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Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Riedripp: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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ich, wie eine Frau mit einem Korb in der Hand um die Ecke des Schweinestalls huschte.
    Fränkel kam, da er meinen Traktor gehört hatte, aus dem Hühnerstall heraus und hob freundlich grüßend die Hand. Als er mich auf dem Traktor erkannte, ließ er sie schnell wieder sinken und versteckte sie in der Tasche seiner attraktiven Breitcordhose. In der anderen Hand hielt er eine Mistgabel, die er fuchtelnd in meine Richtung bewegte:
    »Was wollen Sie hier? Seit wann fahren Sie Traktor?«
    »Hatten Sie Damenbesuch? War das nicht die fesche Hilde?«
    »Das geht Sie einen Scheißdreck an, sie holt hier Eier. Bio! Und Pilze, auch Bio!«
    »Aaah, ich verstehe, die Eier, Bio. Und die Pilze, aus dem Ried, auch Bio. Pilze aus Freilandhaltung, Fränkel-Pilze aus Bodenhaltung?«
    »Sie verstehen gar nix, Sie Depp, und jetzt hauen Sie ab! Sonst …«
    Er streckte mir bedrohlich das dreizinkige Arbeitsgerät entgegen und rief:
    »Hauen Sie ab, sonst ruf ich die Polizei! Das ist Hausfriedensbruch.«
    »Ich will zu Tobi, ich bin nicht privat hier, sondern als sein Lehrer.«
    »Das interessiert mich nicht, ich habe zu tun. Wenn Sie nachher noch auf dem Hof sind, dann gibts Ärger.«
    »Ich möchte aber mit Tobi reden, er fehlt seit Dienstag unentschuldigt.«
    Bauer Fränkel knallte die Mistgabel in eine Ecke, ging mit ausladenden Schritten zu seinem Traktor, startete ihn mit einer schwarzen Dieselrauchwolke und ratterte Richtung Ried.
    Allein stand ich im gekiesten Hof. Der Misthaufen dampfte, ein paar Hühner scharrten auf dem Hof, eifersüchtig vom Hahn bewacht. Und ich hatte das Gefühl beobachtet zu werden.
    »Tooobiii!«, rief ich in den Hof.
    Gerade wollte ich auf meinen Porsche steigen, da bemerkte ich eine Bewegung am Küchenfenster. Langsam wurde der Vorhang ein kleines Stück zugezogen.
    Ich ging zur Küchentür und klopfte. Keine Antwort. Ich klopfte kräftiger und drückte gleichzeitig gegen die Tür. Sie ging auf.
    Im Licht des Küchenfensters saß Tobis Oma, die 83-jährige Josefine Fränkel in der Wohnküche. Die niedrige Decke, der Holzdielenboden und der Herrgottswinkel hinter der Eckbank mit einem Beistellkreuz und einer Muttergottes Selbdritt sowie einem schräg hängenden Holzkreuz mit Holzheiland gaben dem Raum etwas katholisch Gemütliches. Das warme Licht der Herbstsonne zog vom Fenster her einen Streifen durch die ganze Küche bis hin zum Herd.
    Die Oma starrte mich mit wasserhellen Augen an. Um die von Gicht gekrümmten Hände hatte sie einen Rosenkranz gewickelt, auf dem unlackierten Küchentisch aus dunkelrotem Kirschholz lag eine aufgeschlagene Bibel.
    »Gegrüßet seist du Maria, voll der Gnade, und gebenedeit … Komm schon rein, Daniel, mein Gott, du bist ja ein richtiger Mann geworden, komm rein, sonst muss ich dich küssen, du stehst unterm Mistelzweig. Vor 30 Jahren oder mehr, da bist noch mit kurzen Hosen hinten rum durch unser Hag ins Ried und bist mit Fröschen zurückgekommen. Eine ganze Guggel voll. Und deine Mutter, die hat geschimpft. Einmal hast deinem Vater einen ins Sonntagshäs gesteckt, der ist dann in der Kirche rausgehüpft. Ja, da erinnere ich mich ganz genau daran. Du warst schon so ein Fetz. Und weißt du noch, wie du dem Kramer Done das Güllefass aufgemacht hast und die ganze Sauerei ist ins Dorf reingelaufen. Das hat tagelang im Dorf gestunken. Der Pfarrer hat sogar um Regen gebetet.«
    Sie lachte und ihre zittrige Hand befahl mir, neben ihr Platz zu nehmen.
    »Du kommst wegen Tobi?«
    Ich nickte.
    »Ist der Horst weg, der versteht sich nicht mit dem Bub, der will immer, dass er den Hof übernimmt oder doch noch Metzger wird. Und mit der Elsbeth, mit der ist erst recht nix los, jetzt ist sie schon wieder krank. Ich habs ihm damals schon gesagt, für den Hof brauchst eine, die schaffen kann. Die muss zupacken können, keine, die nur den Arsch hinhält. So eine find’st immer! Aber gefolgt hat der ja nie! Ich hab ihm immer gesagt, lass die Finger von den Weibsbildern, lieber fährst ein Auto zusammen. Aber der Depp hat beides gemacht. Die falschen Weiber am Hof und schon ist alles wie verhext. Bist immer noch nicht verheiratet, hab ich gehört?«
    Ich schüttelte den Kopf. Und schaute zum Küchenfenster und dem eigenartigen Sammelsurium aus Madonna, Wackeldackel, einem weiteren Beistellkreuz und einem kitschigen Sitzengel auf der Fensterbank.
    »Bist mit der Tochter von der Ochsenwirtin zusammen, das ist eine Hübsche. Ein bissle dünn, aber so will mans heute. Heute kanns ja nicht

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