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Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Riedripp: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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tun? Der ist doch Metzger.«
    »Ja. Und Metzger sind automatisch Mörder.«
    »Nein, aber die abgeschnittenen Körperteile.«
    »Das kann jeder.«
    »Ich nicht.«
    »Warum sollte der Fränkel sich so was selbst an die Scheune nageln?«
    »Um den Verdacht von sich abzulenken.«
    »So ein Blödsinn!«
    »Vielleicht hat ja seine Frau damit etwas zu tun. Eifersucht und so. Der Fränkel hat ja alles gevögelt, was nicht schnell genug auf den Baum fliehen konnte.«
    »Heißt es deshalb vögeln?«
    »Häää?«
    »Seine Frau, die steht ganz schön unterm Pantoffel.«
    »Woher weißt du das?«
    »Als die noch die Metzgerei hatten, musste die ganz schön spuren. Die hatte nichts zu lachen, obwohl sie mal super ausgesehen hat. Und er war immer hinter den Weibern her. Ich habe da immer meinen Leberkäswecken geholt.«
    »Da hat sich der Besuch allein schon wegen seinen Wursttussen gelohnt«, referierte Gesicht, der ewige Single. »Die Leberkäshäschen waren immer vom Feinsten.«
    Cäci verdrehte die Augen:
    »Das heißt Fleisch- und Wurstwarenfachverkäuferin oder so ähnlich.«
    »Da ist Tussen einfacher.«
    »Kennst du den Metzgerwitz? Der ist super, als ich den zum ersten Mal hörte, hab ich mich fast totgelacht. Moment, mir fällts gleich ein, das war echt der Wahnsinnswitz. Ich weiß jetzt nicht mehr, wie er geht, aber am Schluss sagt der Kunde: Nein, die grobe Fette!«
    »Die waren aber alles andere als grob und fett, die sahen immer aus wie, Tschörmanie sucht Miss Fleischwurst.«
    Cäci schien leicht genervt:
    »Ich weiß, ihr seid Männer, und dafür könnt ihr ja nichts. Aber wenn vielleicht für wenige Minuten die zwei Promille eures Gehirns, die nicht ständig an Frauen denken, mal aktiviert werden könnten? Was glaubt ihr? Hat die Frau im Ried etwas mit dem Fall zu tun, wenn ja, wer hat eine Idee?«
    »Wauuu, suuper! Brainstorming … wie in der Schule.«
    Ich hob die Hand und schnipste mit den Fingern.
    »Du Depp«, funkelte Cäci.
    Butzi rettete die Situation und outete sich als Standup-Moderator:
    »Cäci hat recht, was, glaubt ihr, war da los? War es eine junge Frau?«
    »Eher.«
    »Figur?«
    »Schlank.«
    »Haarfarbe?«
    Cäci schüttelte ihren Kopf:
    »Das war nicht zu erkennen, es war zu nebelig und zu dunkel.«
    »Um diese Zeit ist doch niemand im Ried. Das ist auch viel zu gefährlich.«
    »Vielleicht versteckt sie sich in einer Hütte?«
    »Warum?«
    »Weil sie was mit dem Mord zu tun hat.«
    Lange noch spekulierten wir, indem ein volles Bierglas immer wieder ein leeres erlöste.

13 Vernunftzweifel
    Das Buch der Weisheit
    17:11 Furcht ist ja nichts anderes als der Verzicht auf die von der Vernunft angebotene Hilfe.
    17:12 Je weniger man solche Hilfe erwartet, umso schlimmer erscheint es, die Ursache der Qual nicht zu kennen.
    17:13 In Wahrheit hatte jene Nacht keine Gewalt; aus den Tiefen der machtlosen Totenwelt war sie heraufgestiegen. Sie aber, die wie sonst schlafen wollten,
    17:14 wurden bald durch Schreckgespenster aufgescheucht, bald durch Mutlosigkeit gelähmt; denn plötzliche und unerwartete Furcht hatte sie befallen.
     
    Die Riedhagener waren zäh wie der Oktobernebel. Kaum jemand redete öffentlich über den Mord, die Auseinandersetzung mit dem Unfassbaren geschah in anonymen Eckgesprächen oder alkoholisiert am Stammtisch in Friedas Ochsen. Die Befragungen der Kommissarin und ihres Chefs, von denen auch ich nicht ausgeschlossen wurde, brachten keine raschen Ergebnisse. Die Polizei tappte, wie die Jahreszeit, im Nebel. Die emsigen Ermittlungen in und um Riedhagen brachten keine neuen Erkenntnisse. Schon redete man davon, dass der Mord wohl nie aufgeklärt würde.
    Mittlerweile waren zehn Tage vergangen und schuld an all dem Unerklärlichen waren für die von des Gedanken Blässe kaum gestreiften Riedhagener die russischen Verhältnisse in Deutschland oder sogar das Unerklärliche selbst. In den Ecken des Dorfes standen die alten Bäuerinnen mit ihren blau karierten Kittelschürzen, über denen sie wärmende Strickjacken trugen, kreative Ausgeburten winterlicher Fernsehabende, und flüsterten hinter vorgehaltener Hand stereotype Formeln:
    »Wer sich mit dem Russ einlässt …«
    »So ein Blödsinn, nicht an allem ist der Russ schuld.«
    »Da stimmt was nicht, das geht nicht mit rechten Dingen zu.«
    »Ach was, für alles gibt es eine logische Erklärung.«
    »Der Russ fackelt nicht lange.«
    »Bei dir fackelts im Hirn.«
    »Das hat was mit dem Riedweible zu tun.«
    »Schwachsinn,

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