner in das Loch in den Keller hinabrutschen. Dann stieg sie hinterher und zog ihn die restlichen Meter zu dem vorbereiteten Zimmer. Sie stöhnte auf, als sie den Mann auf das Bett bugsierte. Dann begann sie, Hübner auszuziehen und die Kleider vor dem Bett zusammenzulegen. Als Letztes band sie dem nackten Mann die Beine an den Bettpfostenfest und fixierte seine Hände mit zwei Paar Handschellen.
»Da hast du deine Handschellen, du Schwein.«
Sie spuckte in Hübners Gesicht und war beruhigt, als sie sah, dass sich dessen Brustkorb bewegte. »Gut so. Wenn ich morgen wiederkomme, werden wir ein bisschen zusammen spielen, Schätzchen.«
40.
Im Labor der Datensicherung starrten alle Anwesenden gebannt auf den großen Beamer, der die gesicherten Dateien an die Wand warf. Neben Kohler und Ammer hatte es sich auch Bornemann nicht nehmen lassen, sich die Ergebnisse vorführen zu lassen. Er ging geradewegs auf einen Kollegen am Schreibtisch zu.
»Wie ist Ihr Name?«
»Goran, Goran Pavlovic.«
»Gut, Herr Pavlovic. Und Sie sind also der Fachmann für Datensicherung?«
»So ist es, Herr Bornemann.«
»Und, was haben wir?«
Der Mitarbeiter tippte in wilder Folge einige Codes in seinen PC, der wiederum mit der gesicherten Festplatte verbunden war.
»Ja, da scheinen sogar eine ganze Menge Fotodateien drauf zu sein. Kleinen Moment noch. Das haben wir gleich.«
Im nächsten Moment baute sich auf der weißen Wand eine Reihe von Ordnern auf, die alle fein säuberlich nach dem Datum aufgelistet waren.
Seeberg konnte die Spannung kaum ertragen. »Gehen Sie auf das Jahr 2004.«
Die Finger des Mitarbeiters flogen noch schneller über die Tastatur, und schon öffnete sich der gewünschte Ordner. Zunächst bauten sich einige Fotos der Flutkatastrophe auf. Zerstörte Häuser und Straßenzüge, die als solche kaum mehr zu erkennen waren. Es folgten Aufnahmen von Bord der Berlin . Seeberg erkannte Pogatetz und Karstensen auf einigen der Bilder wieder.
»Das ist wirklich der Rechner von Karstensen.« Bornemann klatschte zufrieden in die Hände. »Was sind das für Fotos? Was macht er dort?«
»Das erklären wir Ihnen später, Bornemann.«
Die weiteren Fotos zeigten die beiden Männer in einer Bar zusammen mit einem dritten Mann, den Seeberg aber nicht zuordnen konnte. Die meisten Aufnahmen dieses Mannes waren leider ziemlich unscharf. Er war größer als die beiden anderen Männer. Er stand mit Karstensen und Pogatetz in einer Bar und wirkte nicht erfreut, fotografiert zu werden. Nurein Foto war gut genug, um ihn genauer erkennen zu können. Der Mann war Ende vierzig, Anfang fünfzig, trug ein weißes Hemd mit Emblem-Hemd und Bluejeans.
»Ist das Cunningham?«, fragte der Kommissar in Ammers Richtung.
»Nein, keine Ahnung, wer das ist. Aber Cunningham ist es auf keinen Fall. Der war viel älter und hatte eine andere Statur.«
Immer mehr Bilder poppten auf dem Bildschirm auf. Und dann kam das, was jeder vermutet hatte. Nur war es viel heftiger als alles, was sie bisher von Pädophilen gesehen hatten. Das Ergebnis war so erschütternd, dass Pavlovic reflexartig seine Finger von den Tasten nahm.
»Du lieber Gott, was ist das denn?«
Schier unendliche Fotostrecken mit widerwärtigen Fotos wurden geladen. Die Qualität war nicht sonderlich gut, da die Aufnahmen alle relativ dunkel und ohne Blitz aufgenommen worden waren. Aber man erkannte immer noch jeden Einzelnen von ihnen. Junge, meist thailändische Mädchen, die halbnackt in einer Baracke vor sich hin vegetierten, und Kinderkörper, an denen die Reizwäsche schlaff herunterhing, da sie ihnen einfach noch nicht passen konnte. An den Wänden erkannten die Beamten Foltergegenstände wie in einem mittelalterlichen Museum.
Der nächste Ordner mit Bildern wurde geöffnet, und das Grauen schien kein Ende mehr nehmen zu wollen. Doch alles Gesehene war nichts gegen den letzten Ordner, der mit dem Titel ACTION beschriftet war. Hier hatte sich
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