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Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Riedripp: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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wollte sich sogar bei Ihnen mit einer Schachtel Mongscherrie entschuldigen. Für das vermeintliche Unrecht, das Sie Ihnen zugefügt hatte. Bönle, so geht das nicht, wir sind hier nicht im Kabarett, wir sind eine ernstzunehmende Bildungsanstalt. Wenn wir nur Kollegen wie Sie hätten, das wäre ja ein Zirkus, ein Zirkus wäre das, das wäre Kabarett, das wäre, aaah, Hanswursterei!«
    Ich nickte.
    »Verstehen Sie? Ein Zirkus!«
    »Ich verstehe.«
    »Bönle, Sie verstehen gar nichts, rein gar nichts! Sie parken Ihren Traktor das nächste Mal nicht mehr illegal! Verstehen Sie? Illegal!«
    »Ich verstehe.«
    »Gar nichts verstehen Sie, was bekommen wir denn für einen Ruf, wenn die Kollegen nun alle mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen zum Dienst kommen? Der eine mit einem Traktor, der nächste mit einem Mähdrescher und der übernächste mit einer Dampfwalze oder einer Lokomotive!«
    »Eine Dampfwalze und eine Lokomotive sind keine landwirt…«
    »Unterbrechen Sie mich nicht ständig! Bönle, Bönle, Sie verstehen überhaupt nicht, um was es hier geht, es geht hier um Bildung und nicht um das Ausleben Ihrer Bedürfnisse. Bönle, Bönle! Wie geht es eigentlich der Klasse, Sie wissen schon, nach dem, aah, Mord und so?«
    »Es geht.«
    »Sie wissen ja, dass die Schülerin in der Ukraine beigesetzt wurde. Die Eltern sind schon wieder hier, mit dem Flieger geht das ja heute ruckzuck, seit Friedrichshafen den Flugplatz hat.«
    Man sah ihm den Stolz auf den Friedrichshafener Flughafen deutlich an, er zupfte an seiner roten Fliege und strich sich belohnend über das schüttere, gegelte Haar. Als hätte er den Flughafen in Friedrichshafen eigenhändig gebaut.
    »Das geht wirklich ruckzuck, aber Sie haben es bestimmt schon gehört, der Bub, der Junge, ihr Bruder …«
    »Sergej?«
    »Ja, der Sergej, der ist nicht mehr mit zurückgekommen, das hat mir der Kommissar Härmle erzählt in der Sauna.«
    Ich musste lächeln, ich stellte mir den gewaltigen Saitling in der Enge einer Sauna vor.
    »Was grinsen Sie? Das täte Ihnen auch mal gut, das ist etwas für Körper und Geist, es regeneriert alle Kräfte. Aah, das ist ja schon äußerst verdächtig. Das ging sowieso alles viel zu schnell, auch das Überführen der Leiche oder wie man da sagt.«
    »Vielleicht überfliegen.«
    »Bööönle, Sie sind wirklich ein, aah, lassen Sie das einfach! Das mit der Leiche ging recht flott, meinte auch Härmle, aber der alte Hold, der Vater, der war wohl früher auch im Geheimdienst, der hat wohl irgendwelche Beziehungen spielen lassen. Direkt nach der Obduktion der, aah, Verstorbenen ab nach Sevastopol und dort schon unter der Erde. Wie gesagt: Vater hier, Mutter hier, Tochter beigesetzt, Sohn fehlt, der scheint hier in Deutschland gar nicht mehr angekommen zu sein. Aber das geht Sie ja eigentlich gar nichts an. Der Sohn vom Fränkel, der scheint ja auch schon ein paar Tage zu fehlen.«
    »Ja, laut Klassenbucheintrag seit Dienstag.«
    »Brav, Bönle, aus Ihnen machen wir auch noch einen guten Lehrer. Ja, da untersucht die Kripo wohl zurzeit, ob der Junge etwas mit der Russin hatte. Das ist schon möglich, dass der Fränkel-Bub mit der was hatte, aah, so schamlos wie die doch in der Öffentlichkeit herum laufen, die jungen Russinnen. Aufgetakelt wie, aah, Nu… Prostituierte. Obwohl der Fränkel ein ehrbarer Mann ist, der hatte früher die besten Blutwürste, auch der Fleischkäs war nicht zu verachten. Man kann sich nicht vorstellen, dass die Familie etwas damit zu tun hat, die hatten eben Pech, als das mit der Metzgerei den Bach runterging. Aber heute verkauft ja schon der Aldi Wurst. Danke Bönle, es war ein nettes Gespräch mit Ihnen und denken Sie daran: Die Fenster zu! Auch auf gekippte achten! Die wertvolle Energie! Und Kopf hoch, mit etwas Angaschmeng wird aus Ihnen schon noch ein richtiger Lehrer.«
    »Danke, Herr Vorgesetzter.«
    Ich erhob mich.
    »Aaah, übrigens nicht so eilig, bleiben Sie noch kurz hier. Am Fundort der Lei… aah, des Mädchens haben die Eltern ein kleines Holzkreuz aufgestellt. Und Sie sind ja Religionslehrer. Gehen Sie doch da mal mit der Klasse hin und legen einen Blumenstrauß nieder. Jetzt so direkt vor den Herbstferien ist das die richtige Zeit, obwohl man ja nicht Ferien sagen sollte. Sie wissen ja, wir sind immer im Dienst, im Staatsdienst. Ein guter Pädagoge ist immer auch ein guter Staatsdiener. Es ist halt schulfreie Zeit, die Zeit, um guten Unterricht vorzubereiten, die Zeit, um misslungene Stunden

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