Richard Dübell
bitte die Skimaske und zieh sie über, dann sieht man in der Dunkelheit nur deine Augen. Das ist dann cool und geistermäßig! Bis heute Abend, Connor.«
Peter zog sich die Skimaske über und stellte sich vor den Spiegel im Flur. »Du bist ein Geist«, sagte er zu seinem Spiegelbild. Das Spiegelbild erwiderte nichts. »Du bist ein Idiot«, sagte er daraufhin, und das Spiegelbild antwortete wiederum nicht. Peter nahm das Schweigen als Zustimmung.
55 .
Robert Kalp und Harald Sander saßen mit dem Burgverwalter und dem Einsatzleiter der für die Überwachung der Pressekonferenz eingeteilten Landshuter Polizisten im Besprechungsraum der Burgverwaltung. Der Raum diente gleichzeitig als Archiv und wirkte mit seinen hohen, überquellenden Regalen wie der gemütliche Studierraum eines von seinen Forschungen leicht überwältigten Gelehrten. Der Einsatzleiter war Rudolf Strutiow, der den Eindruck machte, dass auch ein Weltuntergang ihn nicht aus der Ruhe gebracht hätte.
Harald hatte den beiden Männern seine Taktik erklärt. Das Münchner Team würde sich aufteilen: Monika und Florian würden die blauen Jacken der Burgangestellten anziehen und so tun, als gehörten sie zum Personal; Bülent und Rolf würden als Kamerateam auftreten; Robert und Harald würden sich an verschiedenen Stellen in der Burg versteckt halten.
Strutiow zuckte mit den Schultern. »Habt ihr Bilder der Zielpersonen?« Wie unter fast allen Polizisten üblich, duzte er die Münchner Kollegen. Robert fand es geradezu erfrischend nach der verkrampften Atmosphäre, die nach wie vor zwischen Harald Sander und Peter Bernward herrschte.
»Nur von Eric Heigl«, sagte Harald. »Aber wir möchten, dass ihr euch raushaltet. Ihr seid für die Sicherheit der Burg und der Ausstellung verantwortlich, wir dafür, Blofeld zu schnappen. Bei der Aufteilung soll es auch bleiben. Wenn einer von deinen Beamten Eric Heigl erkennt und darauf reagiert, so dass es Blofeld auffällt, können wir uns die ganze Aktion in den Hintern schieben. Deshalb behalten wir die Bilder lieber für uns.«
»Ein paar Hände mehr, die einen flüchtigen Verbrecher festhalten können, schaden nicht«, erklärte Strutiow milde.
»Dennoch machen wir es so, wie ich gesagt habe.«
»Wie du meinst, Kollege. Es ist eure Party.«
Robert konnte erkennen, dass die Meinung, die der Hauptkommissar von Harald hatte, in den letzten Augenblicken deutlich gesunken war.
»Morgen gibt’s Prosecco für alle«, verkündete Harald.
Strutiow lächelte dünn. »Ich trinke Weißbier«, sagte er knapp.
56 .
»Nein«, sagte Eric. »Ich nehm das Ding nicht. Nie im Leben.«
»Natürlich nimmst du es.« Konstantin wog die kleine Pistole in der Hand. »Ich lade sie dir«, er schob ein Magazin in den Griff, »und bevor wir losgehen, spanne ich sie dir.« Er schob den Schlitten zurück und ließ ihn wieder nach vorn schnappen. »Dann musst du nur noch hier den Sicherungsbügel umlegen«, sein Daumen schob den kleinen Hebel herum, »und sie ist schussbereit.« Konstantin hob die Waffe und zielte auf Erics Gesicht.
Eric wurde fahl. »Tu sie weg«, bat er.
Konstantin ließ die Waffe sinken. Er hatte nicht vorgehabt, Eric etwas anzutun. Der Sicherungsbügel schnappte wieder herum, als Konstantins Daumen die Waffe wieder sicherte. Er legte sie vor Eric auf den Bretterboden, direkt neben die Kamera.
Eric schüttelte den Kopf. »Ich nehm sie nicht.«
Konstantin holte Luft, und Eric zuckte zusammen. Konstantin grinste. Sein Bruder erwartete, einmal mehr angeblafft zu werden, also würde er ausnahmsweise anders reagieren. »Hör zu, Eric«, sagte er ganz ruhig. »Ich will ja nicht, dass du die Pistole benutzt. Sie ist nur eine letzte Möglichkeit – wenn die Polizisten sich als schlauer als bisher erweisen sollten. Auf mich werden sie nicht groß Rücksicht nehmen; ich gehe davon aus, dass Harald Sander versuchen wird, mich umzulegen, sobald wir aufeinandertreffen.«
»O Gott«, sagte Eric mit kranker Stimme.
Konstantin zuckte demonstrativ mit den Schultern. »Aber du hast eine Chance. Wenn sie dich stellen, musst du die Pistole aus dem Fach hier in der Kamera nehmen und damit drohen, dir den Weg freizuschießen.«
»Ich kann das nicht.«
»Doch, du kannst das.«
»Die werden mich abknallen, Stani.«
»Ein bisschen was musst du schon riskieren, Bruder – für Natalie, oder?«
Erics Mundwinkel zuckten. »Wieso für Natalie?«
»Na, überleg mal – wenn die Bullen mich erledigen und dich überwältigen, dann
Weitere Kostenlose Bücher