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Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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weiter überrascht. Dass verschiedene Feenvölker jeweils eigene magische Methoden entwickelten, leuchtete ihr sofort ein. Sie hätte darauf wetten mögen, dass Martin umgekehrt noch nie etwas von Wissenskapseln gehört hatte.
    »Die Schwierigkeit ist nur, dass wir unsere Zauberkraft zusammenlegen müssen, wenn wir ein so großes Gebiet abdecken wollen. Ah, hier.« Er packte Rhosmari am Arm und zog sie rasch in eine schmale Gasse zwischen zwei Häusern. »Komm hinter diese Kisten, dann kann man uns von der Straße nicht sehen. Bist du bereit?«
    Rhosmari nickte vorsichtig. Sie hatte noch nie zusammen mit einer anderen Fee gezaubert. Doch lag die Magie ihr im Blut und sie spürte instinktiv, was sie tun musste. Stumm wandte sie sich Martin zu, streckte die Arme aus und berührte ihn an den Händen.
    Sie war nicht auf die zarte Berührung seiner Daumen an ihren Fingerknöcheln gefasst und darauf, wie er ihre Hände besitzergreifend nach oben bog und seine Finger mit ihren Fingern verflocht. Das Blut stieg ihr in die Wangen und sie wollte die Hände schon zurückziehen – da spürte sie, wie die Magie einsetzte, und wagte nicht, ihren Fluss zu unterbrechen.
    Martin schloss die Augen und konzentrierte sich auf ihre gemeinsame Kraft. Hastig tat Rhosmari es ihm nach und konzentrierte sich ebenfalls darauf, den Zauber wachsen zu lassen und nach allen Richtungen auszudehnen. Lange Zeit spürte sie nichts als das stetige Pulsieren des Zaubers, der sich wellenförmig über die Häuser ihrer Umgebung und der ganzen Stadt ausbreitete. Doch dann …
    »Da sind welche«, murmelte Martin. Vor Rhosmaris innerem Auge explodierte ein Stern, rasch gefolgt von einem zweiten. »Mindestens zwei. Lass uns sehen, ob wir noch mehr finden.«
    Die Sterne leuchteten hell auf und erloschen. Doch im nächsten Augenblick sah Rhosmari sie wieder, näher und wärmer als beim ersten Mal.
    »Sie haben uns bemerkt!«, rief sie und riss ihre Hände zurück. Handelte es sich um Freunde oder Feinde? Rhosmari konnte es nicht sagen. Sie wusste nur, dass die fremden Feen näher kamen, und zwar schnell.
    »Ich unterdrücke unseren Geruch«, sagte Martin. »Du machst uns unsichtbar. Sprich oder bewege dich erst wieder, wenn ich es dir sage.«
    Sie duckten sich hinter die Kisten und beobachteten den Ausgang der Gasse. Menschen gingen vorbei, ohne einen Blick in ihre Richtung zu werfen. Auf der anderen Straßenseite fuhr piepend ein Lastwagen rückwärts. Rhosmari überlegte schon, ob die ganze Aufregung umsonst gewesen war, da erschien eine schmale Gestalt in der Öffnung und kam durch die Gasse auf sie zu.
    Es handelte sich um eine weibliche Fee. Ihre Haut hatte die Farbe von altem Elfenbein, ihr Gesicht wurde von einem Wasserfall schwarz glänzender Haare umrahmt. Unmittelbar vor dem Versteck von Martin und Rhosmari blieb sie stehen und runzelte die Stirn. »Wo seid ihr?«, fragte sie mit einer singenden Stimme.
    Martin wich zurück und drückte Rhosmari tiefer in den Schatten. Seine Schultermuskeln waren gespannt wie Stahlseile. »Was ist?«, flüsterte Rhosmari – da trat eine zweite, männliche Fee hinter der ersten hervor und Rhosmari hätte vor Freude beinahe aufgeschrien. Nicht nur der Meergeruch der Fee jagte ihr einen freudigen Schauer über den Rücken, sondern auch das vertraute, gütige Gesicht, das nie so recht zu dem Speer hatte passen wollen, den Llinos als Wächter des Ältestenrats zu tragen pflegte.
    »Llinos«, sagte sie leise und stand auf, um ihn zu begrüßen – doch Martin zog sie unsanft wieder nach unten. Sie spürte seinen Atem heiß an ihrem Ohr. »Keine Bewegung«, zischte er.
    Wie konnte er es wagen, sie von Angehörigen ihres eigenen Volkes fernzuhalten? Zum ersten Mal in ihrem Leben war Rhosmari so wütend, dass sie sich wehrte. Sie hob den Unsichtbarkeitszauber auf, versuchte sich aus Martins Griff zu befreien und rief laut: »Llwyong! Llinos!«
    Martin fluchte. Mit einer herrischen Geste erweckte er zwei an der Mauer lehnende Kisten zum Leben und ließ sie durch die Luft fliegen. Sie prallten gegen Llinos und die weibliche Fee und warfen sie um. Rhosmari protestierte erstickt, doch da hatte Martin die beiden Feen schon mit einem zweiten Zauber bewusstlos gemacht. Er hielt Rhosmari mit der Hand den Mund zu und zog sie tiefer in die Gasse hinein.
    Sie zappelte und trat nach ihm, aber Martin ließ sich davon nicht beeindrucken. Er zerrte sie zwischen den Häusern hindurch, durch die schmale Lücke dahinter und durch eine zweite

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