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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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»Harald hat gerade um die Ecke geschaut. Die Luft scheint rein zu sein.«
    »Haben Sie das auch gespürt?«, fragte Peter, als sie nebeneinander zur Haustür nach vorn gingen. Er streifte die Gummihandschuhe über, die Robert Kalp aus der Tasche gezogen und ihm gegeben hatte. Sie klebten an seiner Haut.
    »Was?«, fragte Robert, der die Handschuhe mit lange geübter Routine angelegt hatte.
    »Nichts«, sagte Peter. »Ich sehe schon Gespenster.«
27 .
    »Mein Gott, so leben zu müssen«, seufzte Robert Kalp, während sie im Flur des Hauses um Staubsauger, Pizzaschachteln mit Tausenden von Fliegen darauf und einen halbvollen Putzeimer herumgingen. Sie bewegten sich instinktiv hintereinander, um den Eintrag von eigenen Spuren in das Haus auf so engem Raum wie möglich zu halten.
    Der Blick in die Zimmer, die vom Flur abgingen, ergab nichts Tröstlicheres. Die Stube gleich neben der Haustür zeigte Kleiderberge auf einer Eckbank, benutztes Geschirr auf dem Tisch, angebrochene Mineralwasserflaschen ohne Verschluss. Eine Abstellkammer schräg gegenüber beherbergte ein halbzerlegtes grellbuntes Rennmotorrad. Aus einem türlosen Vorratsraum im hinteren Drittel des Flurs drang der Geruch von Lebensmitteln, deren Verfallsdatum im letzten Jahrhundert gelegen haben musste.
    Der Flur führte um eine Ecke. Sie folgten ihm und kamen in eine Küche, in der ein Tisch und zwei nicht zusammenpassende Stühle standen. Die Hängeschränke der billigen Einbauküche waren oberhalb der Kochplatte braun verfärbt von Hitze und hochgespritztem und zu spät weggewischtem Fett. Die Furnierleisten der Türen standen ab. In der Spüle stapelte sich das Geschirr eines Frühstücks für zwei. Peter schnupperte vorsichtig an einer der Tassen. Der aufdringlich malzige Geruch von löslichem Kaffee stieg ihm in die Nase.
    Harald und Flora kamen die Treppe vom Obergeschoss heruntergepoltert. Auch sie trugen Gummihandschuhe und gingen dicht hintereinander.
    »Alles ausgeflogen«, sagte Harald ungehalten.
    »Ausgeflogen und die Tür offen gelassen?«, fragte Peter. Er suchte Floras Blick. Sie zuckte die Achseln.
    »Der Saustall oben ist noch größer, auch wenn man’s kaum glauben möchte«, sagte sie. »Jedenfalls sieht es nicht danach aus, als lebte hier jemand, der beim Raub wertvollen mittelalterlichen Schmucks dabei gewesen wäre.«
    Robert musterte eine Tür, die unter der Treppe angebracht war. »Was ist das?«
    »Das Zimmer von Harry Potter?«, schlug Flora vor.
    Die Tür hatte statt einer Klinke nur einen Haken, der in einer Öse am Türrahmen steckte. Robert Kalp schob ihn mit dem Lauf der Pistole nach oben. Die Tür schwang einen Spaltbreit auf und blieb dann stehen. Dahinter war es dunkel; dumpfer Kellergeruch drang daraus hervor.
    Die Polizisten sahen sich an. Als die Tür aufgegangen war, waren sie alle instinktiv nach links und rechts zurückgewichen. Robert Kalp beugte sich vorsichtig vor und spähte in die Dunkelheit. Dann fasste er nach oben und zog an etwas. Mit einem hörbaren Klick glomm eine Glühbirne auf, die an einer Fassung gleich hinter der Tür von der Decke hing.
    Im Licht der Glühbirne sahen sie eine Betontreppe, die steil nach unten führte. Unter der Treppe befand sich kein Abstellraum, sondern der Abgang in den Keller. Die Treppe ging nicht sehr weit nach unten – der Keller war niedrig. An ihrem Fuß konnte man zwei Türen erkennen, die nach links und rechts gingen. Direkt geradeaus war nur eine Mauer, die Außenmauer des Kellers, wenn Peter den Grundriss des Hauses richtig einschätzte. Die linke Tür war eine graugestrichene Feuerschutztür, die andere hatte nur ein simples Türblatt aus Holz.
    Keiner von ihnen stieg die Treppe hinunter. Sie alle sahen die verwischten Spuren im Staub auf den Stufen. Die Spuren sahen frisch aus.
    »Wenn wir alle nach unten trampeln, bringt uns die Spurensicherung um«, sagte Flora. »Vorausgesetzt, hier gibt es etwas für die Spurensicherung zu tun.«
    »Ich geh runter«, sagten Peter und Harald gleichzeitig. Sie sahen sich an.
    » Ich geh runter«, wiederholte Peter.
    Er ging gebückt an der Wand entlang nach unten, bemüht, die Spuren in der Mitte der Treppe nicht zu zerstören. Er hatte keine Ahnung vom Spurenlesen, aber es sah so aus, als wären sie von mehr als einer Person verursacht worden. Vor der Holztür war der Staub unberührt. Peter öffnete sie vorsichtig. Im Kellerraum dahinter herrschte Dämmerung, die von einem total verdreckten und überwucherten Oberlicht

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