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Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Titel: Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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fabriziert wird«, sagte Pichler. »Kleine, weiße Blöcke, die man für Würfelzucker hätte halten können. Ich hatte schon irgendeine Drogengeschichte befürchtet. Man stellt sich immer vor: Drogen oder Waffen. Aber dann fand ich heraus, daß die Laborleute an biologisch abbaubaren Polymersorten forschten, an Kunststoffen, die schneller als bisher zerfallen sollten, ohne gleich ihre Vorteile einzubüßen, Biegsamkeit, Härte und so weiter. Und wie es aussieht, dürfte tatsächlich etwas ganz Außerordentliches gelungen sein, etwas Revolutionäres, etwas – und das sollte ja vielleicht zu denken geben –, das niemals auf den Markt gekommen ist. Zumindest nicht offiziell. Oder haben Sie von einem Kunststoff gehört, der sich in programmierbaren Abläufen quasi in Luft auflöst, und zwar in gute Luft, wenn Sie so wollen, in Hiltroffer Landluft? Haben Sie je was davon gehört?«
    »Nein.«
    »Sehen Sie. Es gibt Dinge, die werden nur entwickelt, damit man sie in der Hand hält, bevor andere sie entwickeln. Oder Dinge, deren Verwertung stets eine inoffizielle bleibt. Mein kleiner Verstand reicht nicht aus, um mir vorzustellen, was man alles mit einem Polymer machen kann, das sich steuern läßt, als wäre es ein dressiertes Hündchen. Ein Kunststoff, der auf sein Herrchen hört. Ein Kunststoff, der lebt. Und der stirbt, ohne daß etwas von ihm zurückbleibt außer ein wenig frischer Luft. Ich habe mich gefragt, ob das das Material ist, aus dem man einmal Androiden bauen wird. Denn Sie wissen ja wie ich: Die Zukunft gibt es, damit sie irgendwann auch eintritt.«
    »Schön und gut«, meinte Lukastik, »das ist alles kein Grund, sich erschießen zu wollen.«
    »Sie haben das noch nicht begriffen«, sagte Pichler, »alles hier in Hiltroff hängt von dieser einen Fabrik ab. Nicht von unserem Freund Götz und seinem Kubus und seinem Hotel und nicht von einer Seeschlange, die nie auftauchen wird. Sondern von diesem einen Betrieb. Alle sitzen in Wirklichkeit in diesem einen Fabriksboot. So ist das an solchen Orten wie Hiltroff. Aber jetzt…Colanino will die Fabrik zusperren. Die Scheißitaliener wollen uns bestrafen, für Vorgänge, für die wir nichts können. Aus dem Labor wurden Unterlagen entwendet, auch scheinen einige dieser kleinen weißen Würfel verschwunden zu sein. Industriespionage, heißt es. Schwere Versäumnisse, heißt es. Man wirft uns praktisch vor, auf unsere Mitarbeiter nicht aufgepaßt zu haben. Herr im Himmel, wir wußten doch nicht einmal, worum genau es geht, wie wichtig diese kleinen Dinger sind, wie sehr sie das Gefüge aus Müll und Müllverwertung in Ordnung oder Unordnung bringen können. Ja, und nun auch noch dieser Mordfall und diese blöde Seeschlange. Die Italiener haben sich Hiltroff ausgesucht, weil hier nichts los war, mitten in Europa das Ende der Welt. Und über allem ein Nebel, auch ein sprichwörtlicher. Damals gab es ja auch den Götz noch nicht. Und jetzt?! Jetzt haben wir hier mehr Presse und Polizei und Geistesgrößen und Verrückte als im Zentrum von Mailand. Auffälliger geht’s schon nicht mehr. Darum ist es ja auch nur logisch, daß Sie, Herr Chefinspektor, nun hier sitzen und mich zwingen, Ihnen das alles zu erzählen. Dabei sollte ich schweigen. So ist es doch, oder? Das gestrige Attentat war eine Warnung. Eine Warnung an alle hier in Hiltroff, den Mund zu halten. Über die Finanzen, über die Forschung, über einen bestimmten Kunststoff…vor allem keine Namen.«
    »Ach wissen Sie, Herr Doktor, das Schweigen bringt einen auch nicht weiter, glauben Sie mir. Wir haben übrigens den Schützen von gestern abend bereits erwischt. Es scheint tatsächlich so zu sein, daß der Mann für Ihre italienischen Freunde arbeitet. Was natürlich einmal zu beweisen wäre. – Übrigens, können Sie sich an einen Mitarbeiter namens Giorgio Straub erinnern?«
    Pichler mußte gar nicht erst nachdenken. »Sicher. Der Name fiel mir gleich auf. Straub war auch einer von denen, die uns Colanino geschickt hat. Der Mann selbst war unscheinbar. Hat so ungefähr zwei Jahre hier gearbeitet, fuhr ab und zu nach Mailand, kam ein paar Tage später wieder zurück. Das ist alles. – Warum fragen Sie?«
    »Straub ist tot. Wissen Sie das nicht?«
    »Nein.«
    »Und er hat Figuren gesammelt. Figuren, die hier angeblich gar nicht hergestellt werden. Wie jene unten im Durchgang. Den Affen…pardon, den Ahnen mit der Schlangenmaske.«
    »Sie haben ihn gesehen?«
    »Mhm.«
    »Es stimmt. Wir haben einmal eine

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