Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
Vom Netzwerk:
Nähe getroffen haben? Die Sauerstoffabrik war auf Sonnenlicht angewiesen. Während der lunaren Nacht war sie menschenleer. Oder hatte sie vielleicht doch eher die stillgelegte Mine gewählt?
    Der Schirm wurde hell, und Laura Drury starrte mich an. »Was machen Sie jetzt schon wieder mit dieser Karte?«
    Ich zuckte derart heftig zusammen, daß Wassertropfen wie Amöben aus der Badewanne flogen. »Heh, was geht Sie das an? Und wie haben Sie es geschafft, ohne Zugriffsrecht in mein Telefon einzudringen?«
    »Das konnte ich schon, als ich zehn war. Gil, lassen Sie endlich ab von ihr! Vielleicht war sie tatsächlich nicht draußen, als auf Penzler geschossen wurde. Vielleicht hat sie es irgendwie herausgefunden. Gil, wenn sie nicht auf Penzler geschossen hat, dann hat sie wahrscheinlich irgendwo anders ein Verbrechen begangen, für das sie in die Organbank gewandert wäre.«
    »So weit sind Sie mit Ihren Schlußfolgerungen also auch gekommen, wie? Ich habe die falsche Person zu Rate gezogen. Also schön, wenn Sie es unbedingt wissen müssen: Ich hasse ungelöste Rätsel.«
    Langes Schweigen. Dann sagte sie: »Brauchen Sie Hilfe?«
    »Nicht von einer Polizistin. Wenn Sie herausfinden, daß Naomi ein anderes Verbrechen begangen hat, müssen Sie es melden.«
    Sie nickte zögernd.
    »Hören Sie – warum haben Sie mich einen Gentleman genannt?«
    »Nun, Sie haben nicht … Wenn ein Lunie eine andere Person nackt auf seinem Schirm gesehen hätte …« Sie unterbrach sich.
    »Wäre er geifernd und sabbernd aus dem Schirm gekrochen?«
    »Er würde meinen, es sei eine Einladung.« Sie lief dunkel an.
    »Oh! Hahaha! Nein. Wenn eine Lady mich einladen möchte, dann erwarte ich, daß sie es auch sagt. Flatlander geben keine versteckten Hinweise.« Ich stand auf. »Ganz besonders nicht auf dem Mond. Man hat mir geraten, niemals Annäherungsversuche gegenüber einer Lunie-Frau zu unternehmen.« Ich wischte mit den Handkanten die halbzolldicke Wasserschicht von mir ab. Dann bemerkte ich, wie ihre Augen aus den Höhlen zu quellen drohten. »Haben Sie etwa eine Videoverbindung …?«
    Sie sah mich schuldbewußt an. Das schlechte Gewissen persönlich.
    »Geschieht Ihnen recht.« Ich griff nach einem Handtuch und frottierte mir die Haare. Das machte ich allerdings nur, um mein Grinsen zu verbergen. Warum sollte eine Lunie nicht neugierig sein dürfen? Außerdem hatte sie mir das gleiche Privileg eingeräumt, wenn auch unfreiwillig.
    »Gil?«
    »Ja?«
    »Es war eine Einladung.«
    Ich blickte sie über das Handtuch hinweg an. Sie hatte die Augen niedergeschlagen und war noch dunkler angelaufen.
    »Also schön, kommen Sie mich besuchen.«
    »Einverstanden.«
     
    Sie benötigte fast vierzig Minuten. Wahrscheinlich hatte sie ihre Meinung wieder und wieder geändert. Sie trug immer noch ihre Uniform und hatte einen kleinen Aktenkoffer bei sich.
    Ich hatte mich angezogen, für den Fall, daß irgendjemand auf dem Gang war. Trotzdem sah sie überall hin, nur nicht auf mich. Nervös. Ihr Blick fiel auf den Telefonbildschirm.
    Sie musterte die Karte. »Vier Stunden zu Fuß. Was hat sie in diesen vier Stunden gemacht?«
    »Es ist so«, sagte ich. »Falls Naomi nicht dort draußen war und auf Penzler geschossen hat, dann war es jemand anders. Wir würden ihn beide gerne finden, nicht wahr? Weil wir Polizisten sind. Aber weil du ein Polizist bist, kann ich dir nicht verraten, was Naomi meiner Meinung nach gemacht hat.«
    Sie setzte sich steif auf die Bettkante. »Angenommen, sie hat jemanden getroffen. Vielleicht jemanden, der bei der Sauerstoffabrik arbeitet. Einen verheirateten Mann. Würde sie ihn decken?«
    Ich mußte lachen. Naomi? Und ihr Leben dafür geben? »Nein. Auf keinen Fall. Außerdem, was für eine Art von Stelldichein sollte das geben? Sobald sie ihre Anzüge abgelegt hätten – Puff! Explosive Dekompression. Laura, was kann ich tun, damit du dich ein wenig entspannst?«
    Sie lächelte mich unsicher an. »Rede mit mir. Das ist eine ungewohnte Situation für mich.«
    »Du kannst deine Meinung jederzeit ändern. Sag einfach das Wort. Das Wort lautet: Licht an.«
    »Danke.«
    Schweigen breitete sich aus, und ich hatte das Gefühl, es brechen zu müssen. »Wenn sie nicht dort draußen war, dann ist sie als Zeugin nutzlos, nicht wahr? Und ihr Schwur, daß sie niemanden gesehen hat, zählt auch nicht. Chris hat gesagt, dort draußen in den Schatten hätte sich eine ganze Armee verstecken können. Er war nicht einmal sicher, ob es ein

Weitere Kostenlose Bücher