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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Tscherenkow-Strahlung und auch nichts von meinem eigenen Schild. Was, wenn ich eine Radpanne hatte? Vielleicht war der Shreveschild ja sicher, aber wie sorgfältig war Shreve Development beim Zusammenbau von so einfachen, fließbandgefertigten Komponenten wie den Rädern und den Nabenmotoren zu Werke gegangen? Ich konnte den Mark 29 auf keinen Fall verlassen, ohne von der Strahlung gegrillt zu werden …
    Dumm gelaufen. Ich mußte es halt darauf ankommen lassen. Hecate und ich hatten den Einsatz wahrscheinlich zu sehr auf die leichte Schulter genommen. Warum nur macht Strahlung die Menschen so nervös?
    Ich hielt ein kleines Stück vor dem merkwürdigen Druckanzug an. In der Umgebung gab es keinerlei Radspuren, nur die Abdrücke der fremden Stiefel und Handschuhe im Staub. Der oder die Tote hatte im Staub gescharrt, das war nicht zu übersehen. Ich umfuhr die Stelle mit laufender Kamera in einem weiten Halbkreis. Dann fuhr ich so nah heran, wie es ging, und senkte den Mark 29 auf seinen Ständer.
    Bisher hatte ich nicht feststellen können, ob in dem Anzug überhaupt jemand steckte oder ob er am Ende leer war. Die einzigen Markierungen waren die üblichen farbkodierten Pfeile und Piktogramme: Instruktionen für Neulinge. Sie wirkten verblaßt.
    Ich verspürte keine große Lust, aus meinem Fahrzeug auszusteigen. Wenn ich nämlich wieder in das Fahrzeug stiege, so würde ich den radioaktiven Staub auf meinen Stiefeln mit in das Abschirmungsfeld schleppen. Aber wenn ich mich mit Beinen und Händen am Gehäuse des Mark 29 festklammerte, so konnte ich mich weit hinausbeugen und mit meinem imaginären Arm in das Innere des Anzugs greifen.
    Es war ein Gefühl, als streckte man die Hand in einen Tümpel, der vor Pflanzen überquoll. Meine Finger glitten durch unterschiedliche Materialien. Jepp. Es steckte jemand drinnen.
    Der Leichnam war dehydriert. Fäulnis war nicht festzustehen, und dafür verspürte ich Dankbarkeit. Vielleicht war der Anzug undicht geworden? Die Brust … eine Frau?
    Ich griff um den Leichnam herum und betastete vorsichtig das Gesicht. Es war vertrocknet und alt. Ich schnitt eine Grimasse und ließ meine tastenden imaginären Finger über Brust, Torso und Unterleib gleiten.
    »Gil, alles in Ordnung?«
    »Sicher, Hecate. Ich benutze meine Begabung, um soviel herauszufinden, wie von hier aus möglich.«
    »Ich dachte nur, weil Sie seit einer ganzen Weile nichts mehr gesagt haben. Was für eine Begabung überhaupt?«
    Ich weiß im Voraus nie, wie ein Fremder reagiert, wenn ich davon spreche. »Ein wildes Talent. Ich verfüge über psychokinetische Kräfte und ein wenig ESP. Alles in allem bin ich imstande, mit einem imaginären Arm und einer ebensolchen Hand in einer verschlossenen Kiste umherzutasten oder kleine, leichte Dinge zu bewegen. Reicht Ihnen das als Erklärung?«
    »Selbstverständlich. Und was haben Sie bis jetzt herausgefunden?«
    »Der Leichnam gehört einer Frau. Hecate, sie ist noch keiner als ich.«
    »Eine Flatlanderin.«
    »Sehr wahrscheinlich. Keine Zeichnung auf dem Anzug. Die Verwesung ist nicht sehr weit fortgeschritten, aber die Tote ist ausgetrocknet wie eine Mumie. Wir sollten den Anzug auf ein Leck überprüfen.« Ich setzte meine Suche fort, während ich redete. »Sie ist am ganzen Leib mit medizinischen Sensoren bedeckt. Große, altmodische Dinger. Vielleicht können wir herausfinden, wann sie gebaut wurden. Ihr Gesicht fühlt sich an, als sei es zweihundert Jahre alt, aber das besagt überhaupt nichts. Die Lufttanks sind natürlich leer. Der Luftdruck im Anzug ist nahezu Null. Bisher habe ich noch keinerlei äußere Verletzung entdecken können. Hoppla!«
    »Gil?«
    »Das Ventil für ihre Sauerstoffzufuhr ist bis zum Anschlag aufgedreht!« Kein Kommentar.
    »Ich gehe jede Wette ein, es war ein Leck. Ich wette sogar, daß das Leck ihr zum Verhängnis wurde, bevor die Strahlung stark genug war.«
    »Aber was zur Hölle hat sie hier gewollt?«
    »Merkwürdig, daß wir den gleichen Gedanken haben. Hecate, soll ich den Leichnam einsammeln?«
    »Ich will ihn auf gar keinen Fall in meinem Frachtraum! Gil, und wir wollen ihn auch nicht im Mark 29. Wenn Sie gestatten, daß ich die Waldoschlepper wieder aktiviere, dann kann ich einen zu der Leiche steuern und sie auf diese Weise bergen.«
    »Dann fangen Sie an.« Ich rollte an der toten Frau vorbei und bemühte mich, nicht auf die Fußabdrücke zu treten, die nach Nord-Nordost davonführten, aber mit meinem Blick folgte ich den

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