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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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damit, ihn zu studieren.
     
    Gleich nach der morgendlichen Sitzung am nächsten Tag rief ich erneut bei Laura an. Sie war in Uniform, doch sie hatte ihr Zimmer noch nicht verlassen. »Bitte, spannen Sie mich nicht mehr länger auf die Folter«, sagte ich. »Wurde Naomi tatsächlich in einen Kältetank gebracht?«
    Sie blinzelte überrascht. »Selbstverständlich.«
    »Wissen Sie das ganz genau?«
    »Ich habe nicht gesehen, wie sie im Tank liegt, falls Sie das meinen. Aber ich hätte gehört, falls jemand die Flucht gelungen wäre.« Sie studierte mein Abbild. »Es war nicht nur gewöhnlicher Sex, nicht wahr?«
    »Ich habe die Erde verlassen und war als Schürfer in den Asteroiden, weil Naomi jemand anderen geheiratet hatte.«
    »Das … das tut mir leid. Wir denken im allgemeinen, daß … ich meine, ich …«
    »Ich weiß. Wir Flatlander sind leicht zu kriegen. Haben Sie vielleicht eine Minute Zeit? Ich muß mit Ihnen reden.«
    »Gil, warum hören Sie nicht auf, sich selbst zu quälen?«
    »Ich habe da ein paar Fragen, die mir nicht aus dem Kopf gehen wollen. Naomi war Computerspezialistin. Das war einer der Punkte, die gegen sie sprachen. Die Geschworenen nahmen an, daß sie durchaus einen Nachrichtenlaser in ihren Besitz gebracht haben konnte, ohne daß der Zentralcomputer es aufzeichnete. Glauben Sie diese Geschichte?«
    »Ich weiß nicht, wie gut sie war. Wissen Sie es?«
    »Nein. Ich frage mich, ob ein Computerspezialist nicht auch einen Puffer stehlen konnte, ohne daß eine Aufzeichnung existiert?«
    Sie setzte sich, um nachzudenken. Schließlich nickte sie.
    »Jeder, der gut genug ist, um einen Laser zu stehlen, kann sich auch unbemerkt einen Puffer nehmen. Kein Wunder, daß Sie die Waffe nicht finden konnten.«
    »In Ordnung«, sagte ich, obwohl das eigentlich nicht das war, was ich von ihr hören wollte.
    »Warten Sie! Mit einem Puffer hätte sie problemlos den Handelsposten des Belt erreichen können. Sie hätte ein Schiff nehmen und verschwinden können. Gil, wir hätten sie vermutlich trotzdem gefunden, aber auf diese Weise hätte sie wenigstens eine Chance gehabt. Warum ist sie nur zurückgekommen?«
    »Ja. Sie haben recht. Wie gesagt, nur so ein Gedanke. Nochmals vielen Dank, Laura.« Ich unterbrach die Verbindung, und ihr verblüffter Gesichtsausdruck verschwand. Dann lachte ich laut auf.
    Ein Alibi! Und ein perfektes obendrein! Möglicherweise hatte Naomi im Handelsposten des Belt ein ganz anderes Verbrechen begangen!
    Ich würde leise und unauffällig vorgehen müssen. Ich würde den wirklichen Attentäter finden müssen, ohne der Lunie-Polizei Hinweise zu geben, wo Naomi tatsächlich gewesen war.
     
    Ich war dabei, mich für die Badewanne auszuziehen, als Laura Drury mich an diesem Abend zurückrief. Ich sagte: »Chiron, nur Audio. Hallo Laura. Ich bin froh, daß Sie anrufen. Ist auf dem Handelsposten in letzter Zeit irgendetwas Außergewöhnliches vorgefallen?«
    »Nicht daß ich wüßte. Und in der fraglichen Nacht wurde kein Puffer vermißt.«
    »Was? Sind Sie ganz sicher?«
    »Mesenchev hatte Dienst. Er sagt, daß in dieser Nacht keine Puffer ausgecheckt haben und daß kein Parkplatz frei gewesen sei. Kein Computerprogramm der Welt könnte verhindern, daß er einen leeren Parkplatz bemerkt. Ist der Fall Naomi Mitchison damit nun endlich zu den Akten gelegt?«
    »Ja. Und falls nicht, werde ich Sie nicht wieder damit belästigen. Ich habe Sie schon viel zu sehr in Anspruch genommen.«
    Sie betrachtete mich nachdenklich … Nein, sie mußte auf den leeren Bildschirm gestarrt haben. Was mir auch lieber war, denn ich stieg in diesem Augenblick in die Badewanne. Sie sagte: »Habe ich eigentlich vor ein paar Tagen einen Audiobefehl vergessen?«
    »Äh … ja. Ich wollte nicht derjenige sein, der Sie darauf anspricht.«
    »Sie sind eben ein wahrer Gentleman«, erwiderte sie und beendete die Verbindung. Verblüfft blieb ich zurück. Was zur Hölle verstanden Lunies unter einem Gentleman?
    Keine abhanden gekommenen Puffer also. Futz! Während rings um mich Luftblasen das Wasser aufwirbelten, rief ich erneut die Karte auf den Schirm und verfolgte die Handelsstraße nach Westen. Nebenwege zweigten zu den Sauerstoffabriken und den Wassergewinnungswerken ab, sowie zu den stillgelegten Erzminen und zu einem halb vollendeten Linearbeschleuniger, dessen Betreiber bankrott gegangen waren.
    Mittlerweile vermutete ich wieder, daß Naomi zu Fuß unterwegs gewesen war. Konnte sie sich mit irgendjemandem in der

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