Ringwelt 06: Flatlander
hat.«
»Typisch.«
»Könnte es sein, daß er die Wahrheit sagt?«
»Ich würde sagen, er lügt. Aber das macht ihn noch nicht zu einem Mörder.«
»Nein. Was ist mit Icks? Falls er nicht wußte, daß Peterfi mit Sinclair arbeitete, könnte er das gleiche versucht haben. Ist er in Geldnot?«
»Wohl kaum. Und er ist mit Onkel Ray schon länger befreundet, als ich auf der Welt bin.«
»Vielleicht war er ebenfalls hinter einer Ausnahmegenehmigung her? Er hat zwar schon Kinder, aber nicht zusammen mit seiner gegenwärtigen Frau. Vielleicht kann sie keine Kinder haben oder Kinder nicht leiden, und er weiß es nicht …«
»Pauline liebt Kinder. Ich habe es selbst gesehen.« Porter blickte mich neugierig an. »Ich würde den Wunsch nach Kindern nicht als ein so starkes Motiv betrachten.«
»Sie sind noch jung. Was ist mit Pauline? Vielleicht wußte Sinclair zu viel über sie. Oder er hat mit Icks geredet, und Icks ist ausgerastet und hat ihn umgebracht?«
Porter schüttelte den Kopf. »Im Affekt, meinen Sie? Ich kann mir nicht vorstellen, daß irgendetwas auf der Welt Larry dazu verleiten könnte, die Beherrschung zu verlieren. Pauline vielleicht. Larry auf keinen Fall.«
Trotzdem, dachte ich, es ist schon vorgekommen, daß Männer ihre Frauen umgebracht haben, nachdem sie herausfanden, daß ihre Gemahlinnen eine Geschlechtsumwandlung hinter sich hatten. »Wer auch immer Sinclair umgebracht hat«, sagte ich laut, »er war entweder verrückt oder hatte es auf die Maschine abgesehen. Eine Möglichkeit wäre vielleicht gewesen, sie an einem Seil herabzulassen …« Ich verstummte. Fünfzig Pfund oder so, zwei Stockwerke an einem dünnen Nylonseil. Icks’ Armprothese vielleicht, oder die Muskelberge, die sich auf Porters Oberarmen wölbten. Porter hätte es vielleicht geschafft, dachte ich.
Oder vielleicht hatte er zumindest geglaubt, es schaffen zu können. Aus welchen Gründen auch immer, er hatte den Beweis nicht angetreten.
Mein Telefon klingelte.
Ordaz war am Apparat. »Haben Sie Fortschritte bei der Untersuchung der Zeitmaschine gemacht? Man hat mir berichtet, daß Doktor Sinclairs Computer …«
»Gelöscht, ja. Aber das ist nicht so schlimm. Wir finden auch so eine Menge über den Generator heraus. Falls wir auf Schwierigkeiten stoßen, kann uns Bernarth Peterfi weiterhelfen. Er hat bei der Konstruktion mitgearbeitet. Wo stecken Sie jetzt?«
»Ich bin in Doktor Sinclairs Appartement. Wir hatten noch ein paar Fragen an Janice Sinclair.«
Porter rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. »Schön«, entgegnete ich. »Wir sind gleich bei Ihnen. Ich bringe Andrew Porter mit.« Ich legte auf und wandte mich zu meinem Besucher um. »Weiß Janice, daß sie die Hauptverdächtige ist?«
»Nein. Bitte sagen Sie es Ihr auch nicht, wenn es nicht unbedingt sein muß. Ich bin nicht sicher, ob sie es verkraften würde.«
Ich wies das Taxi an, uns auf der Eingangshallenebene des Rodewald Buildings abzusetzen. Als ich Porter sagte, daß ich den Aufzug zu nehmen gedachte, nickte er nur.
Der Aufzug zu Raymond Sinclairs Appartement war eine enge Kabine mit einem Sessel darin. Komfortabel für eine Person allein, kuschlig für ein Liebespaar. Mit mir und Porter war er hoffnungslos überfüllt. Porter zog die Knie an und machte sich so klein wie möglich. Er schien daran gewöhnt zu sein.
Vermutlich war er das auch. Der Sessel war notwendig; der Aufzug beschleunigte mit zwei g, und während der Verzögerungsphase sank die Schwerkraft sekundenlang auf ein halbes g ab, während die Zahlen über das Display rasten. Zahlen, aber keine Türen.
»Hören Sie, Porter, was würde geschehen, wenn dieser Aufzug stecken bliebe? Gibt es so etwas wie einen Notausstieg?«
Er bedachte mich mit einem eigenartigen Blick und sagte, daß er es nicht wisse. »Warum machen Sie sich Gedanken deswegen? Falls der Aufzug sich bei dieser Geschwindigkeit verklemmt, flöge er auseinander wie Gemüse in einem Häcksler.«
Es war beengt genug, um mich nachdenklich zu stimmen. K hatte das Appartement nicht mit dem Aufzug verlassen. Warum nicht? Weil ihm die Fahrt nach oben Angst gemacht hatte? Gehirn an Erinnerung: Sieh in den medizinischen Akten der verdächtigen Personen nach. Klaustrophobie. Zu dumm, daß der Rechner, der den Aufzug steuerte, keine Daten aufzeichnete. Wir hätten gewußt, wer von ihnen den Aufzug nur ein einziges Mal oder überhaupt nicht benutzt hatte.
In diesem Fall kamen bereits drei verschiedene Charaktere als
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