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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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zur Tür herein. »Meine Runde«, sagte er. »Versuchen Sie erst gar nicht, mit mir zu diskutieren. Sie kommen ja nicht einmal an Ihre Geldbörse heran.«
    Das würden wir erst noch ausdiskutieren müssen.

 
DIE WEHRLOSEN TOTEN
(THE DEFENSELESS DEAD)
     
     
    Die Toten lagen Seite an Seite unter dem Glas. Vor langer Zeit, in einer Welt mit mehr Raum, hatte jeder dieser Älteren in seinem eigenen doppelwandigen Sarg gelegen. Jetzt lagen sie Schulter an Schulter, in mehr oder weniger chronologischer Reihenfolge, mit dem Gesicht nach oben, und die Gesichtszüge waren deutlich durch dreißig Zentimeter flüssigen Stickstoffs und zwei dicke Glasscheiben hindurch zu erkennen.
    Andernorts in dem großen Gebäude trugen einige der Schläfer Kleidung, die formelle Staffage aus einem Dutzend verschiedener Zeitalter. Auf einer anderen Etage ruhten die Schläfer in ihren langen Tanks – teils durch Kosmetika verschönt, die den tiefen Temperaturen standzuhalten vermochten, teils mit einer Art fleischfarbenen Wachses bestrichen, das tiefe, große Wunden ausfüllte und abdeckte. Eine merkwürdige Praxis, doch sie war gegen Mitte des letzten Jahrhunderts aus der Mode gekommen. Schließlich planten alle diese Schläfer, eines Tages wieder unter die Lebenden zurückzukehren. Ihre Wunden sollten auf den ersten Blick sichtbar sein.
    Bei diesen hier waren sie das.
    Sie alle stammten aus den letzten Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts, und sie sahen schlimm aus. Einige waren eindeutig nicht mehr zu retten; Unfallopfer, die nach ihrem letzten Willen nichtsdestotrotz in die Kältekammern gebracht worden waren. Jeder der Schläfer trug eine Plakette, auf der zu lesen stand, was mit seinem Körper oder Geist nicht in Ordnung war, und zwar in einer kleinen und archaischen Schrift, die beinahe unleserlich war.
    Sie alle waren von Krankheit oder Unfällen gezeichnet, und sie alle trugen in den Gesichtern den gleichen Ausdruck geduldiger Resignation. Ihr Haar hatte sich mit der Zeit aufzulösen begonnen. Es lag in einem dicken grauen Halbmond um jeden der Köpfe.
    »Die Menschen nannten sie Korpsikel, die gefrorenen Toten. Oder auch Homo knacksiens. Sie können sich leicht vorstellen, was passiert, wenn Sie einen von ihnen fallen lassen.« Mister Restarick lächelte nicht. Diese Menschen fielen in seinen Verantwortungsbereich, und er nahm seine Aufgabe ernst. Seine Augen schienen mehr durch mich hindurch denn auf mich zu blicken, und seine Kleidung war mindestens zehn, wenn nicht gar fünfzig Jahre aus der Mode. Offenbar ging er selbst nach und nach hier in der Vergangenheit verloren. »Wir haben über sechstausend von ihnen hier«, sagte er. »Glauben Sie, daß wir sie jemals wieder zum Leben erwecken werden?«
    Ich war ein ARM: vielleicht wußte ich mehr. »Glauben Sie daran?«
    »Manchmal frage ich mich wirklich.« Er senkte den Blick. »Nicht bei Harrison Cohn. Sehen Sie ihn an. Aufgerissen, wie er ist. Und diese Frau dort, das halbe Gesicht weggeschossen; sie würde nur noch dahinvegetieren, wenn man sie auftaute. Die Späteren sehen nicht so schlimm aus, aber bis zum Jahr 1989 durften die Ärzte nur Menschen einfrieren, die bereits klinisch tot waren.«
    »Das ergibt doch keinen Sinn. Warum durften sie denn nicht?«
    »Man hätte sie wegen Mordes vor Gericht gestellt. Und das, obwohl sie damit eigentlich Leben gerettet hätten.« Er zuckte ärgerlich die Schultern. »Manchmal brachten sie das Herz eines ihrer Patienten zum Stillstand und belebten es dann wieder, nur um den gesetzlichen Vorschriften zu genügen.«
    Das allerdings ergab einen Sinn. Ich wagte nicht, laut aufzulachen. Ich zeigte auf einen Korpsikel. »Was ist mit diesem dort?«
    Er war ein langgliedriger Mann von vielleicht fünfundvierzig Jahren, scheinbar gesund, ohne jegliche äußere Verletzung, sei es durch Gewalt noch sonst wie. Das lange, schmale Gesicht trug noch immer einen befehlsgewohnten Ausdruck, obwohl die tief in den Höhlen ruhenden Augen fast geschlossen waren. Die schmalen Lippen waren leicht geöffnet und entblößten zwei Zahnreihen, die offensichtlich nach altmodischer Art von Klammern gerichtet worden waren.
    Mister Restarick warf einen Blick auf die Plakette. »Levitikus Hale. 1991. Oh ja. Hale war ein Paranoiker. Er war, glaube ich, der erste Mensch, der je aus einem Grund wie diesem eingefroren wurde. Und sie haben damals richtig vermutet. Würden wir ihn heute wiederbeleben, könnten wir ihn heilen.«
    »Falls wir es täten.«
    »Es gibt

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