Ringwelt 06: Flatlander
Mörder in Frage. K1 hatte Sinclair getötet und die Maschine benutzt, um sich ein Alibi zu verschaffen. Er hatte es auf die Maschine abgesehen. K2 war einfach nur verrückt; er hatte es nicht auf den Generator abgesehen, höchstens als Mittel zum Zweck, um sein makabres Stilleben zu inszenieren. K3 waren Janice Sinclair und Andrew Porter. Janice öffnete uns. Sie war bleich und ließ die Schultern hängen. Als sie Porter erblickte, lächelte sie, als wäre die Sonne aufgegangen und lief zu ihm. Ihr Gang war unsicher, der fehlende Arm brachte sie aus dem Gleichgewicht.
Noch immer war der große braune Kreis im Gras zu sehen, ebenso wie die Kreidestriche und die fluoreszierenden gelben Spritzer, die die Blutflecken sichtbar machten. Weißes Kreidepulver zeichnete die Umrisse des verschwundenen Leichnams, des Generators und des Schürhakens nach.
Ein Gedanke regte sich in meinem Hinterkopf. Ich blickte von den Kreidestrichen zu der offen stehenden Aufzugstür und wieder auf die Kreide zurück … und ein paar Steine des Puzzlespiels fielen an ihren Platz.
Es war so einfach. Wir suchten nach K1 … und ich hatte plötzlich eine ziemlich klare Vorstellung, wer K1 war.
»Wie kommt es, daß Sie zusammen mit Mister Porter eingetroffen sind?« fragte Ordaz.
»Er besuchte mich in meinem Büro. Wir unterhielten uns über einen hypothetischen Mörder …« Ich senkte die Stimme. »Einen Mörder, der nicht Janice Sinclair heißt.«
»Sehr gut. Haben Sie eine Möglichkeit gefunden, wie er den Tatort verlassen haben könnte?«
»Noch nicht. Aber denken Sie einmal mit. Angenommen, es gab einen Weg.«
Porter und Janice gesellten sich Arm in Arm zu uns. »Schön«, sagte Ordaz. »Wie Sie meinen. Nehmen wir also an, es gab einen Weg nach draußen. Hat der Täter improvisiert? Und warum hat er den Aufzug nicht benutzt?«
»Er muß an einen Fluchtweg gedacht haben, bevor er hergekommen ist. Er hat den Aufzug nicht genommen, weil er die Maschine stehlen wollte. Sie hätte nicht in den Aufzug gepaßt.«
Alle starrten auf die Kreideumrisse des Generators. Es war wirklich ganz einfach.
»Ja!« rief Porter. »Und dann hat er ihn trotzdem benutzt und uns das Rätsel des von innen verschlossenen Raums hinterlassen.«
»Und genau das war möglicherweise sein entscheidender Fehler«, sagte Ordaz grimmig. »Wenn wir erst seinen Fluchtweg gefunden haben, werden wir wahrscheinlich feststellen, daß nur ein einziger Mensch ihn benutzen konnte. Aber leider wissen wir noch nicht einmal, ob ein solcher Fluchtweg überhaupt existiert.«
Valpredo zog ein Spiralnotizbuch hervor und schlug die Namensliste der Leute auf, die Sinclairs Aufzug benutzen konnten. Er zeigte Porter die Liste. »Können Sie damit etwas anfangen?«
Porter musterte die Namen. »Nein. Aber ich kann erraten, was das ist. Warten Sie … Hans Drucker war der Liebhaber von Janice, bevor sie mich kennen gelernt hat. Wir treffen uns immer noch hin und wieder. Er war auch gestern Abend mit dabei, am Strand und im Randalls.«
»Er ist gestern Abend betrunken auf dem Teppich im Randalls umgekippt«, sagte Valpredo. »Drucker und noch vier andere. Eines der besseren Alibis.«
Porter starrte noch immer auf die Liste. »Die meisten dieser Leute kennen Sie bereits. Bertha Hall und Muriel Sandusky waren Freundinnen von Onkel Ray. Bertha hat mit ihm zusammen Rucksacktouren unternommen.«
»Wir haben sie bereits befragt«, berichtete Valpredo an mich gewandt. »Sie können sich die Bänder anhören, wenn Sie wollen.«
»Nein, geben Sie mir einfach eine Zusammenfassung. Ich weiß bereits, wer unser Mörder ist.«
Ordaz blickte mich mit erhobenen Augenbrauen an, und Janice rief: »Gut! Wer?«
Eine Frage, die ich mit einem geheimnisvollen Lächeln beantwortete. Niemand nannte mich einen Lügner.
»Muriel Sandusky lebt seit fast einem Jahr in England«, sagte Valpredo. »Sie ist verheiratet und hat Sinclair seit Jahren nicht mehr gesehen. Eine große, wunderschöne rothaarige Frau.«
»Sie war einmal sehr in Onkel Ray verliebt«, erzählte Janice. »Und er in sie. Ich glaube, er war länger in sie verliebt als umgekehrt.«
»Bertha Hall ist eine andere Geschichte«, fuhr Valpredo fort. »Sie ist in Sinclairs Alter und in ausgezeichneter Verfassung. Drahtig. Sie sagt, daß Sinclair alles aufgegeben hätte, wenn er an einem Projekt arbeitete: Freunde, Gesellschaft, Fitneß. Hinterher meldete er sich immer bei ihr und ging mit ihr zusammen auf Klettertouren, um zu sich selbst
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