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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Wohnzimmer.
    Es sah aus, als hätte sich jemand einen Jux erlaubt.
    Der Indoor-Grasteppich bedeckte den gesamten Fußboden von Sinclairs Wohnzimmer, von einer Wand zur anderen. In einem perfekten Kreis von vierzehn Fuß Durchmesser, zwischen Sofa und offenem Kamin, war das Gras braun und tot. Überall sonst war es grün und saftig.
    Die Mumie eines Mannes, gekleidet in eine fleckige weite Hose und einen Rollkragenpullover, lag mitten in dem Kreis auf dem Rücken. Auf den ersten Blick schätzte ich, daß er seit mindestens sechs Monaten tot sein mußte. Er trug eine schwere Armbanduhr mit einer Reihe zusätzlicher Zeiger auf dem Zifferblatt sowie ein Armband aus feinem Platingewebe, beides lose um Handgelenke, die aus nichts als brauner Haut und Knochen bestanden. Sein Hinterkopf war zerschmettert, wahrscheinlich durch den klassischen stumpfen Gegenstand, der direkt neben dem Toten lag.
    Wenngleich der Kamin unecht war – er mußte unecht sein; kein Mensch verbrannte heutzutage noch echtes Holz –, so war das Kaminbesteck echt. Antiquitäten aus dem neunzehnten oder zwanzigsten Jahrhundert. Und ein Stocheisen fehlte im Gestell. Der Stocher lag in dem Kreis aus braunem Gras, direkt neben der verwesten Leiche.
    Der schimmernde Apparat stand genau im Zentrum des magischen Kreises.
    Ich wollte einen Schritt vortreten, doch eine Stimme hielt mich auf: »Treten Sie nicht in diesen Kreis! Es ist gefährlicher, als es vielleicht aussieht.«
    Ich wandte mich zu dem Sprecher um; ich kannte den Mann. Es war Officer Valpredo, ein hochgewachsener Bursche mit kleinem, schmalem Mund und dem langen, schmalen Gesicht eines Italieners.
    »Ich finde schon, daß es gefährlich aussieht«, antwortete ich.
    »Das ist es auch. Ich habe die Hand hineingestreckt, direkt nachdem wir hier angekommen sind«, sagte er. »Ich dachte, ich könnte den Schalter betätigen und das Ding deaktivieren. Mein ganzer Arm war plötzlich taub. Ganz plötzlich. Ich habe überhaupt nichts mehr gespürt. Ich riß ihn sofort zurück, doch es hat bestimmt noch eine Minute gedauert, bis ich wieder etwas spüren konnte. Wirklich vollkommen taub, wie totes Fleisch. Als ich wieder etwas fühlen konnte, war es wie tausend Nadeln. Als wäre er eingeschlafen.«
    Der Beamte, der mich in Empfang genommen hatte, war inzwischen fast mit dem Zusammenbau seiner Hochseeangel fertig.
    Ordaz deutete in den Kreis. »Nun, Gil? Haben Sie je so etwas gesehen?«
    Ich schüttelte den Kopf, während ich unverwandt auf die violett schimmernde Maschinerie starrte. »Was auch immer das da darstellen soll, es ist absolut neu. Diesmal hat Sinclair es tatsächlich geschafft.«
    Das Gerät bot einen seltsamen Anblick: Eine unregelmäßige Reihe von Magnetspulen, die mit improvisierten Verankerungen auf einem Plastikrahmen saßen. Blasen auf dem Gehäuse markierten Stellen, an denen andere Objekte angebracht und später entfernt worden waren. Ein Brotbrett trug massive Verdrahtungen. Die Maschine enthielt sechs große, parallel geschaltete Batterien und ein fremdartiges, merkwürdig geformtes Teil aus einem Material, das, wie wir später herausfinden sollten, reinstes Silber war. An drei Stellen waren Drähte befestigt. Das Silber war stark angelaufen, beinahe schwarz, und an den Rändern befanden sich alte Kratzer und Feilspuren.
    Fast im Zentrum der Anordnung, direkt vor der silbernen Skulptur, saßen zwei weitere Magnetspulen, konzentrisch und in einen transparenten Block aus Kunststoff eingelassen. Sie schimmerten in einem tiefen Blau, das in Violett überging. Das gleiche galt für die Batterien.
    Der Rest der Maschinerie schimmerte in einem unauffälligen Violett, das intensiver wurde, je weiter innen die Bestandteile saßen.
    Dieser Schimmer bereitete mir mehr Sorgen als alles andere. Er war zu theatralisch. Wie etwas, das ein Spezialist für Tricktechnik einer billigen Horrorkulisse hinzugefügt hatte, um den Eindruck zu erwecken, es handele sich um das Labor eines irren Wissenschaftlers.
    Ich umrundete den Kreis, um die Uhr des Toten genauer in Augenschein zu nehmen.
    »Bleiben Sie mit dem Kopf aus dem Feld!« warnte mich Valpredo erschrocken.
    Ich nickte und ging außerhalb des Randes aus totem Gras in die Hocke.
    Die Uhr des Toten raste wie verrückt. Der Minutenzeiger beschrieb alle sieben Sekunden eine volle Umdrehung. Der Sekundenzeiger war überhaupt nicht zu erkennen.
    Ich zog mich wieder von dem Kreis aus totem Gras zurück und stand auf. Ein interstellarer

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