Ringwelt 06: Flatlander
zurückzufinden. Vorgestern Abend rief er an und verabredete sich für den kommenden Montag mit ihr.«
»Hat sie ein Alibi?« fragte ich.
»Nein.«
»Also wirklich!« rief Janice indigniert. »Warum sollte Bertha ein Alibi brauchen? Ich kenne sie, seit ich noch ganz klein war! Wenn Sie wissen, wer Onkel Ray umgebracht hat, warum nennen Sie dann nicht einfach den Namen?«
»Er steht auf dieser Liste«, entgegnete ich. »Aber ich weiß weder, wie er den Tatort verlassen hat, noch wie sein Motiv lautete oder ob wir ihm etwas beweisen können. Ich habe nichts, das ausreichen würde, um Anklage zu erheben. Eine verdammte Schande, daß unser Mörder nicht den Arm verlor, als er nach dem Schürhaken griff.«
Porter blickte frustriert drein, genau wie Janice.
»Sie werden doch sicher Erleichterung verspüren, daß man nicht gegen Sie Anklage erhebt?« schlug Ordaz spöttisch vor. »Was ist jetzt mit Sinclairs Maschine?«
»Es ist eine Art trägheitsloser Antrieb. Man senkt die Masse, und die Zeit wird beschleunigt. Bera hat bereits eine Menge darüber herausgefunden, doch es wird vermutlich noch eine Weile dauern, bevor er …« Ich redete nicht weiter.
»Was wollten Sie sagen?« hakte Ordaz nach.
»Sinclair war fertig mit der Entwicklung dieses verdammten Apparats.«
»Sicher war er fertig«, sagte Porter. »Sonst hätte er den Generator wohl kaum herumgezeigt.«
»Oder sich mit Bertha zu einer Klettertour verabredet, ja. Oder Gerüchte über seine Erfindung verbreitet. Ja. Er wußte alles, was es über diese Maschine zu wissen gab. Julio, man hat Sie getäuscht. Es ging von Anfang an nur um die Maschine, weiter nichts. Und der Bastard hat sich nicht einmal am Arm verletzt. Wir können ihm nicht das Geringste beweisen.«
Wir drängten uns in das Taxi, das Ordaz beschlagnahmt hatte: Ordaz, Valpredo, Porter und ich. Valpredo stellte eine Standardgeschwindigkeit ein, so daß er sich nicht mit der Steuerung abgeben mußte. Wir drehten die Sitze so, daß wir uns ansehen konnten.
»Jetzt kommt der Teil, für den ich keine Garantie geben kann«, sagte ich, während ich eine Skizze in Valpredos Notizbuch anfertigte. »Vergessen Sie nicht, der Mörder hatte ein Seil bei sich. Er muß von Anfang an geplant haben, es zu benutzen. Hier sehen Sie, wie er seine Flucht bewerkstelligt hat.«
Ich hatte ein Rechteck gezeichnet, das Sinclairs Generator darstellen sollte, und eine Gestalt, die sich an das Gehäuse klammerte. Um die Gestalt und den Generator malte ich einen Kreis, der das Zeitkompressionsfeld repräsentierte. Dann zeichnete ich ein Seil, das mit der Maschine verbunden war, während ein Ende frei durch das Feld nach draußen hing.
»Sehen Sie? Er steigt bei eingeschaltetem Feld die Treppe hinauf. Acht zu eins, daß die Kamera ihn bei dieser Geschwindigkeit nicht erfaßt. Er rollt die Maschine an den Rand des Dachs, befestigt die Leine daran, wirft sie aus, stößt den Generator über die Dachkante und springt mit, wobei er stets innerhalb des Feldes bleibt. Die Leine fällt mit 9,81 Metern pro Sekundenquadrat, ein wenig schneller als Normalzeit, weil das Gewicht der Maschine und das des Mörders an ihr ziehen. Nicht stark, weil sich beide in einem trägheitsarmen Feld befinden. Bis der Mörder am Boden ankommt, bewegt er sich mit, äh … sagen wir, zwölfhundert Fuß pro Sekunde interner Zeit, mal fünfhundert … sagen wir ungefähr drei Fuß pro Sekunde. Er muß die Maschine verdammt schnell aus dem Weg räumen, weil das Seil wie eine Bombe einschlägt.«
»Scheint ganz so, als könnte es funktionieren«, sagte Porter.
»Ja. Ich dachte eine Zeit lang, er könnte sich einfach auf den Boden des Feldes stellen, aber ein paar Experimente in der Maschine haben mich eines besseren belehrt. Er hätte sich beide Beine zerschmettert. Allerdings konnte er sich an den Rahmen klammern; er ist stabil genug.«
»Aber er hatte die Maschine nicht«, unterbrach Valpredo meinen Vortrag.
»Sehen Sie, und genau hier wurden Sie in die Irre geleitet. Was geschieht, wenn sich zwei derartige Felder überschneiden?«
Sie blickten mich verständnislos an.
»Das ist beileibe keine triviale Frage«, fuhr ich fort. »Niemand kennt bisher eine Antwort darauf. Niemand außer Sinclair. Er mußte die Antwort kennen, denn er war fertig mit seinen Forschungen. Er muß zwei Maschinen besessen haben. Der Mörder hat die zweite Maschine gestohlen.«
»Ahhh«, sagte Ordaz.
»Wer ist K?« fragte Porter.
Wir landeten auf einem Carport.
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