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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Spuren.
    … Sie war durch einen Krater gehüpft, der mit Ausnahme der Sonne selbst und vielleicht noch des Merkur der radioaktivste Platz im gesamten Sonnensystem war. Hatte sie vor Angst den Verstand verloren? Selbst wenn keiner der Container ein Leck hatte, war es ein wahnwitziges Unterfangen, die Sauerstoffzufuhr auf volle Leistung zu schalten und nichts für später aufzubewahren, um dann wie eine verdammte Seele auf der Flucht vor der Hölle auf den Kraterrand zuzulaufen. Was um alles in der Welt hatte sie überhaupt im Krater gesucht?
    Ich hielt an. »Hecate?«
    »Hier. Ich habe die Waldos in Gang gesetzt. Soll ich Ihnen einen schicken?«
    »Ja. Hecate, sehen Sie, was ich sehe? Ich meine die Fußabdrücke?«
    »Sie hören einfach auf.«
    »Mitten im Del Rey?«
    »Also schön, was sehen Sie?«
    »Sie fangen hier in der Mitte an, und sie liegen gleich von Anfang an so weit auseinander, daß die Tote gerannt sein muß. Sie hat die Hälfte der Strecke bis zum Rand geschafft. Nach der Art und Weise zu urteilen, wie mein Strahlungssensor ausschlägt, ist sie unterwegs halb gegrillt worden.«
    Ich steuerte zu der Stelle zurück, an der ich den Leichnam liegen gelassen hatte. In meinem Rückentornister steckte ein Nachrichtenlaser. Ich zog ihn hervor und verbrachte die nächsten Minuten damit, die Umrisse der Toten in den Staub zu brennen.
    »Hecate, wie schnell sind die Waldos?«
    »Nun ja, die Schlepper sind nicht gerade auf Geschwindigkeit ausgelegt. Es ist viel wichtiger, daß sie nicht umkippen, aber fünfundzwanzig Kilometer pro Stunde sind in der Ebene drin. Gil, der Waldo ist in zehn Minuten bei Ihnen. Wie hält sich Ihr Schild?«
    Ich blickte auf die Strahlungsanzeigen. Rings um mich herum toste eine radioaktive Hölle, doch so gut wie nichts davon durchdrang den Schild. »Was auch immer die Instrumente messen, wahrscheinlich hatte ich es schon an den Schuhsohlen, bevor wir hier angekommen sind. Von außerhalb des Kraters, meine ich. Trotzdem würde ich lieber jetzt als gleich verschwinden.«
    »Gil, richten Sie die Helmkamera auf die Stiefel.«
    Ich steuerte den Mark 29 in Position und beugte mich weit hinaus, um auf die Stiefel der Toten zu sehen. Ohne Hecates Vorschlag wäre ich vielleicht nie auf den Gedanken gekommen. Die Stiefel waren weiß. Keine Verzierungen, keine eigenen Veränderungen. Schwere, massive Stiefel mit dicken Sohlen gegen die lunare Hitze und Kälte, breite Sohlen, um im lunaren Staub laufen zu können. Sie waren wie für den Mond gemacht … natürlich waren sie für den Mond gemacht, selbst wenn sie irgendwo auf der Erde produziert worden waren.
    »Und jetzt bitte das Gesicht. Je früher wir herausfinden, wer sie war, desto besser.«
    »Sie liegt mit dem Gesicht nach unten.«
    »Fassen Sie den Leichnam nicht an«, sagte Hecate hastig. »Warten Sie, bis der Waldo da ist.«
    Ich verbrachte einen Teil meiner Wartezeit damit, ein Seil unter dem Anzug hindurchzuziehen. Dann wartete ich nur noch.
    Ein paar Gelenkarme auf einem Traktorfahrwerk holperten auf mich zu. Das Ding durchquerte Krater um Krater, als tanzte es auf den Wellen eines Ozeans. Der Anblick machte mich unruhig … aber vielleicht lag das auch an der Strahlung. Die Zähler zeigten jedenfalls nichts an. Ich beobachtete, wie der Waldo sich näherte.
    »Ich drehe sie zunächst einmal um«, meldete sich Hecate in meinem Helm. Metallarme, die ein wenig länger waren als meine Arme aus Fleisch und Vorstellungskraft, griffen nach der Toten. Ich hob das Seil. Die Greifer packten den Druckanzug von oben und unten und drehten die Gestalt herum.
    »Halt, bleiben Sie in dieser Stellung«, sagte ich.
    »In Ordnung.«
    Drei Zentimeter von ihrer Helmscheibe entfernt konnte ich immer noch nichts sehen. Vielleicht konnte es die Kamera, in dem einen oder anderen Frequenzbereich. »Wahrscheinlich sind ihre Fingerabdrücke noch zu entziffern«, sagte ich, »außerdem können wir eine Probe von ihrer DNS nehmen. Retinamuster existieren sicher nicht mehr.«
    »Ja.« Der Schlepper zog sich ein Stück zurück und wartete dann. »Versuchen Sie sich einen Überblick über die Stelle zu verschaffen, wo die Tote gelegen hat«, sagte Hecate, doch ich war längst dabei. »Können Sie nicht näher ran? Ja, so ist’s gut. Kommen Sie jetzt zurück, Gil. Sie müssen nicht auf den Waldo warten.«
     
    Ich kam an einem zweiten Waldo vorbei, der gerade einen Container barg. Ein dritter kroch ein Stück weit vor mir über den Kraterrand. Ich folgte ihm über

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