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Ringwelt

Titel: Ringwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Blome
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Art sie war. Um Sklaven
zu bekommen? Für medizinische Experimente? Zahlreiche Möglichkeiten
stiegen ihr ins Bewusstsein. Energisch schüttelte sie mit dem Kopf um
diese Gedanken wieder zu vertreiben. Sie würde diese Frage nicht selbst
beantworten können. Sie hatte nur die eine Chance dem ungewissen
Schicksal zu entgehen indem sie von diesem Ort floh. Und dazu hatte sie
just vielleicht ein Möglichkeit gefunden. Ein Fenster führte immer
irgendwo hin. Vielleicht führt sie dieses hier in die Freiheit.
    Sie wischt über
das Fenster aber es bleibt so trübe wie bisher. Erst als sie mit etwas
Spucke Flüssigkeit auf die trockene Schicht bringt kann sie es klar
bekommen. Aber es ist sehr mühsam und sie braucht viel Spucke dazu.
Nachdem das Fenster immer klarer wird sieht sie eine Aussicht dahinter die
sie noch nie erblickt hat. Singha sieht von Unten her Bäume die rund
Hundert bis Zweihundert Meter in die Höhe wachsen. In die Höhe? Sie
steht aufrecht vor dem Fenster und die Bäume wachsen zu ihr Waagerecht
empor! Verblüfft wandert ihr Blick von einem Baum zum anderen weiter. Es
sind viele Bäume die sie sieht. Einen ganzen Wald davon. Und so langsam
wird ihr klar auf was sie da blickt.
    Es ist die
Innenseite einer der zylindrischen Speichen die den Torusring der Ringwelt
mit der zentralen Nabenkugel verbinden. Die Bäume wachsen hier senkrecht
aus der Wand. Erst jetzt wird ihr so richtig bewusst das sie schon die
ganze Zeit über kaum Schwerkraft verspürt hatte. Etwa ein viertel der
irdischen Schwerkraft vermutet sie. Als sie in der Nabenkugel gelandet
waren hatte es dort nur die Fliehkraft gegeben die durch die Rotation der
Ringwelt erzeugt worden war. Und das war in dem Nabenkugelraumhafen nicht
viel gewesen. Erst als sie genauer hinsah erkannte sie das die Bäume sich
tatsächlich leicht mit den Wipfeln nach unten neigten. Der Fliehkraft,
die durch die Rotation der Ringwelt aufgebaut wurde, gehorchend. Es war
nicht viel so das sie daraus schloss, das sie sich knapp unterhalb der
Nabenkugel in einer der Speichen befinden musste. Weiter unten in der
Speiche müsste die Krümmung der Bäume noch weiter zunehmen falls es
dort auch Bäume geben sollte. Vielleicht wuchsen sie ja nur hier oben in
dem niedrigen Gravitationsbereich.
    Das runde Fenster
bietet zwar nur eine Fluchtweg in ein Gebiet das ihr auch unbekannt ist
aber es bietet ihr immerhin die Möglichkeit dieses Zoo-Gefängnis zu
verlassen. Singha untersucht das Fenster genau. Es scheint sich um eine
Glas- oder Plastikscheibe unbekannten Materials zu handeln das ohne eine
Naht in den Rahmen eingepasst wurde. Es gibt keinen Ritz den man ausnutzen
könnte um einen Gegenstand hinein zu bringen um ihn dann als Hebel zu
benutzen. Sie versucht es mit einer scharfen Steinkante aber weder der
Rahmen noch das Fenster selbst lassen sich einritzen. Auch Schläge auf
das Fenster selbst bringen keinen Erfolg. Entmutigt gibt Singha nach
stundenlangen versuchen schließlich auf. Hier gibt es kein Durchkommen.
Nur der Blick nach Draußen. Türen hat dieser Raum auch keine wie sie
schnell feststellt. Wahrscheinlich war er vor langer Zeit einmal
verschlossen worden und viel dann dem Vergessen anheim.
    Sie kehrt in ihre
Schlafhöhle zurück und verschließt die Öffnung zu dem geheimen
Fensterraum so gut es geht. Die Kugelwesen sollen nicht wissen das sie ihn
entdeckt hat. Wer weis, vielleicht findet sich ja doch irgendeine Möglichkeit
ihn zu nutzen. Und sein es nur um sich zu verstecken wenn eine Gefahr
auftreten sollte. Ein Eindringen des großen Käfers aus dem benachbarten
Biotop zum Beispiel. Denn auch dieses Käferwesen schien ein gefangener
der Kugelwesen zu sein.
    In den nächsten
Monaten sitzt Singha sehr oft vor dem Fenster und sieht hinaus in die
Freiheit. Ihr Bauch ist durch die Schwangerschaft schon sehr geschwollen.
Sie schätzt das sie sich im fünften oder sechsten Monat ihrer
Schwangerschaft befinden muss. Das hineinklettern in den geheimen
Fensterraum bereitet ihr immer mehr Mühe. Aber sie nimmt sie fast jeden
Tag auf sich. Der Blick in die Freiheit hält sie von dem Wahnsinn ab der
ihr in ihrem Biotop droht. Eine Bewegung im waagerechten Wald holst sie
aus ihren Gedankengängen.
    Irgendetwas
klettert vor ihrem Fenster durch die Baumwipfel und bringt sie zum
schwingen. Gespannt sieht genau hin. Dann sieht sie es deutlich auf einem
Ast sitzen. Es sieht aus wie ein Affe von Daheim. Ein Rhesusäffchen wie
sie es schon einmal in der Vergangenheit in einem Zoo

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