Ring aus Feuer
trafen sich, und Stavros hob fragend die Augenbrauen. „Warum hast du mich nicht vorgewarnt?“
Der Bann war gebrochen. Sie setzte sich etwas aufrechter hin und war froh, dass sie sich hinter ein paar Schaumkronen verstecken konnte.
„Du hättest mir sagen müssen, dass du noch Jungfrau bist.“
Sein Tonfall erschreckte sie. Er ließ diese Bemerkung wie einen Vorwurf klingen, so als wäre Tessa seinen Erwartungen wegen ihrer mangelnden Erfahrung nicht gerecht geworden.
Sie runzelte die Stirn und dachte darüber nach, dass sie tatsächlich keine Ahnung gehabt hatte, wie sie ihm Befriedigung verschaffen konnte. Dabei gab es keinen Zweifel, dass sein Höhepunkt ebenso heftig wie ihrer gewesen war.
„Spielt es denn wirklich eine Rolle?“ Sie hatte die Worte ausgesprochen, ehe sie sich darüber im Klaren war.
Er trat neben die Badewanne und stemmte die Hände in die Hüften. „Es ist hilfreich, wenn man darüber Bescheid weiß“, sagte er gepresst.
„Oh.“
„Wenn ich es gewusst hätte, wäre ich viel vorsichtiger gewesen. Ich hätte es dir leichter machen können.“
Er sorgt sich, weil er mich verletzt hat?, dachte sie ungläubig.
Ein wohliges Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus. Seine Fürsorge belebte die Fantasie, die sie eigentlich längst der Realität geopfert hatte!
„Hättest du mir denn geglaubt, wenn ich es dir gesagt hätte? So wie du mir zugehört hast, als ich dir von meinen vier Jahren in Südamerika erzählt habe? Oder als ich schwor, nicht mit einem Journalisten gesprochen zu haben?“
Sein Gesicht verhärtete sich, aber Tessa machte sich keine Illusionen. Sie erwartete keine Zugeständnisse von ihm und auch keine Entschuldigung. Resigniert wandte sie sich ab.
Mit ihm zu schlafen, war die tiefgreifendste Erfahrung ihres ganzen Lebens gewesen. Tessas Körper bebte noch immer, wenn sie daran dachte, was sie gerade getan hatte. Obwohl ihr wichtig war, mit wem sie ihr erstes Mal erlebte, hatte sie sich gedankenlos von ihrem Verlangen treiben lassen. Sie hatte keine Zeit darauf verschwendet, wie sie zu Stavros stand.
Und sie wollte keine Entschuldigung von ihm, sie sehnte sich nach etwas anderem. Bloß nach was? Nach seiner Leidenschaft? Nach seinen Zärtlichkeiten? Nach seiner Liebe?
Sie hatte genau das zugelassen, was ihr gesunder Menschenverstand hätte verhindern müssen. Ihr impulsives, von Wut angetriebenes Verhalten hatte ihren Selbstschutz ausgeschaltet. Sie hatte mit dem Mann geschlafen, der sie als seine persönliche Feindin betrachtete. Und nur weil sie sich in eine Fantasiegestalt verliebt hatte, in einen Mann, der in Wirklichkeit gar nicht existierte. Der Mann ihrer Träume war Stavros Denakis so unglaublich ähnlich – und gleichzeitig so anders.
Ein weicher Schwamm glitt über ihre Schultern. Überrascht sah Tessa hoch, und da war er. Stavros. Er beugte sich über den Rand der Wanne und wusch behutsam Tessas feine Haut. Seine Miene verriet nichts über seine Gedanken, aber der grimmige Ausdruck auf seinem Gesicht war spurlos verschwunden.
Trotzdem wollte sie jetzt allein sein. Merkte er das denn nicht? Sie fühlte sich zu verletzlich, um ihn in ihrer Nähe ertragen zu können. Und schon gar nicht wollte sie auf diese sanfte Weise von ihm verwöhnt werden. Das war im Augenblick einfach zu viel.
„Lass das! Ich kann das allein.“ Sie wollte ihm den Schwamm abnehmen, aber er zog seine Hand weg.
Schweigend sah er sie an, bis ihre Entschlossenheit und ihre Würde zu Staub zerfielen. Sein Blick spiegelte ungefiltert wider, was vor Kurzem zwischen ihnen geschehen war. Heiße Röte schoss ihr in die Wangen, als sie sich ins Gedächtnis rief, wie vertraut sich ihr Zusammensein angefühlt hatte.
Sein Mund verzog sich zu einem atemberaubenden Lächeln.
„Aber es ist doch viel schöner, wenn ich es für dich tue, oder etwa nicht?“
Ihr Widerstand schmolz dahin, als der Schwamm über ihre Brüste und ihren Bauch bis hin zu ihren Oberschenkeln glitt. Prickelnde Erotik ließ sie jeden Gedanken an Vernunft vergessen.
„Ich …“
„Scht, Tessa! Entspann dich, und lass mich nur machen!“
Seufzend gehorchte sie, lehnte sich zurück, schloss die Augen und ließ es geschehen …
Nach dem Bad half Stavros ihr beim Abtrocknen, und es kostete Tessa unheimlich viel Selbstbeherrschung, nicht die Hände nach ihm auszustrecken. Ihr war immer noch klar, dass sie abreisen musste. Sie sollte Rückgrat beweisen und sich endlich wieder ein unabhängiges Leben
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