Richard Castle
mitzuteilen, dass sie jetzt an Bord ihres Flugzeugs gehen müsse.“ Die Frau runzelte bei der Erinnerung daran die Stirn.
„Hatte Ihre Tochter hier in Paris eine Wohnung?“, fragte Rook. Bei ihren Vorbereitungen auf den Besuch hatten er und Nikki gehofft, vielleicht eine Wohnung vorzufinden, die sie durchsuchen konnten – selbstverständlich mit der Erlaubnis der Eltern. Doch Nicole besaß hier keine Wohnung.
„Wenn sie die Stadt besuchte, übernachtete Nicole in ihrem alten Schlafzimmer.“
„Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich es mir gerne mal ansehen“, sagte Detective Heat.
Nicole Bernardins Schlafzimmer war vor langer Zeit umdekoriert und zu einem Atelier für Lysette umfunktioniert worden, deren Wasserfarbenstillleben, die Blumen und Obst abbildeten, dort in unterschiedlichen Stadien der Fertigstellung herumlagen. „Bitte verzeihen Sie die Unordnung“, sagte sie unnötigerweise. Das Zimmer war aufgeräumt und gut sortiert. „Ich weiß nicht, was Sie sehen möchten. Nicole bewahrte im Schrank ein wenig Kleidung und ein paar Schuhe auf, aber nicht viel. Sie können gerne hineinschauen.“ Nikki öffnete die antiken Holztüren und befühlte die Taschen der wenigen Kleidungsstücke, die dort hingen, fand jedoch nichts. Das Gleiche galt für das Innere der Schuhe und die einsame leere Handtasche, die an einem Messinghaken hing. „All ihre anderen Besitztümer befinden sich dort drinnen“, erklärte Lysette und schob eine Staffelei zur Seite, um auf eine große weiße Schublade am Boden eines Einbauschranks zu zeigen. Nikki stellte fest, dass die Schublade genauso ordentlich war wie der Rest der Wohnung. Saubere Unterwäsche, BHs, Socken, kurze Hosen und T-Shirts – alles ordentlich gefaltet – befanden sich in einem durchsichtigen Plastikbehälter. Heat kniete sich hin und klappte den Deckel auf, um den Inhalt genauer zu betrachten. Sie achtete darauf, alles so zu hinterlassen, wie sie es vorgefunden hatte und die sortierten Stapel nicht durcheinanderzubringen. Neben dem Behälter lagen ein Paar Laufschuhe und ein Fahrradhelm. Sie sah in beiden nach und fand nichts.
„Danke“, sagte sie, schloss die Schublade und stellte die Füße der Staffelei zurück auf die Druckstellen, die sie im Teppich hinterlassen hatten.
Als sie zu Emile ins Wohnzimmer zurückkehrten, fragte Rook: „Hatte Nicole hier einen Computer?“ Madame Bernardin verneinte die Frage, also fuhr er fort. „Was ist mit der Post? Bekam sie hier welche?“
„Nein, sie bekam keine Post“, antwortete Monsieur Bernardin. Doch als er das sagte, bemerkten sowohl Heat als auch Rook eine gewisse Unruhe in der Art, wie er bei dem Gedanken verharrte.
„Sie scheinen sich bezüglich der Post nicht sicher zu sein“, sagte Nikki.
„Nein, ich bin mir sehr sicher, dass sie hier keine Post bekam. Aber als Sie die Frage stellten, erinnerte ich mich daran, dass jemand anders vor Kurzem genau das Gleiche wissen wollte.“
Heat zückte ihren Notizblock und vervollständigte damit ihre Verwandlung vom Gast zur Polizistin. „Wer wollte das von Ihnen wissen, Monsieur Bernardin?“
„Ein Anrufer. Lassen Sie mich nachdenken. Er nannte seinen Namen so schnell. Er klang wie ein Amerikaner, und ich glaube, er sagte … Sea … crest, ja, Mr. Seacrest. Er meinte, er sei ein Geschäftsfreund meiner Tochter. Er sprach mich mit meinem Vornamen an, daher hatte ich keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln.“
„Natürlich nicht. Und was genau wollte dieser Mr. Seacrest von Ihnen wissen?“
„Er machte sich Sorgen um ein Paket für Nicole, das aus Versehen an unsere Adresse geschickt worden sein könnte. Ich sagte ihm, das hier nichts für sie angekommen sei.“
„Hat er Ihnen beschrieben, um was für ein Paket es sich handelte oder was sich darin befinden könnte?“, hakte Rook nach.
„Mm, nein. Sobald ich ihm mitteilte, dass nichts angekommen sei, legte er schnell auf.“
Heat befragte ihn zu dem Anrufer und irgendwelchen Besonderheiten seiner Stimme – Alter, Akzent, Tonlage –, doch der alte Mann konnte ihr diesbezüglich nicht weiterhelfen. „Erinnern Sie sich noch, wann der Anruf kam?“
„Ja, vor ein paar Tagen. Am Sonntag. Abends.“ Sie notierte sich die Information, und er fragte: „Halten Sie das für verdächtig?“
„Das ist schwer zu sagen, aber wir werden das überprüfen.“ Nikki reichte ihm eine ihrer Visitenkarten. „Wenn Ihnen sonst noch etwas einfällt, und besonders falls sich noch einmal jemand meldet, um
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