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Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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kann euch deshalb nicht sagen, ob sie eine Armee anführen kann und zu welchen Strategien sie greift, um sich den Sieg zu sichern. Auch in das Geheimnis ihrer Macht hat sie mich nie eingeweiht … mit einer Ausnahme, von der ich allerdings nicht sprechen will. Es würde euch auch nicht helfen, davon zu wissen.«
    Rhosmari wollte schon fragen, wie er sich so sicher sein konnte – da hob er den Kopf und sah sie an. Sein Blick war so kalt und schwarz wie der tiefste Meeresgrund und sie schwieg.
    Nach einer kurzen Pause brach Garan das unbehagliche Schweigen. »Ich habe soeben eine neue Nachricht von Telor bekommen«, sagte er. »Er war auf seiner letzten Reise mit Lily sehr erfolgreich und konnte mit dem Namensstein weitere zwanzig Feen befreien. Die beiden müssten heute Abend zur Eiche zurückkehren und die anderen werden folgen – ah, da bist du ja, Hasenglöckchen.« Die Verwalterin ging an ihrem Tisch vorbei und Garan lehnte sich zurück. »Wie geht es unserer Gefangenen?«
    Hasenglöckchen sah ihn düster an. »Sie will nichts essen«, sagte sie und hielt ein unberührtes Tablett hoch. »Holly hat es mir schon gesagt, aber ich dachte, Malve brauchte vielleicht nur etwas Aufmerksamkeit … Ich habe mich geirrt.«
    Rhosmari hatte Malve seit ihrer Verhaftung nicht mehr gesehen, aber nach dem, was sie gehört hatte, wurde Malve für eine Verräterin nicht schlecht behandelt. Man hatte sie in denselben Lagerraum gesperrt, in dem sie Hasenglöckchen in die Enge getrieben hatte, aber die Tür mit einem stabilen Schloss verstärkt und eine Flucht außerdem durch einen speziellen Zauber erschwert. Sie bekam regelmäßige Mahlzeiten und einige einfache Arbeiten, damit sie etwas zu tun hatte, und zweimal täglich machten Llinos und Broch mit ihr einen Spaziergang an der frischen Luft. Doch Malve hatte nicht arbeiten wollen, dann hatte sie sich geweigert, den Lagerraum zu verlassen, und jetzt wollte sie offenbar nichts essen.
    Tat sie es aus Verbocktheit oder führte sie etwas im Schilde? Rhosmari wusste es nicht. Wenn sie Hasenglöckchens angespanntes Gesicht sah, fragte sie sich allerdings, wer mehr litt: die Fee im Gefängnis oder die Fee, die sie dorthin gebracht hatte.
    Derselbe Gedanke beschäftigte offenbar auch Garan, denn er streckte die Hand aus und berührte Hasenglöckchen am Arm. »Du hast das Richtige getan«, sagte er. »Lass dich darin nicht beirren. Auch wenn Malve jetzt keine Reue zeigt, vielleicht sieht sie ihr Vergehen später noch ein und bittet um Verzeihung.«
    Hasenglöckchen trat von ihm zurück. »Du kennst Malve nicht«, sagte sie nur und eilte mit dem Tablett zur Küche weiter. Ihr verschlissener Rock schleifte hinter ihr über den Boden.
    In den folgenden Tagen sprach Rhosmari mit allen, von denen sie sich Auskunft über die Kaiserin erhoffte, darunter auch Lily und einigen weiteren Rebellen, deren Namen sie nicht einmal kannte. Doch niemand konnte ihr weiterhelfen.
    Unterdessen gingen die Vorbereitungen für den Krieg weiter. Die Beobachtungsposten waren Tag und Nacht bemannt und Timothy brachte vom Haus kleine Stückchen Stahl und andere sichere Metalle, die man zu Schwertern und Messern verarbeiten konnte. Unter Dornas Anleitung wurden Bogensehnen und Pfeile hergestellt, Winka und ihre Helferinnen nähten Armschützer und Handschuhe für die Bogenschützen. Rhosmari selber wurde von niemandem aufgefordert, sich an den Vorbereitungen zum Kampf zu beteiligen. Garan musste den anderen Feen gesagt haben, dass sie das Bogenschießen nur als Sport betrieb.
    Die Abende und Nächte verbrachte sie im Haus der Menschen. Gelegentlich aß sie mit ihnen auch zu Abend oder frühstückte mit ihnen, und bei mehr als einer Gelegenheit unterhielt sie sich mit Timothy bis tief in die Nacht hinein. Er erzählte ihr ausführlicher, als sie es bisher gehört hatte, wie er und Linde der Kaiserin zum ersten Mal begegnet waren, und sprach mit einer entwaffnenden Offenheit auch über die egoistischen oder sogar gemeinen Dinge, die er bei dieser Gelegenheit gesagt und getan hatte. Er schien großen Respekt vor Linde zu haben, dass sie es mit ihm ausgehalten hatte – wie umgekehrt auch Linde großen Respekt vor Timothy zu haben schien. Rhosmari hatte inzwischen einige Zeit mit beiden verbracht und wusste, dass Timothy ihr nicht wie Martin etwas vorspielte. Dieser Eindruck wurde noch verfestigt, als sie und Timothy bei einem langen abendlichen Gespräch über Feentheologie feststellten, dass sie mehr gemeinsam hatten

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