Ringwelt 06: Flatlander
Zeitkompression ein Alibi zu verschaffen.«
Porter lächelte. »Eine ausgezeichnete Idee. Elegant, wie ein Mathematiker es nennen würde. Vergessen Sie nicht, daß ich den Tatort nie unberührt in Augenschein nehmen konnte. Ich habe nichts außer Kreidemarkierungen gesehen.«
»Es war … makaber. Wie ein Stück Surrealismus. Ein sehr blutiger Streich. K könnte es absichtlich so eingerichtet haben, wenn sein Verstand paranoide genug arbeitet.«
»Wenn er so durchgedreht ist, dann konnte er möglicherweise entkommen, indem er in den Müllschlucker gesprungen ist.«
»Pauline Urthiel meinte, es müsse sich um einen Psychopathen handeln. Irgendjemanden, der für Sinclair gearbeitet hat und glaubte, nicht genug vom Ruhm abzubekommen.« Wie zum Beispiel Peterfi, dachte ich, oder Pauline selbst.
»Die Alibi-Theorie gefällt mir.«
»Mir hingegen macht sie eher Sorgen. Zu viele Menschen wußten über die Maschine Bescheid. Wie konnte K erwarten, damit durchzukommen? Lawrence Icks wußte davon. Peterfi wußte davon. Peterfi weiß genug über die Maschine, um sie nachzubauen. Jedenfalls behauptet er das. Sie und Janice haben den Generator arbeiten sehen.«
»Dann sagen wir eben, K war verrückt. Nehmen wir an, er haßte Onkel so sehr, daß er ihn umbrachte und in einem improvisierten Dali-Arrangement zurückließ. Trotzdem mußte er irgendwie entkommen.« Porter knetete sich die Finger. Die Muskeln an den Oberarmen wölbten sich deutlich sichtbar hervor. »Wäre der Aufzug auf Onkel Rays Etage nicht verriegelt gewesen, so würde das Problem überhaupt nicht existieren.«
»Und?«
»Folgendes. Janice kam nach Hause, rief den Aufzug nach oben und verriegelte ihn. Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden. Sie hat gestern Abend einen schlimmen Schock erlitten, vergessen Sie das nicht. Und heute Morgen konnte sie sich an nichts mehr erinnern.«
»Dann könnte die Erinnerung vielleicht heute Abend zurückkehren.«
Porter bückte mich überrascht an. »Ich würde doch nicht …«
»Jedenfalls täten Sie besser daran, vorher lange und angestrengt nachzudenken, Mister Porter. Wenn sich Ordaz jetzt schon zu sechzig Prozent sicher ist, daß Janice es war, dann ist er sich hundertprozentig sicher, sobald sie ihm das eröffnet.«
Porters Oberarmmuskeln gerieten erneut in Bewegung. Mit leiser Stimme sagte er: »Aber es ist möglich, oder vielleicht nicht?«
»Sicher. Möglich ist alles. Es würde die Sache ein gutes Stück vereinfachen. Doch falls Janice jetzt eine derartige Aussage zu Protokoll gibt, würde sie dastehen wie eine Lügnerin.«
»Aber es wäre möglich.«
»Ich gebe auf. Sicher, möglich wäre es.«
»Wer ist dann unser Mörder?«
Es gab für mich keinen Grund, diese Frage außer Acht zu lassen.
Schließlich war es nicht mein Fall. Ich dachte nach, und schließlich lachte ich auf. »Habe ich gesagt, es würde die Sache vereinfachen? Mann, es erschwert die Sache unendlich! Jeder könnte der Mörder sein! Ah, jeder mit Ausnahme von Steeves. Steeves hätte schließlich keinen Grund gehabt, am Morgen noch einmal zurückzukommen.«
Porter blickte mich mißgelaunt an. »Steeves hätte es bestimmt nicht getan.«
»Es war Ihr Vorschlag.«
»Rein mechanisch betrachtet ist Steeves natürlich der einzige, der keinen Fluchtweg benötigte. Aber Sie kennen Steeves nicht. Er ist ein großer, muskulöser Bursche mit einem Bierbauch und ohne jeden Verstand. Ein netter Kerl, verstehen Sie mich nicht falsch. Ich mag ihn. Aber falls er jemals irgendjemanden umbringt, dann mit einer Bierflasche. Außerdem war er ganz stolz auf Onkel Ray. Darauf, daß ein so berühmter Mann in dem Gebäude wohnte, in dem er Hausmeister ist.«
»Also schön, vergessen wir Steeves. Gibt es sonst noch jemanden, auf den Sie besonders hinweisen möchten? Immer vor dem Hintergrund, daß inzwischen jeder als Mörder in Frage kommt?«
»Nein, nicht jeder. Jeder, der eine Zugangsberechtigung für den Aufzug hat, plus jeder, den Onkel Ray zu sich hinaufgelassen hat.«
»Und?«
Er schüttelte den Kopf.
»Sie sind mir ein schöner Amateurdetektiv! Sie haben Angst, irgendjemanden zu verdächtigen.«
Er zuckte die Schultern und grinste verlegen.
»Was ist mit Peterfi? Jetzt, da Sinclair tot ist, könnte er behaupten, daß er und Sinclair gleichberechtigte Partner bei dem Projekt, äh, Zeitmaschine waren. Er hat sich verdammt beeilt, das zu behaupten. Fast noch im gleichen Augenblick, da Valpredo ihm von Sinclairs Tod berichtet
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