Ringwelt 07: Die Welt der Ptavvs

Titel: Ringwelt 07: Die Welt der Ptavvs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven

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strömten aus dem Bauch des Schiffes und trieben es zu immer höherer Geschwindigkeit an.

    Es war eine wunderbare Nacht. Jahre waren vergangen, seit Garner zum letzten Mal die Sterne gesehen hatte; in den Städten vermochte ihr Licht den Smog nicht zu durchdringen, und die beiden amerikanischen Kontinente waren fast ausschließlich mit Stadtgebiet überzogen. Und schon bald würde er die Sterne so klar sehen, wie schon seit einem halben Jahrhundert nicht mehr. Die Luft war wie der Atem des Teufels. Garner war schweißüberströmt, und für Anderson und Neumuth galt das gleiche.
    »Ich sage immer noch, daß wir das allein tun könnten«, bemerkte Anderson.
    »Sie wissen doch gar nicht, wonach Sie suchen sollten«, konterte Garner. »Ich habe dafür trainiert. Seit Jahrzehnten lese ich schon Science-Fiction. Seit Jahrhunderten! Neumuth, wo gehen Sie hin?«
    Neumuth, der kleine Dunkle, hatte sich umgedreht und ging davon. »Zeit, sich anzuschnallen«, rief er über die Schulter zurück. »Bon voyage!«
    »Er geht nach vorne ins Boostercockpit«, erklärte Anderson. »Wir beide steigen ins Schiff.«
    »Oh, ich wünschte, ich könnte es besser sehen. Es scheint nur ein einziger großer Schatten zu sein.«
    Der Schatten besaß einen großen Buckel und erweckte den Eindruck, als sei das Schiff lediglich ein Papierflugzeug, auf das man eine Eidechse gesetzt hatte. Tatsächlich handelte es sich bei dem ›Papierflieger‹ um einen Raketen-Rammjet, dessen Triebwerk mit flüssigem Wasserstoff angetrieben wurde. Der schlanke Zylinder auf seinem Rücken war ein fusionsgetriebener, militärischer Rettungskreuzer, in dem zwei Mann Platz fanden.
    Das Fusionstriebwerk in der Erdatmosphäre zu benutzen, wäre ein Kapitalverbrechen gewesen. Mit ihrem Start vor achtzehn Stunden hatten Masney und Kzanol/Greenberg zwölf lokale Gesetze, fünf supranationale Verordnungen und den Vertrag mit dem Belt gebrochen.
    Ein anderes Schiff hob donnernd ab. Garner blinzelte ob der unvermittelten Helligkeit des Triebwerksstrahls. »Das war unser Rendezvousschiff«, erklärte Anderson in nüchternem Tonfall.
    Luke war es leid, dumme Fragen stellen zu müssen. Er beschloß, Anderson nicht zu mögen. Wenn der Junge meinte, ihm die Notwendigkeit eines Rendezvousschiffes erklären zu müssen, dann sollte er doch.
    Sie hatten das untere Ende der langen, automatischen Gangway erreicht. »Ich treffe Sie dann oben«, sagte Garner und griff in seinen Aschenbecher. Anderson riß erstaunt die Augen auf und sprang zur Seite, als der Stuhl des behinderten alten Mannes sich plötzlich in eine fliegende Untertasse verwandelte. Ein Mitglied der Technologiepolizei, das ein illegales Fluggerät verwendete? Ein ARM?
    Anderson stieß einen leisen Pfiff aus und betrat die Rolltreppe. Vielleicht würde diese Reise doch noch lustig werden.
    »Lassen Sie den Stuhl einfach auf der Plattform stehen«, sagte er, nachdem er oben angekommen war. »Wir haben arrangiert, daß man ihn zum örtlichen Struldbrugs bringt. Sie werden schon auf ihn aufpassen. Ich werde Sie hineintragen, Sir.«
    »Nehmen Sie meinen Medizinkoffer. Ich werde selber gehen«, erwiderte Garner. Und das tat er auch. Zwar schwankte er und mußte sich ständig abstützen, aber er tat es. Er schaffte es kaum bis zu seinem g-Stuhl. Anderson folgte ihm mit dem Medizinkoffer und überprüfte Garners Crashnetz, bevor er sein eigenes anlegte.
    »Neumuth? Wir sind fertig«, sagte Anderson in die Luft hinein. Dann erklärte er Garner: »Das andere Navyschiff trug ein Bündel Feststoffraketen so groß wie dieses Schiff. Sie können nach dem Start abgestoßen werden. Wir haben nicht mehr Energie als die Golden Circle, und die ist uns anderthalb Tage voraus; also werden wir unsere Feststoffraketen nicht abstoßen, sondern ausbrennen, um zusätzlichen Schub zu gewinnen. Das ist zwar Verschwendung, aber wenn es funktioniert …«
    »… dann ist es gut«, beendete Garner den Satz für ihn. Seine Stimme klang verzerrt vom Druck des Linearbeschleunigers. Insgesamt fünf Sekunden nahm der Druck kontinuierlich zu; dann zündeten die Raketen, und sie waren auf dem Weg.
    Zwei Tage lang würden sie bei unangenehmen 2g beschleunigen müssen, um als erste ihr Ziel zu erreichen, dachte Garner, der in seinen Stuhl gepreßt wurde. Am Ende der Reise würden seine alten Knochen ziemlich mitgenommen sein. Bereits jetzt vermißte er die Gimmicks, die er sich in seinen Rollstuhl hatte einbauen lassen. Dieser Trip würde bestimmt kein Spaß