Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)
wuchs.
Der Wagen war bei Southwick in der Nähe des Hafens von Shoreham gesichtet worden. Vermutlich kannte sich der Sadist in der Gegend aus. Viele Verbrecher begingen ihre Taten an Orten, die sie kannten, an denen sie sich sicher fühlten. Er würde Duncan Crocker damit beauftragen, alle bisherigen Gewaltverbrechen in der Gegend zu sichten. Zuerst aber ordnete er eine Überprüfung des Wagens in der nationalen Datenbank der Polizei an.
Die Antwort kam sehr schnell. Der Eigentümer war ein gewisser Barry Simons aus Worthing in West Sussex, einem Ort etwa fünfundzwanzig Kilometer westlich von Brighton. Grace war enttäuscht. Der Fahrer konnte durchaus auf dem Heimweg gewesen sein. Seine letzte Hoffnung war die Tatsache, dass der Yaris anscheinend irgendwo in Shoreham oder Southwick angehalten hatte. Er wollte gerade den Gold Commander anrufen, damit der Hubschrauber hinflog und die Gegend überwachte, als sein Handy klingelte.
Es war Duncan Crocker. »Roy, wir haben einen Toyota Yaris gefunden, der mit den ausgetauschten Nummernschildern unterwegs ist. Er wurde gerade von einer Verkehrskamera auf der A23 registriert, nördlich von Brighton.«
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TYLER TRAT WIEDER WILD UM SICH. Das Metall schepperte hohl.
Wenn der Mann nun nicht zurückkam?
Er hatte mal eine Geschichte gelesen, in der jemand im Kofferraum eines Wagens eingeschlossen wurde und beinahe erstickt wäre. Wie lange konnte man das aushalten? Wie lange war er schon hier drin? Gab es eine scharfe Kante, an der er seine Fesseln reiben konnte? Er versuchte, sich umzudrehen und den Raum so genau wie möglich zu erkunden, aber er war winzig und schien komplett mit Teppich ausgelegt zu sein.
Er hatte Leuchtziffern an seiner Uhr, konnte aber das Zifferblatt nicht erkennen. Ihm war jegliches Zeitgefühl abhandengekommen. Er wusste nicht, wie lange der Mann schon weg und ob es noch Tag oder schon Nacht war. Wie lange würde es dauern, bis sich jemand über den herrenlosen Wagen wunderte?
Dann fiel ihm Friend Mapper ein, und er geriet in Panik. Hatte seine Mutter überhaupt daran gedacht, sich einzuloggen? Von ihm verlangte sie, das Programm die ganze Zeit eingeschaltet zu lassen, vergaß es aber selbst ganz gern. Und von Technik hatte sie nun wirklich keinen Schimmer.
Vielleicht sollte er weiter treten, falls jemand vorbeikam und ihn hörte. Aber er hatte Angst. Wenn der Mann zurückkehrte und es mitbekam, würde er richtig sauer werden. Er hatte gerade beschlossen, noch ein bisschen zu warten, als sich Schritte näherten, ein schnelles, scharfes Knirschen. Dann neigte sich der Wagen leicht zur Seite.
Jemand war eingestiegen.
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IM ÜBERWACHUNGSRAUM STARRTE GRACE auf die Frontalaufnahme eines dunkelgrauen Toyota Yaris, der auf einem vertrauten Abschnitt der A23 nördlich von Brighton fuhr. Zu seiner Enttäuschung war die Windschutzscheibe noch undurchsichtiger als bei der vorherigen Aufnahme. Er konnte überhaupt nicht hineinsehen, keine Schatten oder Umrisse erkennen, bekam keinen Hinweis darauf, wie viele Leute in dem Auto saßen.
Branson verständigte sofort den Gold Commander und horchte konzentriert ins Funkgerät.
Grace wies Jon Pumfrey an, den Wagen landesweit zu markieren. Er wollte kein Risiko eingehen. Dann saß er einen Moment lang mit geballten Fäusten da. Vielleicht hatten sie es endlich geschafft.
»Welche Kameras haben Sie an der A23?«
»Die einzigen fest installierten sind die ANPRs auf der Autobahn. Die nächste in Richtung Norden wäre Gatwick.«
Grace war aufgeregt und frustriert zugleich. Am liebsten wäre er selbst dort draußen gewesen und hätte miterlebt, wie der Wagen angehalten wurde. Pumfrey rief eine Straßenkarte auf, die die Position der beiden ANPR-Kameras anzeigte. Der Verdächtige hatte viele Möglichkeiten, von der Autobahn abzufahren, doch mit etwas Glück würde ihn der Polizeihubschrauber sofort entdecken.
Er schaute wieder zu der Reihe von Monitoren und dem Wagen, der auf der Kings Road registriert worden und auf Barry Simons zugelassen war. Vorsichtshalber rief er die Soko-Zentrale an, wo sich Nick Nicholas meldete. Grace bat ihn zu überprüfen, ob Simons an diesem Morgen mit seinem Wagen die fragliche Strecke durch Brighton gefahren war.
Angesichts der augenblicklichen Position des Verdächtigen auf der A23 würde er etwa fünfundzwanzig Minuten brauchen, bis er die nächste ANPR-Kamera auf der M23 erreichte. Über das Funkgerät konnte er die Entwicklungen verfolgen. Diese Operation lief wirklich schnell
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