Ringwelt 06: Flatlander
Scheinwerfer war mir am Nachmittag noch nicht aufgefallen. Jetzt glaubte ich sicher zu wissen, wozu er ihn gebraucht hatte … doch wie sollte ich es beweisen?
Der Lebensmittelhändler … »Falls Sie gestern Abend nicht für sechs Monate Lebensmittel eingekauft haben, haben Sie Ihre Vorräte wahrscheinlich gestohlen. Sinclairs Generator ist wie geschaffen für Diebstähle. Wir werden die Supermärkte in der Umgebung überprüfen.«
»Und mir die Diebstähle in die Schuhe schieben? Das ist absurd!«
Er war zu intelligent, um den Generator in seiner Wohnung zu behalten. Aber … wohin konnte er ihn geschafft haben? Er war schuldig. Er konnte unmöglich alle Spuren verwischt haben … »Peterfi? Ich weiß jetzt, wie ich es Ihnen beweisen kann.«
Er schenkte mir Glauben. Ich sah es an der Art und Weise, wie er sich gegen das wappnete, was als nächstes kommen mußte. Vielleicht hatte er seinen Fehler bemerkt, bevor ich selbst darauf gekommen war. »Ihr empfängnisverhütendes Mittel ist sechs Monate zu früh abgelaufen. Der Organpascher hat Ihnen keines besorgt; für ihn gibt es schließlich keinen Grund, Kontrazeptive auf Lager zu halten. Sie sind so gut wie tot, Peterfi.«
»Ja, aber das ist mir dann auch egal, Hamilton! Sie verdammter Dreckskerl haben mir meine Ausnahmegenehmigung genommen!«
»Man wird Sie nicht gleich zum Tod verurteilen, wissen Sie? Wir können es uns nicht leisten, zu verlieren, was in Ihrem Kopf steckt. Sie wissen viel zu viel über Sinclairs Generator.«
»Unseren Generator! Wir haben ihn zusammen gebaut!«
»Meinetwegen.«
Plötzlich beruhigte er sich wieder. »Sie werden mich überhaupt nicht verurteilen!« sagte er. »Oder können Sie den Richtern verraten, wie der Mörder aus Rays Appartement entkommen ist?«
Ich kramte in meiner Tasche und zog die Skizze hervor. Ich gab ihm das Blatt, und während er die Zeichnung musterte, fragte ich: »Was für ein Gefühl war das, vom Dach zu springen? Schließlich konnten Sie nicht wissen, ob es funktionieren würde.«
Er blickte auf.
Seine Worte kamen langsam, beinahe zögernd. Ich schätze, er mußte es irgendjemandem erzählen, und jetzt spielte es ohnehin keine Rolle mehr. »Zu diesem Zeitpunkt war es mir völlig egal. Mein Arm hing an mir herab wie ein totes Kaninchen, und er stank. Ich benötigte drei Minuten, bis ich auf dem Boden ankam. Ich dachte, ich würde unterwegs sterben.«
»Wo haben Sie so schnell einen Organpascher ausgegraben?«
Seine Augen blickten mich spöttisch an. »Können Sie sich das nicht denken? Vor drei Jahren. Ich hatte gehofft, daß ein Transplantat meine Diabetes heilen könnte. Als mir die staatlichen Krankenhäuser nicht helfen konnten, ging ich zu einem Organpascher. Ich hatte einfach Glück, daß er sich noch nicht aus dem Geschäft zurückgezogen hatte.«
Peterfi ließ den Kopf hängen. Er sah aus, als hätte ihn schlagartig alle Wut verlassen. »Anschließend verbrachte ich sechs Monate in diesem Feld, während ich darauf wartete, daß die Narben heilten. Im Dunkeln. Ich nahm diesen großen Handscheinwerfer mit, aber ich gab den Gedanken rasch wieder auf, nachdem ich bemerkte, daß die Zimmerwände zu schwelen begannen.«
Die Wand oberhalb jenes kleinen Tisches sah tatsächlich ein wenig verkohlt aus. Es hätte mir schon früher auffallen sollen.
»Kein Bad, keine Dusche«, sagte er. »Ich hatte Angst, zu viel Wasser zu verbrauchen. Praktisch keinerlei Bewegung. Aber ich mußte essen, oder nicht? Und jetzt ist alles völlig umsonst gewesen.«
»Verraten Sie nur, wie Sie den Organpascher gefunden haben?«
»Heute ist Ihr großer Tag, nicht wahr, Hamilton? Also schön, meinetwegen. Es wird Ihnen sowieso nichts mehr nützen.«
»Und warum nicht?«
Er sah mich mit einem Mal sehr merkwürdig an.
Dann wirbelte er herum und rannte los.
Er erwischte mich auf dem falschen Fuß. Ich sprang ihm hinterher. Ich wußte nicht, was er vorhatte; das Appartement besaß nur einen einzigen Ausgang, abgesehen natürlich vom Balkon, doch er lief nicht zum Fenster.
Er rannte zur Wand, auf den kleinen Tisch zu, auf dem sich der Scheinwerfer befand. Der Tisch hatte eine Schublade.
Ich sah die Schublade, und mein erster Gedanke war: eine Pistole! Ich rannte hinter ihm her und bekam ihn am Handgelenk zu packen, als er gerade den Wandschalter über dem Tisch umlegen wollte.
Ich warf mich mit meinem ganzen Gewicht zurück und riß Peterfi mit mir … und dann erwachte das Feld zum Leben.
Ich hatte Peterfis Hand und
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