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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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vor zwanzig Jahren noch deutlich rückständiger war als heute. Man hat uns die Verantwortung für die Weiterentwicklung der Technologie übertragen.«
    »Das ist ein Trost, doch darauf wollte ich nicht hinaus. Hätten diese Verurteilten nicht eigentlich wiederbelebt werden sollen?«
    »Sie hatten zu schwere Schädigungen erlitten«, sagte Ward. »Wir konnten nur noch die Organe retten.«
    »Es macht mir Sorgen«, beharrte Stone. »Kein einziges Urteil in den letzten zwanzig Jahren aufgehoben. Entweder ist dies ein bewundernswerter Rekord …«
    »Stone, um Himmels willen! Hätten wir vielleicht ein paar Unschuldige verurteilen sollen, nur um Sie mit deren Wiederbelebung zufrieden zu stellen? Können Sie mir auch nur ein einziges Urteil zitieren, das wir hätten revidieren sollen?«
    »Beispielsweise den Fall Hovestraydt City gegen Matheson & Co.«, antwortete Stone kalt. »Sie finden die Akte im Speicher des Zentralcomputers.«
    Und alle stöhnten.
     
    Ich hätte mir keine bessere Ablenkung von Naomi wünschen können als die folgenden vier Tage.
    Wir verbrachten viele Stunden mit Diskussionen. Wir benötigten einen vollen Tag für den Fall Hovestraydt City gegen Matheson & Co., ganz zu schweigen von der Nacht, die ich damit verbrachte, mich mit der Akte vertraut zu machen. Angeblich war die Sorglosigkeit der Firma verantwortlich für den Blow-out von 2107. Zwei Angestellte von Matheson & Co. waren in die Organbänke gewandert. Penzler und ich bewegten Mitchikov zu dem vertraulichen Eingeständnis, daß sie möglicherweise Sündenböcke gewesen waren und daß man den Fall vielleicht wieder hätte aufrollen müssen, nachdem die öffentliche Hysterie abgeklungen war. Offiziell jedoch … hatte er nichts dazu zu sagen.
    Nach den Sitzungen verfolgte ich im Fernseher die Nachrichtensendungen. Es war einen Versuch wert, mich mit der lunaren Kultur vertraut zu machen, doch die Kommentatoren der Lunies machten es einem nicht gerade leicht. Sie benutzten einen unvertrauten Slang, sie lieferten exzessive Details, und sie leierten in eintönigem Tonfall vor sich hin.
    Abends traf ich mich mit Stone und Budrys zu politischen Diskussionen.
    Die Belter waren überzeugt von ihrem Recht, nein, von ihrer Verpflichtung, die lunare Rechtsprechung humaner zu gestalten. Der Mond war anderer Auffassung. Ich führte ein langes Telefonat mit Luke Garner, um mir Instruktionen geben zu lassen. Ich bekam nicht mehr aus ihm heraus, als daß die ARM jede Entscheidung unterstützen würde, die ich fällte.
    Also schlug ich mich auf die Seite von Budrys und Stone. Für uns hatten die Gesetze auf dem Mond zwar ihre Eigenheiten, doch sie erschienen uns nicht übermäßig hart. Jede Kultur besaß das Recht, die eigene Identität zu wahren – eine Haltung, die man von einem Klub erwarten konnte, dessen Mitglieder seit mehr als zweihundert Jahren mit Worten, Waffen und ökonomischen Zwangsmaßnahmen gegeneinander gekämpft hatten. Der Geist, der die Menschheit das gesamte Sonnensystem in Besitz hatte nehmen lassen, hätte bei den Beltern die gleiche Haltung hervorrufen müssen, und das sagte ich während einer morgendlichen Sitzung auch. Ich wurde ausgebuht.
    Hinterher kam Chris Penzler zu mir. Er bewegte sich nicht länger wie ein Krüppel, und ein Teil des Schaumverbands hatte sich von seiner Brust gelöst. Darunter war nackte rosige Haut zum Vorschein gekommen, eingerahmt von dichter schwarzer Behaarung. Er war inzwischen fröhlicher gestimmt als noch wenige Tage zuvor. »Kansas-Boy«, sagte er zu mir, »Sie wollen die Vielfalt im Belt nicht wahrhaben. Sie haben selbst Bräuche erlebt, die sich von denen in Kansas unterscheiden. Was würde mit einer Belterin passieren, die ihre Kinder in Schwerelosigkeit aufziehen möchte? Wie verfahren Belter mit einem Schürfer, der seine Ausrüstung verkommen läßt? Oder mit einem Spitzel?« Er klopfte sich an den Kopf, wo die Überreste seines Belterkamms anfingen. »Wir alle schneiden unsere Haare auf die gleiche Art und Weise. Sagt Ihnen das nicht irgendwas?«
    »Sollte es zumindest«, gestand ich ein. »Wir Mitglieder des Komitees sind alle auf die eine oder andere Weise Politiker, nicht wahr? Natürliche Besserwisser. Aber was wäre, wenn die Vereinten Nationen sich in die Gesetzgebung des Belt einmischen würden?«
    Er lachte und meinte: »Darüber muß man doch wohl nicht lange nachdenken!«
    »Zu wahr! Das muß man nicht. Aber es ist geschehen, und als Konsequenz davon haben Sie sich von der Erde

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