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Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Titel: Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Auto saß? Der den Taxifahrer tötete.«
    »Es ist so, wie ich es beschrieben habe. Zumindest in diesem Punkt ist es so.«
    »Das könnte heißen«, meinte Lukastik, »daß Irene Kasos und Ihre Tochter in Hiltroff sind.«
    »Daran glaube ich mehr denn je.«
    »In drei Jahren hätten Sie die beiden aber finden müssen.«
    »Irene vielleicht. Aber nicht Clara. Ich bin dem Kind nie begegnet.«
    »Wie bitte!?«
    »Das ist alles sehr schwierig für mich«, sagte Olander. Er wirkte jetzt krank, blutarm. Marlies legte ihre Hand auf die seine.
    Olander erklärte, daß er dieses Kind von Anfang an geliebt habe. Aber er hätte die Kleine nie zu Gesicht bekommen. Auch keine Fotos von ihr. Es gab keine Fotos von Clara. In diesem einen Punkt wenigstens schienen alle einer Meinung gewesen zu sein, daß man Kinder nicht fotografieren sollte. Den Papst ja, und sich selbst mit dem Papst ebenfalls. Aber nicht Kinder. Kinder zu fotografieren, hätte Irene immer erklärt, bringe Unglück. Jedenfalls kannte er, Olander, das Kind nur aus den Erzählungen Irenes, dann, wenn er sich heimlich mit ihr traf.
    »Man muß ein Kind nicht gesehen haben, um es zu lieben«, erklärte Olander. »Es geht eher um das Prinzip der Liebe. Außerdem war ich fest entschlossen, der Vater Claras zu werden. Ein sehr viel besserer als dieser Professor Kasos. Und ein besserer natürlich als der leibliche, welche Ratte das auch immer gewesen sein mag.«
    Lukastik zog eine kleine Grimasse der Überforderung. Dann fragte er: »Wie war das an dem Tag des Unfalls? Was ist da geschehen?« Und während er das fragte, steckte er seinen kleinen Finger in das Einschußloch in der Tischplatte, als versuche er eine Blutung zu stoppen.
    »Ich sollte die drei am Flughafen treffen. Die beiden Frauen und das Kind. So war der Plan. Ich hatte die Tickets für einen Flug nach Kanada.«
    »Warum flüchten die Menschen immer nach Kanada? Um sich zwischen Bäumen zu verstecken?« überlegte Lukastik laut und zog den Finger wieder aus dem Loch, wie um diesen Tisch nun doch verbluten zu lassen.
    »Nun, wir sind ja nicht nach Kanada«, sagte Olander. »Die Frauen kamen nicht. Und keine ging ans Handy. Ich dachte, etwas sei schiefgegangen. Ich konnte ja nicht ahnen, daß gar nichts schiefgegangen war. Zumindest nicht für Andrea und Irene. Nur für mich. Ich war kopflos, wußte nicht, was tun. Ich bin aus dem Flughafen hinaus und habe mich in dieses Taxi gesetzt. Mir fiel nichts Besseres ein, als mich in die Scala fahren zu lassen. Zu Yasmina. Und dann geschah der Unfall, und ich wäre beinahe verbrannt. Als ich aus dem Koma erwachte… nun, ich war nicht ganz bei Sinnen…die Sache mit dem Kind…ich…ich habe fest daran geglaubt, daß Clara im Wagen gewesen ist. Für mich war das die Wirklichkeit. Und im Grunde ist sie das bis heute. Verstehen Sie mich?«
    »Ich denke schon. Allerdings begreife ich immer noch nicht, was für eine Rolle der Taxifahrer spielte.«
    »Es bleibt dabei, daß ich diesen Mann nie zuvor gesehen hatte. Ich kann also nicht sagen, warum er sterben mußte.«
    »Die Affenfiguren aus Straubs Wohnung…die verweisen auf Hiltroff. Alles verweist auf Hiltroff.«
    »Natürlich tut es das. Warum glauben Sie denn, daß ich es seit drei Jahren in diesem Kaff aushalte?«
    »Und was werden Sie machen, wenn Sie Clara tatsächlich finden?«
    »Mit ihr reden. Ihr von ihrer Mutter erzählen.«
    »Was denn? Wollen Sie dem Mädchen eine Mutter schmackhaft machen, die nichts von ihr wissen will? Tolle Idee. Da dürfen Sie sich nicht wundern, daß Irene Kasos Sie hereingelegt hat.«
    »Ich dachte, Irene hätte das eingesehen, die Notwendigkeit, mit Clara darüber zu sprechen. Lieber früher als später. Wenn Kinder solche Dinge zu spät erfahren, werden sie krank davon. Man spricht doch immer von der biologischen Bombe, die tickt. Das wäre auch so eine Bombe, die tickt. Kindern nicht die Wahrheit sagen.«
    Lukastik verzog den Mund zu einer dünnen Spange und sagte: »Offenkundig hat Irene Kasos weit weniger von der Wahrheit gehalten.«
    »Irene und ich waren ein Paar«, erwiderte Olander. »Ich hatte nicht vor, ihr etwas Schlechtes anzutun.«
    »Das scheint sie nicht kapiert zu haben.«
    »Sie haben recht. So scheint es.«
    »Könnte sein«, meinte Lukastik, »daß Irene Kasos dachte, Sie würden Clara zu ihrer leiblichen Mutter zurückbringen wollen.«
    »Diese Idee hatte ich aufgegeben. Ich wollte nur, daß das Kind von diesen Dingen weiß. Daß keine Lüge zwischen uns allen

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