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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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losgesagt. Was halten Sie von den Gesetzen der ARM?«
    Er sagte mir, was ich längst wußte: Die Gesetze auf der Erde machten uns wohl kaum zu etwas Besserem als die Organpascher. »Und warum unternehmen Sie nichts dagegen?« fragte ich.
    »Wie denn?«
    »Sehen Sie! Sie besitzen nicht die Macht, um die Erde unter Druck zu setzen. Aber Sie meinen, Sie hätten die Wirtschaft des Mondes an der Kehle.«
    »Gil, ich übe Druck aus, wo ich glaube, daß etwas nachgibt.«
    »Aber der Mond ist vielleicht stärker, als Sie glauben. Oder entschlossener. Vielleicht würden Sie einen Krieg gewinnen, wenn es zum Äußersten kommt, aber können Sie sich hinterher noch im Spiegel betrachten? Und können sie die Vereinten Nationen aus dem Spiel halten? Belterschiffe, die Asteroiden einsetzen, um den Mond zu bombardieren – ich glaube nicht, daß wir das so nah bei der Erde dulden würden.«
    Diese beiläufigen Unterhaltungen wurden nach und nach wichtiger als die eigentlichen Sitzungen. Wir legten nachmittags Unterbrechungen ein. Wir gingen zu Dritt zum Essen: Ein Lunie, ein Belter und ein Flatlander versuchten einen Kompromiß zu finden, während unsere vollen Bäuche für entspannte Stimmung sorgten.
    Bei einigen funktionierte es. Bei anderen sorgte es für Verdauungsprobleme.
     
    Ein neuer Albtraum verfolgte mich.
    An diesem vierten Tag, drei Stunden vor dem verabredeten Abendessen mit Charles Ward und Hildegard Quifting, war ich auf mein Zimmer gegangen und hatte den Fernseher eingeschaltet, um die Nachrichten zu sehen.
    Ich erinnere mich noch genau: Mary de Santa Rita Lisboa, die brasilianische Planetologin, hatte südlich vom Tycho Grabungen angestellt. Am frühen Morgen dieses Tages war sie in einen Staubtümpel gewatet, um ein paar Geräte aufzustellen. Zuerst waren ihre Füße kalt geworden, dann taub. Ihre Angst war beinahe zu spät gekommen. Als sie den Rand des Tümpels erreicht hatte, waren ihre Beine bereits bis zu den Knien erfroren. Und bevor Hilfe eintreffen konnte, war sie gestürzt, hatte sich mehrere Rippen gebrochen und ein nadelfeines Loch in den Druckanzug gerissen. Zehn weitere Minuten vergingen, bevor sie die Schmerzen in ihren Ohren als das erkannte, was sie waren.
    Sie hatte sich einen Flicken auf das Loch geklebt und war mit zwei geplatzten Trommelfellen und einem von der Dekompression ruinierten Lungenflügel auf erfrorenen Beinen weitergegangen.
    Eine im Grunde genommen interessante Geschichte, nicht wahr? Aber woran ich mich ganz deutlich erinnere, war der herablassende Tonfall des Kommentators, als würde niemand außer einem Halbaffen auf den Gedanken kommen, etwas dermaßen Verrücktes zu tun. Der Rest der Nachrichten betraf Lokalkolorit und war schlicht langweilig. Irgendwann schlief ich vor dem Fernseher ein.
    Ich sollte nachmittags wirklich nicht schlafen.
    Ich wanderte durch einen dunklen, verschwommenen Wald und fand Naomi schlafend in einem jener reich verzierten Särge des zwanzigsten Jahrhunderts, die noch eine Matratze in ihrem Inneren hatten. Ich wußte ganz genau, wie ich sie aufwecken konnte. Ich näherte mich ihrem Sarg, beugte mich über sie und küßte sie. Sie fiel auseinander. Ich versuchte mit bloßen Händen, sie wieder zusammenzusetzen …
    Und erwachte voller Fragen, die einander in meinem Kopf hinterherjagten.
    … Warum sollte jemand sich selbst in die Organbänke lügen? Es war ihre Sache, sagte ich mir, das hatte sie mir deutlich zu verstehen gegeben. Aber was versuchte sie zu verbergen, das ein derartiges Opfer wert gewesen wäre?
    Ein weiteres, schlimmeres Verbrechen?
    … Sie hatte mich an meinem ersten Abend auf dem Mond angerufen. Warum? Nicht, weil sie mich gerne wiedergesehen hätte. Sie wußte, daß ich ein ARM war. Hatte sie herausfinden wollen, ob ich einen Verdacht hegte?
    … Sie hatte behauptet, das Ödland westlich der Stadt durchstreift zu haben. Nennen wir das für einen Augenblick ihr Alibi. Alibi wozu? Wie weit konnte sie in vier Stunden zu Fuß gekommen sein?
    Ich war gefangen.
    In meiner restlichen freien Zeit, zehn Minuten, bevor ich mit Charles Ward und Hildegard Quifting zum Abendessen verabredet war, versuchte ich Laura Drury zu erreichen. Ihr Telefon berichtete mir, daß sie bereits schlief; ich sollte doch bitte morgen nach 1230 städtischer Zeit wieder anrufen. Ich hoffe bis heute, daß die Maschine meine Antwort nicht aufgezeichnet hat.
    Später in der Nacht rief ich einen Stadtplan von Hovestraydt City auf den Schirm und verbrachte einige Zeit

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