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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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besaßen gespreizte Enden, und in der niedrigen Schwerkraft funktionierten sie besser als Löffel und Gabel. Das Essen bestand hauptsächlich aus Gemüse und erinnerte schwach an chinesische Küche. Es war schmackhaft und gut. Ich entdeckte Hühnerfleisch auf meinem Teller und wandte mich erneut suchend zum Garten um. Tatsächlich, zwischen den Simsen flatterten Vögel umher, obwohl die meisten sich für die Nacht niedergelassen hatten. Tauben und Hühner. Hühner können in niedriger Gravitation recht gut fliegen.
    Ein dunkelhaariger junger Mann unterhielt sich mit dem Bürgermeister.
    Ich gebe gerne zu, daß ich ungewöhnlich neugierig bin, doch jetzt gelang es mir überhaupt nicht mehr, den Blick von ihm zu lösen. Der Bursche war so groß wie der Bürgermeister, ein paar Zoll über acht Fuß, und noch dünner. Sein Alter war schwer zu schätzen, vielleicht achtzehn Jahre; er hätte aber auch fünfzehn oder einundzwanzig sein können. Die beiden sahen aus wie Elfen aus einem Buch von Tolkien. Elfenkönig und Elfenprinz in wohlerzogener Meinungsverschiedenheit. Ich konnte ihr Gespräch zwar nicht verfolgen, aber offenbar war es keine angenehme Unterhaltung. Sie machten es so kurz wie möglich.
    Meine Augen folgten dem Mann zurück zu seinem Platz. Ein Tisch für zwei Personen, auf der anderen Seite des Gartens. Seine Begleiterin war eine außergewöhnlich schöne Frau … eine Flatlanderin! Während der Teenager sich zu ihr setzte, warf die Flatlanderin einen ausgesprochen giftigen Blick in unsere Richtung.
    Einen Augenblick lang begegneten sich unsere Augen.
    Es war Naomi Horne!
    Sie erkannte mich ebenfalls wieder. Unser Blickkontakt hielt … dann wandten wir uns gleichzeitig ab und unserem Essen zu. Es war vierzehn Jahre her, seit ich zum letzten Mal den Drang verspürt hatte, mit Naomi Horne zu sprechen, und jetzt verspürte ich ihn ganz und gar nicht.
    Der Nachtisch bestand aus Melonen und Kaffee. Die meisten von uns waren unterwegs zu den Aufzügen, als Chris Penzler meinen Arm ergriff. »Werfen Sie einmal einen Blick hinunter in den Garten«, sagte er.
    Ich tat wie mir geheißen. Der Boden lag noch einmal neun Stockwerke tiefer; ich zählte die Simse. Mitten im Garten wuchs ein einzelner Baum. Seine Krone endete zwei Stockwerke unterhalb unserer Etage. Die spiralförmige Rampe wand sich um den gewaltigen Stamm.
    »Dieser Mammutbaum«, erklärte Chris, »wurde gleich nach der Besiedlung von Hovestraydt City gepflanzt. Er ist seit meinem ersten Besuch ein gutes Stück gewachsen. Sie pflanzen ihn jedes Mal um, wenn sie den Garten tiefer graben.«
    Wir wandten uns ab. »Wie wird diese Konferenz Ihrer Meinung nach verlaufen?« fragte ich.
    »Auf jeden Fall nicht so hektisch wie die erste, hoffe ich. Vor zwanzig Jahren setzten wir uns zusammen, um eine Art Verfassung für den Mond zu verabschieden.« Er runzelte die Stirn. »Ich habe meine Zweifel, ob wir etwas bewerkstelligen können. Nicht wenige Bewohner des Mondes denken, daß wir uns in ihre internen Angelegenheiten einmischen.«
    »Womit sie sicherlich nicht ganz unrecht haben«, entgegnete ich.
    »Selbstverständlich nicht. Uns stehen einige peinliche Fragen bevor. Die Kältetanks beispielsweise sind sehr kostspielig im Unterhalt. Schlimmer noch, die Delegierten vom Mond sind der Überzeugung, daß sie keinerlei Nutzen bringen.«
    »Chris, ich bin erst in letzter Minute eingesprungen. Ich hatte nur zehn Tage, um mich vorzubereiten.«
    »Ah. Also schön: Die erste Konferenz fand vor zwanzig Jahren statt. Es war nicht leicht, Kompromisse zwischen drei verschiedenen Lebensstilen zu finden. Die Flatlander sahen keinen Grund, warum die lunaren Gesetze nicht jeden Verbrecher augenblicklich zur Organbank verdammen sollten. Die Gesetze des Belts sind in dieser Hinsicht weitaus milder. Die Todesstrafe ist schließlich permanent. Angenommen, es stellt sich heraus, daß der Falsche zu Transplantaten verarbeitet wurde?«
    »Ich weiß, was es mit den Kältetanks auf sich hat«, sagte ich.
    »Sie waren unser wichtigster Punkt, um zu einem Kompromiß zu finden.«
    »Sechs Monate, nicht wahr? Der Verurteilte wird für die Dauer von sechs Monaten in ein künstliches Koma versetzt, bevor sie ihn zerlegen. Falls das Urteil in dieser Zeit aufgehoben wird, belebt man ihn wieder.«
    »Ganz recht. Aber was Sie vielleicht nicht wissen ist die Tatsache«, sagte Chris, »daß in den gesamten zwanzig Jahren kein einziger Verurteilter wiederbelebt worden ist. Der Mond muß die Hälfte

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