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Rimbaud und die Dinge des Herzens: Roman (German Edition)

Rimbaud und die Dinge des Herzens: Roman (German Edition)

Titel: Rimbaud und die Dinge des Herzens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Benchetrit
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zurückgelaufen waren.
    Freddy wollte durch das Loch in der Mauer schlüpfen.
    »Was machst du da?«
    »Komm, wir verschwinden im Einkaufszentrum, da finden sie uns nie.«
    »Da ist aber der Riese.«
    »Mist, du hast recht … Also, wohin jetzt?«
    Ich sah mich kurz um, in ein paar Metern Entfernung entdeckte ich eine Art Hütte, nicht viel größer als ein Klohäuschen.
    »Komm.«
    Wir gingen zu der Hütte, ich machte die Tür auf, und Freddy sagte:
    »Was ist denn das?«
    Auf der Tür stand etwas geschrieben.
Local Électrique. Danger
. Und darunter war ein Blitz gemalt.
    »Da drin scheinen elektrische Sachen herumzustehen … Fass nichts an.«
    Wir zwängten uns in die Hütte, sie war noch enger,als man von außen dachte. Wir kamen uns vor wie in einem Auto von Mario Bosse. Ein seltsamer Apparat nahm fast den ganzen Raum ein. Er machte einen Höllenlärm. Freddy und ich pressten uns gegen die Wand und betrachteten das Ding in der Mitte.
    »Was ist das für ein Ding?«
    »Na, irgend so ein Elektrogerät.«
    »Glaubst du, man stirbt, wenn man es anfasst?«
    »Keine Ahnung … Meiner Meinung nach sollten wir es lieber nicht probieren.«
    »Berührst du es, wenn ich dir zehn Euro schenke?«
    »Nein.«
    »Und was ist mit hundert?«
    »Ich dachte, du hättest kein Geld.«
    »Na ja, nicht bei mir, aber ich würde es dir morgen vorbeibringen.«
    »Und wenn ich sterbe?«
    »Dann gebe ich es deiner Mutter.«
    »Die ist bei der Polizei.«
    »Ach ja, stimmt.«
    Ich habe Freddy gesagt, er soll einfach mal die Klappe halten, weil die Polizisten vermutlich in der Nähe waren.
    Eigentlich fühlte ich mich ganz wohl in dem Häuschen. Die Sonne schien durch ein Lüftungsgitter, was einen tollen Lichtreflex ergab. Wie in der Kirche, wenn die Sonne durch die Glasfenster scheint.
    Freddy, der nie die Klappe halten kann, fragte mich:
    »Glaubst du, sie suchen dich jetzt überall in der Stadt?«
    »Weiß nicht … Ist ja nicht mal klar, ob sie mich überhaupt suchen.«
    »Also, ich glaube schon – du hast ja gesehen, wie sie hinter uns hergerannt sind!«
    »Vielleicht, weil wir als Erste losgerannt sind.«
    »Ach ja, stimmt!«
    Wir haben eine Viertelstunde in der Hütte ausgeharrt, dann hat Freddy die Tür einen Spaltbreit geöffnet, um zu gucken, ob die Luft rein war.
    »Ich sehe nichts.«
    »Bestimmt sind sie weg.«
    Vorsichtig traten wir hinaus und rannten dann wieder los, um im Notfall einen guten Vorsprung zu haben.
    Ich wäre gern noch ein wenig in dem engen Häuschen geblieben. Ich hatte mich dort wohl gefühlt.
    Wie unsichtbar. Ich habe oft den Wunsch, mich verstecken zu können. Dann sehe ich mich an so einem Ort – einer Hütte, die keinem auffällt. Die mitten in der Stadt steht, und ich bin innen drin und betrachte die Welt durch ein kleines Loch.
    Freddy hat mich bis zur Brücke begleitet, die über die Nationalstraße führt und die Grenze zur Cité Berlioz markiert.
    Ich komme oft mit meinen Kumpels hierher. Es ist super, auf einer Brücke zu stehen, während die Autos untendurch fahren. Ich liebe es, den Autos zuzusehen. Das ist wie mit den Wolken. Ich suche mir irgendein Auto aus und stelle mir vor, was für ein Leben der Typ am Steuerführt. Ich nehme mir vor, oft an diese Person zu denken. Doch jedes Mal vergesse ich es. Ich glaube, um sich an jemanden zu erinnern, muss man ihn ein wenig kennen oder ihm zumindest in die Augen geschaut haben.
    »Gehst du zur Bibliothek?«
    »Ja.«
    »Na dann … Salut.«
    »Salut.«
    »Charly?«
    »Was denn?«
    »Wenn die Bullen dich erwischen, helfe ich dir beim Ausbrechen.«
    »Danke, Freddy.«
    »Mach dir keine Sorgen, ich weiß, wie das geht … Über unterirdische Gewölbe.«
    In diesem Moment fingen Dutzende Klingeln an zu schrillen, sie gehörten zu den Schulen der Umgebung.
    Es war Mittagessenszeit.

Zehntes Kapitel

11 Uhr 30
     
     
    Ich weiß wirklich nicht, was ich einmal werden will. Vor einem Jahr hätte ich gesagt: Fußballer. Aber das ist vorbei. Seit ich nämlich im Verein spiele, habe ich gemerkt, dass es andere gibt, die tausend Mal besser sind als ich. Im ersten Moment war ich am Boden zerstört. Weil ich dachte, ich wäre gut. Aber dann habe ich mir gesagt, dass man erkennen muss, wenn man nicht der Beste ist. Das ist wichtig im Leben. Bei einem Match spielte ich gegen einen, der war Flügelstürmer wie ich und noch dazu ein Genie. Ihm schien der Ball am Fuß zu kleben. Danach habe ich ihn gefragt, ob er vorhat, Profifußballer zu werden. Woraufhin er geantwortet

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